Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Privatdetektive anheuern. Aber er würde nicht persönlich Jagd auf die Diebe machen.
» Ich bin sicher, die Polizei wird die Verantwortlichen finden und sie zur Verantwortung ziehen«, sagte Waxillium mit einiger Schwierigkeit. » Glauben Sie, Großherr Harms hat jetzt lange genug gewartet? Ich bin der Meinung, dass es reicht. Es war doch nicht zu lange, oder?« Waxillium drehte sich um und ging den gleichen Weg zurück, auf dem er hergekommen war. Tillaume rollte mit den Augen, als er an dem Diener vorbeiging.
Waxillium hatte die Treppe erreicht. Ein junger Mann in einer grünen Ladrian-Weste und einem weißen Hemd stieg sie gerade hoch. » Großherr Ladrian!«, rief Kip. » Post ist eingetroffen.«
» Irgendwelche Pakete?«
» Nein, Herr«, sagte der Junge und übergab Waxillium einen versiegelten Brief, als dieser an ihm vorbeiging. » Nur dies hier. Es sieht wichtig aus.«
» Eine Einladung zum Yomen-Ostlin-Hochzeitsmahl«, vermutete Frau Grimes. » Das könnte ein guter Ort für Ihren ersten öffentlichen Auftritt zusammen mit Herrin Harms sein.«
» Noch ist nichts entschieden!«, protestierte Waxillium, als sie am unteren Ende der Treppe stehen blieben. » Ich habe mich mit Großherrn Harms bisher noch kaum über dieses Thema unterhalten, und Sie haben uns praktisch schon verheiratet. Es ist durchaus möglich, dass die ganze Sache platzt, so wie es bei Herrin Entrone der Fall war.«
» Alles wird gut, junger Herr«, sagte Frau Grimes. Sie hob die Hand und zupfte sein seidenes Einstecktuch zurecht. » Ich habe einen Besänftigersinn für solche Sachen.«
» Ist Ihnen eigentlich klar, dass ich zweiundvierzig Jahre alt bin? Junger Herr passt da nicht mehr so recht.«
Sie klopfte ihm auf die Wange. Frau Grimes betrachtete jeden unverheirateten Mann als Kind – was schrecklich ungerecht war, denn sie selbst hatte nie geheiratet. Er erwähnte ihr gegenüber Lessie nicht, denn der größte Teil seiner Familie, der in der Stadt lebte, hatte sie nicht gekannt.
» Also gut«, meinte Waxillium. Er drehte sich um und ging auf das Wohnzimmer zu. » Dann wollen wir uns in die Höhle des Löwen begeben.«
Limmi, die Chefin der Bediensteten aus dem Erdgeschoss, wartete neben der Tür. Sie hob die Hände, als Waxillium sich näherte, als wollte sie etwas sagen, und er steckte ihr den Einladungsbrief zwischen die Finger.
» Lass bitte eine Zusage für das hier aufsetzen, Limmi«, sagte er. » Es soll angedeutet werden, dass ich mit Herrin Harms und ihrem Vater kommen werde, aber halte den Brief noch zurück, bis diese Besprechung vorüber ist. Dann werde ich dir sagen, ob er abgeschickt werden soll oder nicht.«
» Ja, Herr, aber …«
» Ist schon in Ordnung«, sagte er und drückte die Tür auf. » Ich darf den Besuch nicht …«
Großherr Harms und seine Tochter befanden sich nicht im Wohnzimmer. Stattdessen fand Waxillium dort einen schlaksigen Mann mit einem runden Gesicht und einem kantigen Kinn vor. Er war etwa dreißig Jahre alt und hatte Bartstoppeln auf Kinn und Wangen. Er trug einen breitkrempigen Hut nach der Art des Raulandes, dessen Seiten sich ein wenig nach oben bogen, außerdem steckte er in einem ledernen Staubmantel. Der Mann spielte mit einer der handtellergroßen Uhren auf dem Kaminsims.
» Hallo, Wax«, sagte er fröhlich. » Darf ich das hier haben, wenn ich dir im Tausch etwas anderes dafür gebe?«
Rasch zog Waxillium die Tür hinter sich zu. » Wayne? Was machst du denn hier?«
» Ich schau mir dein Zeugs an, Kumpel«, sagte Wayne und hielt die Uhr abschätzend in der Hand. » Was kostet das hier? Drei oder vier Stangen? Ich habe eine Flasche mit gutem Whisky, die genauso viel wert ist.«
» Du musst sofort von hier verschwinden!«, sagte Waxillium. » Du solltest in Wettering sein. Wer hält jetzt dort Wacht?«
» Barl.«
» Barl ist ein Verbrecher!«
» Genau wie ich.«
» Ja, aber du bist der Verbrecher, den ich für diese Arbeit ausgesucht habe. Du hättest wenigstens Miles damit beauftragen können.«
» Miles?«, fragte Wayne. » Wax, Miles ist ein ganz schrecklicher Kerl. Eher würde er einen Mann einfach erschießen, bevor er sich die Mühe macht herauszufinden, ob der Kerl nun schuldig ist oder nicht.«
» Miles hält seine Stadt in Ordnung«, sagte Waxillium. » Und er hat mir schon mehrfach das Leben gerettet. Aber darum geht es nicht. Ich habe dir befohlen, über Wettering zu wachen.«
Wayne tippte sich an den Hut. » Stimmt, Wax, aber du bist jetzt kein
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