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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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neue Sachen anzuschaffen, statt das alte Zeug zu waschen. So brauchte er sich nicht mit irgendwelchem Gepäck abzumühen - und vor allem nicht zu lernen, wie man Wäsche wusch. Er wusste, dass es Waschsalons und chemische Reinigungen gab, schreckte aber davor zurück, ganz allein in einem Waschsalon zu stehen und keine Ahnung zu haben. Und Sachen in die Reinigung zu bringen, bedeutete, dass man später wieder in diesen Laden zurückkommen musste. Am einfachsten war es, neue Dinge zu kaufen und die alten wegzuwerfen. Also hatte er sich Klamotten gekauft, ohne darauf zu achten, aus welchem Geschäft sie stammten.
    »In Chicago bin ich mal in einem Laden gewesen«, sagte er. »Das war eine Ladenkette, glaube ich, irgendein kurzer Name. Hole? Gap? Etwas in dieser Art. Dort hatten sie die richtigen Größen.«
    Jodie lachte. Hängte sich bei ihm ein.
    »Du meinst Gap«, sagte sie. »Eine Gap-Filiale gibt’s auch hier.«
    Die Tür aus Messing und Glas führte direkt in ein Kaufhaus. Die klimatisierte Luft roch aufdringlich nach Seifen und Parfüms. Sie durchquerten die Kosmetikabteilung und gelangten zu Wühltischen mit pastellfarbenen Sommerkleidern. Dann traten sie in die Fußgängerzone des Einkaufszentrums hinaus. Sie war oval wie eine Rennbahn und von kleinen Geschäften umgeben; diese Anordnung wiederholte sich auf zwei weiteren Ebenen über ihnen. Der Boden war mit Teppichboden ausgelegt, aus Lautsprechern kam Musik, überall herrschte Gedränge.
    »Die Gap-Filiale liegt eine Ebene höher, glaube ich«, sagte Jodie.
    Reacher roch Kaffee. Genau gegenüber lag ein Coffee Shop, der als italienisches Straßencafe eingerichtet war.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte er.
    Jodie schüttelte den Kopf. »Erst kaufen wir ein, dann trinken wir Kaffee.«.
    Sie führte ihn zu einer Rolltreppe. Reacher lächelte. Er wusste genau, was sie empfand. So hatte er sich vor fünfzehn Jahren ebenfalls gefühlt. Damals hatte sie ihn nervös und zögerlich auf einem Rundgang durchs Militärgefängnis Manila begleitet. Für ihn war das ein Routinebesuch auf vertrautem Terrain gewesen, wirklich nichts Besonderes. Aber neu und fremdartig für sie. Es hatte ihm Spaß gemacht, sie herumzuführen und ihr alles zu zeigen. Diesmal hatte sie den Spaß dabei, und er war jetzt ein Fremder auf ihrem Terrain.
    »Wie wär’s mit diesem Laden hier?«, fragte sie.
    Das war keine Gap-Filiale, sondern ein Geschäft für Designerklamotten, das sich mit verwitterten Schindeln und grob behauenen Balken aus einer alten Scheune einen rustikalen Anstrich gab. Die aus schwerem Baumwollstoff angefertigten Sachen in gedämpften Farben waren kunstvoll auf den Ladeflächen alter Pferdewagen drapiert.
    Er zuckte mit den Schultern. »Sieht okay aus, finde ich.«
    Sie nahm ihn an der Hand. Ihre Hand in seiner fühlte sich gut an. Jodie führte ihn hinein, strich sich ihr Haar hinter die Ohren und machte sich daran, das Angebot zu begutachten. Sie stellte verschiedene Kombinationen zusammen. Eine Hose, noch zusammengefaltet, wurde unten an ein Hemd gelegt. Seitlich darüber kam ein leichtes Sakko, unter dem Hemd und Hose aber noch zu sehen waren. Halb geschlossene Augen, nach vorn geschobene Lippen. Ein Kopfschütteln. Ein anderes Hemd. Dann ein Nicken. Das war richtiges Einkäufen.
    »Was hältst du davon?«, fragte sie.
    Sie hatte eine Khakihose ausgesucht. Dazu ein unauffällig grünbraun kariertes Hemd und ein dunkelbraunes Leinensakko, das hervorragend zu Hemd und Hose passte.
    »Sieht okay aus, finde ich«, wiederholte er.
    Die Preise standen auf handgeschriebenen kleinen Preisschildern, die an einem Stück Schnur an den Kleidungsstücken hingen. Er schnippte eines davon mit dem Fingernagel an.
    »O Gott«, sagte er. »Kommt nicht in Frage.«
    »Das Zeug ist’s wert«, meinte sie. »Gute Qualität.«
    »Ich kann’s mir nicht leisten, Jodie.«
    Allein das Hemd kostete mehr, als Reacher jemals für eine vollständige Kombination ausgegeben hatte. Wollte er sich in diesem Laden einkleiden, musste er dafür einen Tageslohn als Swimmingpool-Ausschachter hinblättern. Zehn Stunden, vier Tonnen Sand, Kies und Erde.
    »Ich schenk’s dir.«
    Er stand mit dem Hemd in der Hand da, zögerte.
    »Erinnerst du dich an die Halskette?«, fragte sie.
    Allerdings, Reacher nickte. Damals in Manila hatte Jodie ihr Herz an eine Halskette gehängt, die sie bei einem Juwelier entdeckt hatte. Eine schlichte Goldkette, wie ein Seil geflochten, ägyptisch angehaucht. Nicht wirklich

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