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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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zurück, »Es gibt keinen Grund zu gehen. Bleibt zum Abendessen, schon weil dies der einzige Haushalt im Kantonnement sein dürfte, wo es heute etwas gibt, das man als Essen bezeichnen kann.«
    »Wenn du sicher bist –«
    »Natürlich ist er das«, sagte Annabel lebhaft, nicht im geringsten verstört wegen Kits drohendem Gebaren. »Ich werde nachsehen, ob Harley die Antilope und die Nudeln so zubereitet, wie ich es ihm aufgetragen habe. Trink noch einen Brandy, Kit. Er wird dir guttun.«
    Die Tür schloß sich hinter ihr, und Kit sog hörbar Luft ein. »Gott steh mir bei, ich werde … Wußtet ihr, daß sie in die Stadt gegangen ist?«
    »Erst hinterher«, sagte Colin. »Als sie uns zum Abendessen eingeladen hat. Sie ist so sehr Afghanin, wenn sie es sein will, sieht in diesem Chadri aus wie eine, spricht wie eine, benimmt sich wie eine, daß ich, um die Wahrheit zu sagen, mir nicht allzuviel dabei gedacht habe. Also, ich meine, Christopher, Annabel ist nicht gerade eine gewöhnliche Frau, oder?«
    »Nein«, preßte Kit zwischen schmalen Lippen hervor. »Und deshalb will Akbar Khan sie unbedingt wieder in die Hände bekommen. Und Akbar Khan ist in Kabul – und Akbar Khans Ayesha in der Stadt ein vertrauter Anblick. Ich kann es nicht glauben, daß sie so tollkühn war!«
    »Es war nicht tollkühn.« Annabel erschien in der Wohnzimmertür. »Du nimmst dein Schicksal jedesmal selbst in die Hand, wenn du das Kantonnement wegen einer dieser sinnlosen Märsche verläßt. Mein Gang war nicht sinnlos, und es ist mir unverständlich, wieso von mir erwartet wird, daß ich hier herumsitze und hungere, während ich doch mit ein wenig Anstrengung und Scharfsinn etwas zu essen auf den Tisch bringen kann. Die Lage ist verzweifelt und bedarf verzweifelter Maßnahmen, also würde ich an deiner Stelle aufhören, mich so halsstarrig zu benehmen, oder dein Abendessen wird dir im Magen gerinnen, und dann werde ich meine Zeit verschwendet haben.«
    »Du darfst es nie wieder tun.«
    Sie reckte sich: »Ich werde das tun, was auch immer ich für richtig halte und wann ich es für richtig halte, Christopher Ralston. Das Abendessen ist fertig.«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, daß du ein größeres Stück abgebissen hast, als du verdauen kannst«, bemerkte Bob mitfühlend.
    »Hmmm«, machte Kit, im Augenblick nicht dazu in der Lage, die Aussage zu widerlegen oder zu bestätigen.
    Etwa eine Viertelstunde lang blickte er finster drein, dann gab er den Kampf gegen die entschlossene, gutgelaunte Annabel und gegen die erste ordentliche Mahlzeit seit geraumer Zeit auf. Aber er hatte nicht vor, das Thema ganz fallenzulassen, und nachdem seine Freunde gegangen und Harley gute Nacht gesagt hatte, führte er Annabel ins Schlafzimmer.
    »Nun, es gibt keinen Grund, so ärgerlich zu sein«, sagte sie schnell und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
    »Doch, es gibt reichlich Grund.« Er packte fester zu und preßte die Lippen zusammen.
    »Kit, ich war nur eine unter vielen Frauen, die im Basar eingekauft hat.«
    »In einem kaum zu übersehenden weißen Chadri, das Kennzeichen von Akbar Khans Favoritin!« rief er. »Wie konntest du so gedankenlos sein?«
    »Gedankenlos? Ich?« Die jadegrünen Augen blitzten zornig und sie verzichtete auf jeden Versuch, ihn versöhnlich zu stimmen. »Ich habe den weißen Chadri nicht getragen. Harley konnte einen einfachen dunklen von einer Dienerin in Lady Sales Haushalt ausleihen. Ich bin durch die Öffnung im Wall nach draußen geschlüpft, die auch das Mädchen aus der Messe benutzt, und sobald ich draußen war, war ich von allen anderen Afghaninnen in keiner Weise mehr zu unterscheiden.«
    »Du bist bei vollem Tageslicht ohne Begleitung zwei Meilen zur Stadt hin und zwei Meilen zurückgegangen.«
    »Ja, richtig.« Sie seufzte müde. »In der Gesellschaft eines Dutzends anderer Frauen aus den Siedlungen entlang des Kanals. Und ich werde es wieder tun, wenn des notwendig ist.«
    »Das wirst du nicht tun.« Der schneidende Befehl stand zwischen ihnen, kalt und schwer in der zorngeschwängerten Stille.
    Annabel sah selbst durch ihren Ärger hindurch, wie verzweifelt erschöpft er war, die Niederlage des Tages stand in seinen Augen geschrieben. Vielleicht kam sein Bedürfnis, ihre Handlungen zu kontrollieren, von seiner und der anderen vollkommenen Unfähigkeit, dem scheinbar mühelosen Bodengewinn des Feindes Einhalt zu gebieten. Es entstand auch aus der Angst um sie, das wußte sie. Aber ob sie es nun

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