Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen
und öffnete sie. Sie war halb voll mit Visitenkarten. Er nahm eine heraus und sah sie an.
Nicole R. James
Leiterin des firmeneigenen Nachrichtendienstes
Pressesprecherin
Amedeo Technologies Santa Monica, Kalifornien
Nach einer Weile legte er die Karte in die Schachtel und die Schachtel in die Schublade zurück. Er stand auf und ging zu den Aktenschränken an der Wand gegenüber dem Schreibtisch.
Sie hatte auf schriftlichen Kopien aller nachrichtendienstlichen Unterlagen bestanden. Es gab vier Doppelschubschränke. Pierce holte seine Schlüssel heraus und schloss mit einem davon ein Schubfach mit der Aufschrift BRONSON auf. Er zog das Schubfach heraus und nahm den blauen Ordner – in Nicoles Ablagesystem war die aktuellste Akte über einen Konkurrenten blau. Er öffnete den Ordner und überflog die Ausdrucke und eine Kopie eines Zeitungsausschnitts aus dem Wirtschaftsteil der San Jose Mercury News . Bis auf den Zeitungsausschnitt kannte er bereits alles.
Es war eine kurze Meldung über einen seiner Hauptkonkurrenten auf dem privaten Forschungssektor, der eine beträchtliche Finanzspritze erhielt. Sie war zwei Tage zuvor datiert. In groben Zügen war er bereits über den Deal unterrichtet worden – von Nicole. In der Hightechszene verbreiteten sich Neuigkeiten schnell. Wesentlich schneller als über die Medien. Aber die Meldung war eine Bestätigung von allem, was er schon gehört hatte – und noch einigem anderen.
Bronson Tech erhält Unterstützung aus Japan
Von Raoul Puig
Das in Santa Cruz ansässige Unternehmen Bronson Technologies ist eine Partnerschaft mit der japanischen Tagawa Corporation eingegangen, die das molekularelektronische Forschungsprojekt der Firma finanziell unterstützen wird. Dies haben beide Unternehmen am Mittwoch bekannt gegeben.
Tagawa hat sich vertraglich verpflichtet, in den nächsten vier Jahren sechzehn Millionen Dollar an Forschungsgeldern für das Projekt zur Verfügung zu stellen, wofür das japanische Unternehmen einen zwanzigprozentigen Anteil an Bronson erhält.
Laut Aussagen von Elliot Bronson, dem Vorstandsvorsitzenden des vor sechs Jahren gegründeten Unternehmens, wird seine Firma dank dieses Kapitals in dem mit Spannung verfolgten Wettrennen um die Entwicklung des ersten Molekularcomputers die Führung übernehmen. Neben Bronson Tech und einer Reihe weiterer privater Unternehmen arbeiten auch Universitäten und Regierungsbehörden fieberhaft daran, einen Arbeitsspeicher (RAM) auf Molekularbasis zu entwickeln und ihn mit einer integrierten Schaltung zu koppeln. Obwohl manche die praktische Umsetzung von molekularer Computertechnologie frühestens in zehn Jahren für möglich halten, sind ihre Befürworter der Ansicht, dass sie die Elektronik von Grund auf revolutionieren wird. Sie wird auch als potenzielle Bedrohung der riesigen auf Siliziumchips basierenden Computerindustrie angesehen.
Der potentielle Wert und die Anwendungsmöglichkeiten molekularer Computertechnik gelten als unbegrenzt, und entsprechend hitzig verläuft der Wettlauf um ihre Entwicklung. Molekulare Computerchips werden unendlich viel leistungsfähiger und kleiner sein als die Siliziumchips, die gegenwärtig das A und O der Elektronik sind.
»Von diagnostischen Computern, die in den Blutkreislauf eingeführt werden können, bis hin zu ›intelligenten Straßen‹, in deren Asphalt winzige Computer eingelassen sind, werden molekulare Computer die Welt verändern«, erklärte Bronson am Dienstag. »Und dieses Unternehmen wird einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, sie zu ändern.«
Zu Bronsons größten Konkurrenten auf dem privatwirtschaftlichen Sektor gehören Amedeo Technologies in Los Angeles und Midas Molecular in Raleigh, N. C. Auch Hewlett-Packard hat sich mit Wissenschaftlern der University of California in Los Angeles zusammengeschlossen. Außerdem stecken mehr als ein Dutzend anderer Universitäten und Privatunternehmen erhebliche Geldbeträge in Forschungsprojekte, die sich mit Nanotechnologie und molekularen RAMs beschäftigen. Zahlreiche dieser Projekte unterstützt die Defense Advanced Research Projects Agency zum Teil oder ganz.
Eine Hand voll Unternehmen hat beschlossen, sich um private Geldgeber zu bemühen, statt sich auf staatliche Subventionen oder die Universitäten zu stützen. Bronson begründet diese Entscheidung damit, dass es sein Unternehmen flexibler macht; es kann schneller neue Projekte und Experimente angehen, denn es muss dafür nicht erst eine
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