Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
»Feringhee! «
    Wegen der unüberhörbaren Verachtung in diesem einen Wort verdunkelte sich die Gesichtsfarbe des Oberst, und er faßte nach ihrer Schulter. »Wer, zum Teufel, bist du, afghanisches Flittchen? Ich werde dich aus dem Kantonnement hinauswerfen lassen!«
    »Ayesha!« Mit weißem Gesicht, die grauen Augen rauchig vor Ärger und Besorgnis, kam Kit über einen Grasstreifen auf sie zu gelaufen. »Im Namen Gottes, was hast du angestellt?«
    »Leutnant, hat diese Frau etwas mit Ihnen zu tun?« wollte der Oberst wissen, die Hand noch immer um Annabels Schulter geklammert.
    »Sozusagen, Sir«, Kit salutierte. »Es tut mir leid, wenn –«
    »Ach, um Himmels willen, Kit, ich habe doch nur versucht, diesem Herrn zu erklären, daß die Ghazi nicht vorhaben, das Kantonnement zu stürmen, und wenn man ihnen nicht die Genugtuung erweist, ihr Feuer zu erwidern, dann werden sie wahrscheinlich aufgeben und nach Hause gehen. Aber in seiner typischen Feringhee- Arroganz will er nicht auf mich hören.«
    »Herrjeh, halt den Mund!« zischte Kit, und der Oberst sah aus, als könne ihn jede Sekunde der Schlag treffen. »Ich werde sie von hier fortbringen, Sir«, schlug Kit vor und hoffte, auf diese Weise Annabels Freilassung zu erreichen.
    »Wie kommt es, daß ein afghanisches Flittchen wie eine Engländerin spricht?« Der Oberst blieb bei seinem Klammergriff und starrte auf die Frau hinunter, die ein wenig verspätet zu den fügsamen Eigenschaften ihres Geschlechts und ihrer afghanischen Rasse zurückfand und die Augen senkte.
    Kit blieb nichts anderes übrig, als die Beleidigung hinunterzuschlucken, denn ihr zu widersprechen hätte bedeutet, Annabel weit schlimmeren Folgen auszusetzen. »Sie hat es irgendwo aufgeschnappt«, sagte er unbestimmt.
    »Oh, hat sie das? Nun, es will mir scheinen, als sei ihr das zu Kopf gestiegen. Ich habe mir noch nie solche Unverschämtheiten von einer Dirne gefallen lassen müssen. Verdammt noch mal, Mann! Was Sie mit ihr in der Abgeschlossenheit Ihres Hauses tun, ist Ihre Angelegenheit, aber achten Sie gefälligst darauf, daß sie dort bleibt!« donnerte der Oberst und ließ Annabel frei. »Wenn ich sie noch einmal hier sehe, dann werden wir sie für ihre verspielten Ghazi zum Spielen über den Wall werfen! Und wir alle wissen, was sie mit Frauen tun, die sich mit dem Feind eingelassen haben.« Nachdem er diesen Partherpfeil abgeschossen hatte, wandte sich der Oberst ab.
    »Komm mit.« Kit ergriff ihre Hand. »Ich bin noch nie in meinem Leben derart gedemütigt worden!« zischte er und zog sie an seine Seite. »Bist du denn verrückt geworden, an diesem Ort herumzugehen und afghanische Verachtung für die Feringhee zur Schau zu stellen? Ich möchte dich daran erinnern, daß du dich nicht in Akbar Khans Festung befindest, sondern in einem britischen Lager.«
    »Ich habe doch nur versucht, ihm ein paar gute Ratschläge zu geben, aber er wollte sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen«, begehrte Annabel auf, stieß sich den Fuß an einem Stein auf der Straße und fluchte in fließendem Persisch, als sie auf einem Fuß weiterhüpfte.
    Kit legte einen Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während sie ihren schmerzenden Zeh in dem dünnen Pantoffel rieb. »Wie konntest du nur glauben, daß ein britischer Oberst auf den Rat einer afghanischen Zivilistin hört?« Er war erbittert.
    »Aber ich stamme genauso aus England wie er … das sagst du mir jedenfalls dauernd.« Behutsam setzte sie ihren Fuß wieder auf den Boden. »Außerdem weiß ich zufällig Dinge, die er nicht weiß. Und es ist einfach dumm … eine solche Munitionsverschwendung … sich im Augenblick mit diesen Ghazi zu streiten. Sie sind keine organisierte Truppe, nur ein Haufen von Fanatikern.« Sie nahmen ihren Weg wieder auf. »Ich kann einfach nicht begreifen, warum eure edlen Anführer nichts gegen Aufruhr und Gemetzel in Kabul unternehmen wollten, was wichtig war, und statt dessen Zeit und Kugeln bei einem sinnlosen Spiel am Tor verschwenden, das nicht wichtig ist. «
    Sie hatten inzwischen Kits Bungalow erreicht, und er schob sie vor sich in die Eingangshalle. »Was möchtest du sein?« fragte er rauh, »Afghanin oder Engländerin? Hilf mir doch, Annabel, solange du hier bist, mußt du dich für das eine oder andere entscheiden und dich daran halten.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie und schnupperte. »Harley kocht etwas, und ich bin hungrig.«
    »Laß es mich dir erst erklären«, sagte er. »Frühstücken kannst du

Weitere Kostenlose Bücher