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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zu beginnen.
    »Es gibt zwei Arten von Fälschern«, begann er. »Die schlechten und die guten. Die guten machen es ordentlich.
    Kennen Sie den Unterschied zwischen Intaglio und Lithographie?«
    Ich zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. Kelstein zog eine Zeitschrift von einem Stapel und gab sie mir. Es war ein vierteljährlich erscheinendes Bulletin einer historischen Gesellschaft.
    »Schlagen Sie es auf«, sagte er. »Egal auf welcher Seite. Fahren Sie mit den Fingern über das Papier. Es ist glatt, nicht wahr? Das ist Litho-Druck. So wird fast alles gedruckt. Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, alles. Eine eingefärbte Walze fährt über das leere Papier. Aber Intaglio funktioniert anders.«
    Er schlug plötzlich seine Hände zusammen. Ich sprang auf. Das Geräusch war sehr laut in seinem stillen Büro.
    »So funktioniert Intaglio«, sagte er. »Eine Metallplatte wird mit beträchtlicher Wucht gegen das Papier geschlagen. Sie hinterläßt eine deutliche Prägung im Papier. Das gedruckte Bild sieht dreidimensional aus. Es fühlt sich dreidimensional an. Es ist unverwechselbar.«
    Er hievte sich aus dem Sessel und zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche. Nahm eine Zehndollarnote heraus. Gab sie mir.
    »Fühlen Sie das?« fragte er. »Die Metallplatten sind aus Nickel, mit Chrom umgeben. Feine Linien sind in das Chrom geritzt, und diese Linien werden mit Druckfarbe gefüllt. Die Platte trifft auf das Papier, und die Farbe wird auf die oberste Schicht gedruckt. Verstehen Sie? Die Tinte ist in den Vertiefungen der Platte, deshalb wird sie auf die Erhöhungen des Papiers übertragen. Intaglio-Druck ist die einzige Möglichkeit, zu diesem erhöhten Bild zu kommen. Die einzige Möglichkeit zu erreichen, daß sich Falschgeld wie echtes Geld anfühlt. Weil es wie echtes Geld gemacht wird.«
    »Was ist mit der Druckfarbe?« fragte ich.
    »Es gibt drei Farben«, sagte er. »Schwarz und zwei Grüntöne. Zuerst wird die Rückseite der Scheine bedruckt, mit dem dunkleren Grün. Dann wird das Papier getrocknet, und am nächsten Tag wird die Vorderseite mit der schwarzen Farbe bedruckt. Auch das trocknet, und dann wird die Vorderseite noch einmal bedruckt, diesmal mit dem helleren Grün. Das sind die anderen Elemente, die Sie hier vorn sehen, eingeschlossen die Seriennummer. Aber das hellere Grün wird mit einem anderen Druckvorgang aufgetragen, der sich Hochdruck nennt. Auch das ist eine Art Prägedruck, nur daß die Tinte in die Vertiefungen und nicht auf die Erhöhungen gedruckt wird.«
    Ich nickte und sah mir die Zehndollarnote von vorn und hinten an. Ließ meine Finger vorsichtig darübergleiten. Ich hatte vorher nie wirklich eine Banknote untersucht.
    »Also gibt es vier Probleme«, sagte Kelstein. »Die Presse, die Platten, die Druckfarbe und das Papier. Die Presse kann neu oder gebraucht überall auf der Welt gekauft werden. Es gibt Hunderte von Quellen. Die meisten Länder drucken Geld und Wertpapiere. Also sind Pressen im Ausland erhältlich. Sie können sogar selbst gebaut werden. Joe entdeckte einen Intaglio-Betrieb in Thailand, der eine umgebaute Verarbeitungsmaschine für Tintenfisch benutzte. Ihre Hunderter waren absolut makellos.«
    »Was ist mit den Platten?« fragte ich ihn.
    »Die Platten sind das Problem Nummer zwei. Aber das ist nur eine Frage des Talents. Es gibt Leute, die die Bilder alter Meister fälschen können, und es gibt Leute, die ein Klavierkonzert von Mozart nachspielen können, wenn sie es nur einmal gehört haben. Und sicher gibt es Graveure, die Banknoten reproduzieren können. Das ist doch ein perfekter logischer Satz, nicht wahr? Wenn ein menschliches Wesen in Washington das Original gravieren kann, dann gibt es sicherlich irgendwo auf der Welt ein zweites menschliches Wesen, das dies kopieren kann. Aber die sind selten. Wirklich gute Kopisten sind noch seltener. Es gibt ein paar in Armenien. Der Thai-Betrieb hatte einen Malaysier für die Platten.«
    »Okay«, sagte ich. »Also hat Kliner eine Presse gekauft und einen Graveur gefunden. Was ist mit den Farben?«
    »Die Farben sind Problem Nummer drei. Sie können keine in den USA kaufen, die den Originalfarben auch nur ansatzweise ähnlich sind. Joe hat dafür gesorgt. Aber im Ausland bekommt man sie. Wie ich schon sagte, hat praktisch jedes Land dieser Erde eine eigene Industrie zum Druck seiner Zahlungsmittel. Und natürlich konnte Joe sein System nicht jedem Land der Erde aufzwingen. Also bekommt man die Druckfarben ziemlich

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