Jackpot - wer traeumt, verliert
Luft in dem Loch hier. »Die Bullen haben den Typen, aber nicht die Kohle.«
»Den Typen, der den Raub begangen hat?«
»Richtig.«
»Das erklärt immer noch nicht, was du damit zu tun hast.«
Chris schaute ihm direkt in die Augen, als er antwortete: »Ich hab die Kohle.«
Damit hatte Elom nicht gerechnet. Und wenn der Kleine ihm Scheiß erzählte? Nicht hier und nicht jetzt. Elom konnte sehen, dass er Angst hatte. »Du hast die Kohle?«, sagte er.
Chris nickte, und Elom warf seinem Bruder einen Blick zu, nur kurz, wobei er sich mit dem Zeigefinger über die Augenbraue strich, das Zeichen für Yannick. Während David jetzt gut gelaunt lachte und Marvin sich davon anstecken ließ, sagte Yannick skeptisch: »Du verarschst uns doch! Wenn du die Kohle hast, wieso lassen die Bullen dich dann laufen?«
Chris versuchte, die Arme zu bewegen, die ihm wahrscheinlich gerade einschliefen. »Entweder weil sie glauben, dass ich sie nicht hab. Oder weil sie nicht beweisen können, dass ich sie hab. Sie haben sich da nicht so klar ausgedrückt.«
Yannick duckte sich und kam näher. »Jetzt hör mal zu, du Arschloch! Meinem Bruder drohen sie mit Abschiebung, nur weil er dich kennt – und dich lassen sie einfach laufen? Obwohl du die Kohle aus irgendeinem Raubüberfall hast? Erzähl doch keinen Scheiß!« Yannick sah aus, als wäre er am liebsten sofort auf ihn gesprungen – wenn nicht so viele Rohre im Weg gewesen wären.
Chris sagte: »Hey – beschwer dich bei den Bullen, okay?«
Das gute, alte Good-Cop-Bad-Cop -Spiel. Was man schon tausendmal im Fernsehen gesehen hatte, funktionierte also auch in der Wirklichkeit. Elom hielt seinen Bruder mit einer Hand zurück und sagte betont amüsiert zu Chris: »Um wie viel Geld geht’s denn hier überhaupt?«
»Ich hab’s noch nicht nachgezählt, aber es sieht nach einer ganzen Menge aus.«
»Jetzt komm schon«, sagte Elom. »Zehntausend, fünfzigtausend oder eher hunderttausend Euro?«
»Ich würd eher sagen, ein, zwei Millionen.«
Das wurde ja immer besser, fand Elom. »Millionen?«, wiederholte er und lachte. David und Marvin stimmten mit ein. Nur Yannick blieb unbeeindruckt, wie abgesprochen, auch wenn es ihm jetzt schwerfiel.
»Vielleicht auch drei«, sagte Chris.
Elom packte ihn an den Haaren und drückte seinen Kopf zum Heizungsrohr, bis sein Hals nur einen Zentimeter davon entfernt war. Etwas Speichel tropfte von Chris’ Lippen und verdampfte sofort auf dem heißen Metall.
»Jetzt erzähl mal schön von Anfang an! Die Sache mit dem Ei vorhin hast du doch mitbekommen, oder?«
»Ja!«, flehte Chris. »Mann! Ich war im Wald laufen. Da ist ein Unfall passiert, ein Wagen von der Autobahn ist fast vor meinen Füßen gelandet. Im Kofferraum war eine Tasche voll Geld.«
Yannick schüttelte den Kopf. »Scheiße, der lügt doch!«
Chris schrie auf, als Eloms Hand sich noch fester in seine Haare krallte. »Ich zeig euch das Geld! Dann seht ihr, dass ich nicht lüge.«
Elom glaubte ihm. Einen Moment lang ließ er Chris noch zappeln. Dann zog er seinen Kopf weg und sagte: »Steh auf!«
Phil hatte das Küchenfenster geöffnet und kniete jetzt auf dem Fensterbrett, damit er eine bessere Sicht hatte. Das Fernglas hatte er vor zwei Jahren auf dem Flohmarkt für Chris zum Geburtstag gekauft. Er stellte es mit dem Zeigefinger am Rädchen in der Mitte scharf und überblickte den Kiefernwald und am anderen Ende des Bolzplatzes noch einen Teil der Schrebergartensiedlung. Chris hatte gesagt, dass er gerade Richtung Autobahn lief. Aber er konnte ihn nirgendwo ausmachen. Auch David und Co. nicht.
Na ja, der Anruf war ja auch schon eine Weile her.
Und wem hatte er das zu verdanken?
»Okay, ich kann das nicht mit ansehen!«, sagte Sabrina, die unter ihm am Küchenfenster stand.
Plötzlich spürte Phil eine Hand, die sich hinten an seiner Hosentasche festkrallte. »Hey!«, rief er. »Was machst du denn da?«
»Du fällst sonst runter!«
»Kein Wunder – wenn mir jemand ohne Vorwarnung an den Hintern geht!«
Sabrina stützte sich am Fensterbrett ab. »Glaub ja nicht, dass mir das Spaß macht! Kannst du wenigstens was sehen?«
Phil machte einen Schwenk am Nachbarhaus vorbei bis zu den Wohntürmen auf der anderen Straßenseite. »Nur Spaziergänger mit Hunden.« Er reichte Sabrina das Fernglas, sie nahm die Hand von seiner Hosentasche, und er sprang vom Fensterbrett auf den Küchenboden. »Danke fürs Lebenretten«, sagte er.
»Und jetzt?«, fragte Sabrina. »Eloms Mutter hat
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