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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Rückzugskolonne hinter sich gelassen hatten. Vier Tage lang ritten sie durch den Schnee, die Frauen und Entkräfteten in großen Körben auf Kamelen, und waren dankbar, daß die mörderischen Angriffe ein Ende hatten und sie wenigstens spärlich mit Lebensmitteln und Wasser versorgt wurden.
    Sie waren umgeben von einer Eskorte gleichgültiger Ghilzai-Stammesmitglieder, die ihre Kamele führten und ihnen eine beachtliche Geschwindigkeit abzwangen.
    »Ich frage mich, warum sie in solcher Eile sind?« bemerkte Colin.
    »Ich nehme an, Annabel weiß es«, antwortete Kit und starrte nach vorne, wie er es dieser Tage immer tat, als könne er die schlanke Gestalt unter den zahlreichen Stammesbrüdern, die ein ganzes Stück voraus in der Nähe Akbar Khans ritten, erblicken. Man brachte ihm Charlie zurück, ohne ein Wort darüber zu verlieren, und er war lang genug mit Annabel zusammengewesen, um diese Geste zu verstehen. Akbar Khan kümmerte sich selbst um seinen Besitz, und das Pferd eines Feringhee war kein geeignetes Transportmittel für seinen Besitz. Wenn sie ihr Lager aufschlugen, waren sie ständig von ihrer Eskorte umgeben, und jeder Versuch, sich den schwarzen Nomadenzelten zu nähern, in denen Akbar Khan und sein Gefolge untergebracht waren, brachte nur grobe Zurückweisungen, die mit einem drohend erhobenen Khyber-Messer unterstrichen wurden.
    Colin blickte seinen Freund in schweigendem Verständnis an. Er kannte die quälende Besorgnis, unter der Kit litt, wenn er versuchte, sich die Art von Rache vorzustellen, die Akbar Khan an der abtrünnigen Frau üben würde. Für sich selbst schien Kit nicht viel zu fürchten – auch wenn er tatsächlich als Preis im Buzkashi enden sollte, so kümmerte ihn das wenig. Nach all dem Entsetzen, das sie durchlitten hatten, die Freunde, die so abscheulich hingemetzelt worden waren, schien ein solches Ende seinen Schrecken verloren zu haben. Und Akbar Khan war besonders deutlich in seiner Drohung gewesen, was jemandem, der zu ihm gehörte, im Fall von Verrat bevorstand. Die Strafe stand unverrückbar fest, hatte er an jenem Tag in Kabul gesagt, und Kit zitterte für Annabel, ohnmächtig vor Zorn über seine Hilflosigkeit.
    Eine unmißverständliche Begeisterung machte sich unter ihrer normalerweise starren Eskorte breit. Einer oder zwei der Afghanen deuteten mit der Gerte nach vorn und riefen ihren Kameraden etwas zu.
    »Es scheint, als hätten wir das Ende unserer Reise erreicht«, sagte Brigadier Shelton und wies auf das ausgedehnte Mauerwerk, das sich vor ihnen in die Ebene duckte und links und rechts der Zufahrt von je einem Wachtturm beschützt wurde.
    »Gemütlicher Ort«, stöhnte Colin.
    Ayesha hätte dieser ironischen Bemerkung zugestimmt, wenn sie bei ihnen gewesen wäre. Sie war einmal zuvor in Budiabad gewesen, als Akbar Khan durch das Land reiste, um in der frühen Phase der Invasion dort Truppen auszuheben. Es war eine freudlose Region, selbst im Sommer, und mitten im Januar herrschte nur noch Trostlosigkeit.
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf Akbar Khan, der neben ihr ritt. Er hatte kaum etwas zu ihr gesagt, seit sie den Khoord-Kabul-Paß verlassen hatten, und sie gemeinhin wie Luft behandelt, wie es auch seine Männer taten. Sie war sich im klaren darüber, daß diese Isolation ein deutlicher Hinweis auf den Gefangenenstatus war. Die Rückkehr der verlorenen Tochter wurde nicht als Ende der Angelegenheit angesehen. Verurteilung und Urteilsspruch würden noch folgen. Es war möglich, daß sie gesteinigt wurde, wenn Akbar Khan das Strafmaß nach dem Koran entschied. Und was würde aus Kit? Es konnte sein, daß sie beide zusammen auf diese Weise starben, wenn sie es so verdienten. Oder eine andere, ausgeklügeltere Strafe war für ihn geplant.
    Sie passierten das große eiserne Tor und gelangten in den inneren Hof der Festung. Zwei verhüllte Frauen tauchten aus einer niedrigen Tür in der Nordwand auf und liefen auf Ayesha zu. Dieser Empfang überraschte sie nicht. Ein Bote war wohl zur Ankündigung vorausgeschickt worden, um dafür zu sorgen, daß ihr augenblicklicher, irregulärer Zustand ohne weibliche Bedienstete unverzüglich ein Ende fand.
    Sie rutschte von der kräftigen Stute, die man ihr als Ersatz für Charlie gegeben hatte, hinab und folgte den Frauen, ohne dem Khan auch nur einen versteckten Blick zuzuwerfen. Was geschehen mußte, würde geschehen.
    Die Geiseln betraten die Festung eine Stunde später. Sie wurden in fünf zusammenhängende Räume im

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