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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Genehmigung der staatlichen Behörden oder Universitäten einholen.
    »Die staatlichen Stellen und die großen Universitäten sind wie Schlachtschiffe«, so Bronson. »Sobald sie sich einmal auf dem richtigen Kurs befinden, sollte man sich besser vor ihnen in Acht nehmen. Aber sie erst einmal auf Kurs zu bringen, ist ein ziemlich mühsamer und langwieriger Prozess, und dafür ist gerade in diesem Forschungsbereich der Konkurrenzdruck zu groß. Man muss in der Lage sein, sich neuen Entwicklungen sehr schnell anzupassen. Deshalb ist es im Moment besser, ein Schnellboot zu sein.«
    Unabhängigkeit von staatlichen und universitären Subventionen bedeutet auch, dass man weniger von seinen Gewinnen abgeben muss, denn in den nächsten Jahren werden Patente auf diesem Gebiet in ihrem Wert erheblich steigen.
    Einige wichtige Fortschritte bei der Entwicklung molekularer Computertechnik sind in den letzten fünf Jahren Amedeo Tech gelungen, das auf diesem Sektor eindeutig die Führungsposition innehatte.
    Amedeo ist das älteste Unternehmen in diesem Wettrennen. Der Chemiker Henry Pierce, 34, der die Firma ein Jahr nach seiner Promotion in Stanford gründete, besitzt zahlreiche Patente für molekulare Schaltkreise und die Herstellung molekularer Speicherelemente und Gatterschaltungen – die Grundbausteine der Computertechnik.
    Bronson erklärte, er hoffe, dank der Unterstützung von Tagawa in Bälde mit Amedeo gleichziehen zu können.
    »Ich glaube, es wird ein langes und spannendes Rennen werden, aber im Ziel werden wir die Nase vorn haben«, sagte er. »Dafür verbürge ich mich nach dem Zustandekommen dieses Partnerschaftsabkommens.«
    Bei den kleineren Unternehmen zeichnet sich gegenwärtig der Trend ab, sich um einen großen, finanzkräftigen Geldgeber zu bemühen – einen »Wal«, wie es im Branchenjargon heißt. So ist Bronson dem Beispiel von Midas Molecular gefolgt, an dem sich schon zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres ein kanadischer Investor mit sechzehn Millionen Dollar beteiligt hat.
    »Es führt kein Weg daran vorbei«, sagte Bronson. »Man braucht das Geld, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das handwerkliche Rüstzeug für diesen Forschungsbereich ist sehr teuer. Bevor man überhaupt mit der Forschungstätigkeit beginnen kann, muss man erst einmal mindestens eine Million für die Einrichtung eines Labors aufbringen.«
    Henry Pierce von Amedeo stand für Anfragen nicht zur Verfügung, aber laut Aussagen von Branchenkennern bemüht sich auch sein Unternehmen um einen finanzkräftigen Investor.
    »Alle sind auf der Jagd nach Walen«, sagte Daniel F. Daly, Teilhaber von Daly & Mills, einer in Florida ansässigen Investmentfirma, die den Werdegang der Nanotechnologie von Anfang an begleitet hat. »Kapital von einem Hunderttausenddollarinvestor ist zu schnell aufgebraucht, weshalb sich jetzt niemand mehr mit halben Sachen abgeben will – alle suchen einen Investor, der das Projekt bis zu Ende begleitet.«
     
    Pierce schloss den Ordner mit dem Zeitungsausschnitt darin. Wenig in dem Artikel war ihm neu, aber Bronsons Äußerung über die diagnostischen Möglichkeiten molekularer Computertechnik hatte ihn aufhorchen lassen. Er fragte sich, ob Bronson einfach nur, wie in dieser Branche üblich, die attraktivsten Aspekte dieses Forschungsbereichs zur Sprache brachte oder ob er etwas über Proteus wusste. Wandte er sich damit direkt an Pierce? Benutzte er die Zeitung und sein neu gewonnenes japanisches Kapital dazu, ihm den Fehdehandschuh vor die Füße zu werfen?
    Wenn dem so war, dann konnte er sich auf etwas gefasst machen. Pierce stellte den Ordner an seinen Platz im Schubfach zurück.
    »Du hast dich zu billig verkauft, Elliot«, sagte er, als er es zuschob.
    Beim Verlassen des Büros machte er das Licht von Hand aus.
    Draußen auf dem Flur schaute er kurz auf die so genannte Ruhmeswand. Gerahmte Artikel über Amedeo und Pierce und die Patente und die Forschungsarbeit bedeckten mehr als fünf Meter Wand. Zu den Bürozeiten, wenn Mitarbeiter in den angrenzenden Büros waren, blieb er nie davor stehen, um sie sich anzusehen. Nur in unbeobachteten Momenten betrachtete er die Ruhmeswand und empfand dabei Stolz. Sie war eine Art Spielstandanzeige. Die meisten Artikel stammten aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften, und die Sprache war für Laien unverständlich. Aber hin und wieder fand die Forschungsarbeit der Firma ihren Weg auch zu den Massenmedien. Pierce blieb vor dem Stück stehen, das ihn insgeheim am

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