Jade-Augen
er mit so ungehemmter Freude wanderte, schüttelte Kit den Kopf und streckte die Hand aus, um die Finger über ihre Lippen gleiten zu lassen. »Wie könnte es?«
Vorsichtig, aus jeder Berührung eine Liebkosung machend, zog sie ihm die Hülle über und gestaltete den Akt zu einer weiteren aufreizenden Erregung, so daß er die Augen vor Glückseligkeit schloß.
Er zog sie unter sich, hielt sich über ihr, damit er in ihr Gesicht hinunterblicken konnte. Ihre Augen lächelten ihn an. Eine rosige Farbe legte sich auf ihre Wangen, ihr Mund wölbte sich mit der Freude, zu schenken und beschenkt zu werden.
»Wer bist du?« flüsterte er.
»Annabel«, sagte sie.
Er beugte sich vor, um ihre Lider zu küssen, drang tief in sie ein, fühlte, wie sich ihr Körper auf dem Glanzpunkt unter ihm aufbäumte und verlor sich selbst.
Lange Augenblicke lagen sie, noch immer ineinander verwoben, in der vollkommenen Stille des matt erleuchteten Raumes da, dann, langsam, stützte Kit sich auf die Ellbogen hoch, um sie mit einem kläglichen Lächeln anzusehen. »Ach, Liebste«, sagte er leise. »Ich war so hastig wie ein unerfahrener Schuljunge. Aber ich war noch nie so erregt, jenseits aller Kontrolle.«
Ihr Kopf bewegte sich in matter Verneigung auf dem Teppich. »Mir ist es ebenso ergangen.« Sie hob die Hand, um sein Gesicht zu berühren. »Vor uns liegt die ganze Nacht, Kit. Sie ist lang genug, daß wir uns Zeit lassen können.«
Er drehte seinen Mund in ihre Handfläche und schmeckte den salzig-feuchten Schweiß ihrer Haut. »Annabel«, murmelte er, bei dem Klang des Worte verweilend. »Annabel.« Sachte machte er sich von ihr frei, rollte sich zur Seite und setzte sich auf. »Nun, willst du mir jetzt etwas von dir erzählen, Annabel?«
»Seit acht Jahren habe ich diesen Namen nicht mehr ausgesprochen gehört«, sagte sie und kam anmutig auf die Füße. Sie ging hinüber zu dem Tisch, wo ein Krug und eine Schüssel bereitstanden, schüttete Wasser auf ein Handtuch und kehrte zu ihm zurück. Neben ihm kniend, fuhr sie mit dem kühlen Tuch über seinen Körper und forderte ihn auf, sich wieder hinzulegen und seine Haut von ihr reinigen und erfrischen zu lassen.
Er lehnte sich zurück und genoß die ungewohnten Aufmerksamkeiten. Die Frauen, denen er bisher begegnet war, neigten dazu, eher zu nehmen als zu geben. Aber Ayesha war ja auch durch eine andere Schule gegangen. Er war nicht mehr länger in den wilden und gedankenlosen Gefilden der Leidenschaft, und mit einem Mal berührte ihn wieder die Gegenwart. Abrupt setzte er sich auf. »Das ist genug.«
Sie blickte ihn erstaunt an. »Gefällt dir das nicht?«
»Es erinnert mich an eine Tatsache, die ich am liebsten vergessen würde«, sagte er kurzangebunden. »Gib mir das Handtuch.« Sie reichte es ihm wortlos, und er ging selbst zu der Schüssel, machte das Tuch feucht und kehrte dorthin zurück, wo sie noch auf dem Boden kniete. »Steh auf.« Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Die weiche Rundung einer Brust umfassend, trocknete er zärtlich die durchscheinende, glänzende Haut. »Laß mich es für dich tun, jetzt, Annabel, während du mir erzählst, wie du an diesen Ort zu diesen Menschen gekommen bist.«
Annabel schüttelte den Kopf und zitterte plötzlich, in einer Geste der Abwehr die Arme um den Körper schlingend. »Das ist nur eine Geschichte … nicht wichtig.«
»Nicht wichtig! Wie kannst du nur so etwas sagen?« Er nahm ihre Hände und zog sie von ihrem Körper fort, dann sagte er erstaunt: »Du fürchtest dich.«
Sie erkannte, daß er recht hatte. Die Vorstellung, diese frühen Erinnerungen des verängstigten Kindes heraufholen zu müssen, Erinnerungen, die sie so tief vergraben hatte, daß sie sie nicht mehr quälen konnten, jagten ihr einen Schauder des Entsetzens über den Rücken. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden und drehte den Kopf von ihm fort, um seinen suchenden Augen zu entgehen. »Ich wünsche nicht, darüber zu sprechen.«
Ein ihm bis dahin selber unbekannter Kit trat in Erscheinung. Er wollte diese Frau in ihrem Schmerz umsorgen, wollte sie trösten und beruhigen. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals zuvor auf diese Weise ergriffen worden zu sein oder sich überhaupt in einer solchen Situation befunden zu haben. Er ließ sie los, nahm eine Decke von dem Diwan und hüllte sie darin ein. »Es gibt keinen Grund, sich zu ängstigen«, tröstete er sie sanft, nahm sie wieder fest in die Arme und
Weitere Kostenlose Bücher