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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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angefüllt von einem merkwürdigen Verlangen vermischt mit der tiefen, freudigen Erregung, die von der Ekstase herrührte, von der erlebten Entrückung aus Geist und Körper. Der Appetit auf Liebe wuchs ohne Zweifel, wenn man ihn nährte, dachte sie und warf sich ruhelos umher, ihr Geist voll der Bilder aus der vergangenen Nacht und ihr Körper begierig nach mehr. Sie wußte natürlich, daß der Hunger vergehen würde, wenn man sicher sein konnte, mehr zu erhalten, und daß dann auch der Frieden der Sättigung einkehrte. Aber eine Wiederholung dieser köstlichen Stunden würde nicht stattfinden. Es wurde höchste Zeit, daß sie den Mantel der Hinnahme wieder anlegte, den sie ohne sichtbare Schwierigkeiten die vergangenen Jahre getragen hatte. Mit diesem stärkenden Entschluß sank sie in den Schlaf.
    Mehrere Stunden später erwachte sie in dem unmittelbaren Bewußtsein, nicht allein zu sein. Sie öffnete ihre Augen und begegnete dem festen Blick Akbar Khans, der in meditativ-bewegungsloser Stille neben ihr auf dem Diwan saß. Er streckte die Hand aus, um einen ihrer Mundwinkel zu berühren.
    »Nun, Ayesha, du hast eine angenehme Nacht verbracht, nehme ich an.«
    »War mir das denn bestimmt?« entgegnete sie kühn.
    Einen Augenblick lang herrschte angespanntes Schweigen, dann lachte Akbar Khan. »Ich gebe zu, daß das nicht mein Hauptmotiv war. Aber ich habe nichts dagegen, wenn du auch Freude an deiner Lektion hattest. Die Lektion selbst allerdings bleibt bestehen.«
    Sie rekelte sich träge und gähnte ausgiebig. »Ich hätte also Christopher Ralston nicht hierherbringen sollen?«
    Die blauen Augen verengten sich. »Du hättest nicht versuchen dürfen, dein Interesse an dem Feringhee vor mir zu verbergen. Du mußt glauben, ich sei ein Dummkopf, wenn du meinst, ich hätte es nicht bemerkt. Es ist nur natürlich, daß du erregt bist.« Er stand auf. »Aber jetzt hattest du deine Begegnung, und damit ist der Neugier Genüge getan.« Er ging auf die Tür zu. »Das Buzkashi soll mittags beginnen. Deine Anwesenheit wird der Demonstration noch zusätzliche Würze verleihen.«
    Ayesha setzte sich auf und starrte auf den Wandteppich, der sich nach Akbars Fortgehen noch leicht bewegte. Sie knabberte an ihrer Unterlippe. Seine Absicht war sogar noch komplizierter, als sie vermutet hatte. Hätte sie an der Nacht keinen Gefallen gefunden, dann hätte es ihn befriedigt, sie wirksam an die absolute Natur seiner Vorherrschaft erinnert zu haben. Da sie die Nacht jedoch genossen hatte, verschaffte ihm dies die Gelegenheit, ihr eindringlich seine weitere Macht, mit der einen Hand zu geben und mit der anderen zu nehmen, vor Augen zu halten. Nachdem er sie nun derart an der Nase herumgeführt und ihr Appetit gemacht hatte, würde er ihr jetzt jede Fortsetzung dieser Erfahrung versagen.
    Sie zuckte ergeben mit den Schultern. Er war manchmal ein undurchschaubarer Mann, aber sie hatte sich schon vor langem damit abgefunden und es längst aufgegeben, sich gegen seine Launen aufzulehnen. Es gab in dieser Welt nichts Vollkommenes. Im allgemeinen gestattete er ihr das Leben, das sie sich wünschte, und wenn er dann und wann an ihrer Kette riß, dann würde sie damit leben können. Viel mehr war sie an der Aussicht interessiert, dem Buzkashi beizuwohnen. Die Gunst, an diesem Inbegriff männlichen Schauspiels teilnehmen zu dürfen, wurde selten gewährt. Erfolgte die Erlaubnis als Friedensangebot? Oder hatte Akbar Khan ein tiefer liegendes Motiv für ihre Anwesenheit, so wie es auch in der vergangenen Nacht gewesen war? Unmöglich vermochte sie diese Frage zu beantworten! Es spielte ohnehin keine Rolle. Sie würde sich noch für etwas länger der Gegenwart Christopher Ralstons erfreuen, qualvoll zwar, aber ein halbes Brot war immer noch besser als keines.
    Dieses Bild erinnerte sie daran, daß sie hungrig war. Sie schlug die kleine Silberglocke auf dem Tisch neben ihrem Diwan und schwang voller Energie die Beine auf den Boden.
    »Wünschst du etwas, Ayesha?« Eine ältere Frau war auf ihr Klingeln hin erschienen.
    »Nan-i-roughani« ,sagte sie, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken an das dünne, flache Weizenbrot, das in frisch zerlassener Butter gebacken wurde. »Und Eier, bitte, Soraya.«
    Die Dienerin nickte und verzog den Mund ein wenig. »Ich werde sie zubereiten lassen, während du dich anziehst. Du mußt während des Buzkashi den Chadri tragen, sonst erregst du Anstoß.« Sie unterdrückte die Bemerkung, daß allein

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