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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zu bleiben.«
    »Es macht mir nichts.«
    Er lächelte, und es tat weh, aber er lächelte trotzdem. Er war sehr glücklich über ihre Antwort.
    »Warum hast du mich neulich mitten in der Nacht angerufen, Henry?«
    Er hatte es ganz vergessen, und die Erinnerung daran brachte die brennende Scham zurück. Er legte sich die Antwort sorgfältig zurecht, bevor er sprach.
    »Ich weiß auch nicht. Das ist eine lange Geschichte. Es war ein komisches Wochenende. Davon wollte ich dir erzählen. Und ich wollte dir erzählen, worüber ich nachgedacht hatte.«
    »Was war das?«
    Das Sprechen tat weh, aber er musste es ihr erzählen.
    »So genau weiß ich das nicht. Jedenfalls konnte ich wegen der Dinge, die mir passiert sind, deinen Standpunkt plötzlich irgendwie besser verstehen. Ich weiß, dass es dafür wahrscheinlich ein bisschen zu spät ist. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich dir sagen, dass ich es endlich begriffen habe.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das ist alles sehr schön, Henry. Aber du liegst mit übel zugerichtetem Gesicht im Krankenhaus. Anscheinend hat dich jemand von deinem Balkon im zwölften Stock runterhängen lassen, und die Cops sagen, sie wollen mit dir reden. Es sieht so aus, als hättest du dir eine Menge Ärger eingehandelt, um meinen Standpunkt zu verstehen. Deshalb, entschuldige bitte, wenn ich nicht aufspringe und den neuen Menschen umarme, als den du dich bezeichnest.«
    Pierce wusste, wenn er darauf einstieg, wären sie auf dem besten Weg in vertraute Gefilde. Aber er glaubte nicht, dass er die Energie für eine weitere Auseinandersetzung mit ihr hatte.
    »Könntest du es noch mal bei Lucy versuchen?«
    Wütend drückte Nicole auf die Wahlwiederholung ihres Handys.
    »Ich sollte sie einfach auf Speed Dial setzen.«
    Er beobachtete ihre Augen und konnte sehen, dass sie wieder die Mailbox dran bekommen hatte.
    Sie klappte das Handy zu und sah ihn an.
    »Henry, was läuft da eigentlich?«
    Er versuchte, den Kopf zu schütteln, aber es tat weh.
    »Ich habe eine falsche Nummer bekommen«, sagte er.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    22
    Pierce kam aus einem düsteren Traum, in dem er mit verbundenen Augen in die Tiefe stürzte und nicht wusste, wie tief er fallen würde. Als er schließlich auf dem Boden aufschlug, öffnete er die Augen, und da war Detective Renner mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.
    »Sie.«
    »Ja, ich schon wieder. Wie geht es Ihnen, Mr. Pierce?«
    »Gut.«
    »Sah so aus, als hätten Sie einen schlimmen Traum. Sie haben ganz schön um sich geschlagen.«
    »Vielleicht habe ich von Ihnen geträumt.«
    »Wer sind die Wickershams?«
    »Was?«
    »Sie haben den Namen im Schlaf gesagt. Wickershams.«
    »Das sind Affen. Aus dem Dschungel. Die Ungläubigen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich weiß. Ist auch nicht so wichtig. Warum sind Sie hier? Was wollen Sie? Es ist – was immer passiert ist – in Santa Monica passiert, und mit der dortigen Polizei habe ich bereits geredet. Ich kann mich nicht erinnern, was passiert ist. Ich hab eine Gehirnerschütterung, wissen Sie.«
    Renner nickte.
    »Oh, ich weiß alles über Ihre Verletzungen. Die Schwester hat mir erzählt, der plastische Chirurg hat sie gestern Vormittag an Nase und Auge mit hundertsechzig Mikrostichen genäht. Wie dem auch sei, ich bin im Auftrag der Polizei von Los Angeles hier. Obwohl es mehr und mehr so aussieht, als sollten sich L. A. und Santa Monica in dieser Sache zusammentun.«
    Pierce hob die Hand und berührte vorsichtig seinen Nasenrücken. Dort war keine Gaze. Er konnte den Reißverschluss aus Stichen und die Schwellung ertasten. Er versuchte, sich zu erinnern. Das Letzte, woran er sich deutlich erinnern konnte, war, wie sich der plastische Chirurg mit einer hellen Lampe über ihn gebeugt hatte. Danach war er abwechselnd bei Bewusstsein und weg gewesen und war durch die Dunkelheit geschwebt.
    »Wie spät ist es?«
    »Viertel nach drei.«
    Durch die Jalousie kam helles Licht. Es war also nicht mitten in der Nacht. Außerdem merkte er, er war in einem Einzelzimmer.
    »Ist heute Montag? Nein, Dienstag?«
    »Das stand heute zumindest in der Zeitung, falls Sie glauben, was in der Zeitung steht.«
    Pierce fühlte sich körperlich stark – wahrscheinlich hatte er über fünfzehn Stunden durchgeschlafen –, aber der Traum, der ihm immer noch nachhing, störte ihn. Ebenso wie Renners Anwesenheit.
    »Was wollen Sie?«
    »Also, vielleicht sollten wir zuallererst mal etwas hinter uns bringen. Ich werde Ihnen jetzt

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