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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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danach.«
    »Ich werde mit vollem Bauch viel besser zuhören können«, widersprach sie und ging auf das Eßzimmer zu.
    »Nein, das wirst du nicht!« Er ergriff ihren Arm und führte sie zum Wohnzimmer. »Es ist wichtig, Annabel.«
    »Ich wünschte, du würdest aufhören, mich so grob zu behandeln – wird wohl zur Gewohnheit?« Sie betrat das Wohnzimmer und legte ihren Schleier ab.
    Kit seufzte und massierte sich die Schläfen, wo sich massiver Druck ausbreitete. »Ich meine das nicht so. Es ist nur, weil du mich ständig herausforderst. Vom ersten Moment an, seit ich dich gesehen habe, als du diesen verdammten Dolch an meinen Hals gehalten hast.«
    Die Erinnerung brachte Annabel zum Lächeln, und sie warf Schleier und Mantel auf das Sofa. »Ich fordere dich nicht immer heraus«, verbesserte sie ihn.
    »Nein«, er grinste matt. »Nicht immer. Aber ich kann dich ja nicht den ganzen Tag im Bett halten.«
    »Oh, da bin ich mir nicht sicher«, murmelte sie und blickte ihn unter halbgeschlossenen Lidern an. »Von meinen bisherigen Erfahrungen ausgehend, denke ich, könnte dir das schon gelingen.«
    Kit fühlte, wie er schwankte, ertrank in den sinnlichen Versprechungen ihrer Jade-Augen. Er faßte nach dem glatten, kühlen Holz einer Stuhllehne und drückte es lange, bis ihn die Beschaffenheit des Gegenstands auf den Boden zurückholte. »Hör mir zu.«
    »Ich höre.« Sie setzte sich und spielte mit der Diamantnadel, die sie aus ihrem Schleier entfernt hatte.
    »Du mußt dich entscheiden, ob du Annabel oder Ayesha sein willst«, begann er. »Annabel kann nicht hier bei mir wohnen, und Ayesha darf nicht beratend im Kantonnement herumlaufen und in tadellosem Englisch ihrer Verachtung über die Feringhees Ausdruck verleihen.«
    »Warum kann Annabel nicht hier bei dir leben?« Sie legte die Nadel vor sich auf den Tisch und blickte zu ihm auf.
    »Weil es sie zu einer gesellschaftlich Ausgestoßenen machen würde«, antwortete er trocken. »Du kannst nicht wirklich so naiv sein, Annabel, das nicht zu wissen. Du bist in unserer Gesellschaft geboren, so hast du mir erzählt. Die Gemeinschaft hier würde dich ächten und dafür sorgen, daß es auch nach deiner Rückkehr nach England so bliebe.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Meinst du, ich gäbe auch nur eine Feige auf ihre Ächtung?«
    »Ich schon.« Schon als er es aussprach, wurde Kit klar, daß es ihm tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben etwas bedeutete. Er hatte niemals den geringsten Gedanken daran verschwendet, wie die Welt seine Tollheiten beurteilte, hatte über die Vorstellung gelacht, daß er den lächerlichen Regeln der Gesellschaft und ihren lächerlichen Strafen unterworfen sein sollte. Aber er konnte sich nicht mehr über sie lustig machen, nun da es um Annabel ging. »Wenn du Annabel sein möchtest, werde ich dich Lady Sale vorstellen«, fuhr er fort. »Wir erzählen ihr soviel von deiner Geschichte wie nötig, und ich bin sicher, sie wird dich unter ihre Fittiche nehmen. Es ist die Art von Aufgabe, die sie liebt … die Wiedereingliederung –« er brach verwirrt ab. Annabel wurde geschüttelt von lautlosem Lachen, und die Tränen purzelten ihr über die Wangen.
    »Das kann nicht dein Ernst sein!« rief sie. »Du würdest mich aus Akbar Khans Zenana pflücken und mich einer … um unter der Obhut von … Oh, nein, Kit, gestehe, daß das nur ein Scherz war.«
    Er starrte sie an: »Das war kein Scherz. Wie sonst sollst du einen Platz in der Gesellschaft erlangen?«
    Sie sprang auf, und die Tränen des Lachens versiegten rasch. »Wie kannst du nur einen solchen Unsinn von dir geben? Hier, in diesem Belagerungszustand, bist du fähig, dich um solche Belanglosigkeiten zu kümmern! Angenommen, nur der Vollständigkeit halber, es gelänge euch allen, Afghanistan zu verlassen und Indien zu erreichen, dann würden die Härten dieser Reise über die Pässe mitten im Winter ohnehin jegliche Etikette auslöschen. Es wird eine Frage des Überlebens sein. Wer oder was ich bin, wird höchst bedeutungslos angesichts dieses Überlebenskampfes.«
    Kit lauschte ihren Worten willig und fand keine Widerworte: »Du magst recht haben. Aber Erinnerungen reichen weit zurück, und falls wir doch überleben, und wenn du dir tatsächlich ein neues Leben in England oder Indien einrichten willst, dann mußt du doch ein paar grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen.« Belustigt flackerte es in seinen Augen. »Ich habe nicht wirklich erwartet, daß du einem Eintritt in Lady Sales

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