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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Waxlium und betrat den großen Ballsaal. »Nennt man so etwas heutzutage ein bescheidenes Hochzeitsessen? Hier sind ja mehr Menschen versammelt, als manche Städte im Rauland Einwohner haben.«
    Waxillium hatte das Yomen-Haus einmal in seiner Jugend besucht, doch damals war der große Ballsaal leer gewesen. Nun aber war er voll. Viele Tischreihen standen auf dem Holzboden des Kuppelsaals; es mussten über hundert sein. Herrinnen, Großherren, gewählte Volksvertreter und die Elite der Reichen, alles lief umher und unterhielt sich in leisem Gemurmel; sie alle trugen ihre feinste Kleidung. Juwelen glitzerten, saubere schwarze Anzüge mit farbenfrohen Krawatten glänzten. Die Frauen steckten in Kleidern nach der neuesten Mode: satte Farben, fußlange Röcke mit vielen Falten und dichtem Spitzenbesatz. Die meisten Frauen trugen eng anliegende, westenähnliche Jacken über ihren Blusen, und die Kragen waren viel tiefer ausgeschnitten, als es in seiner Kindheit der Fall gewesen war. Vielleicht aber nahm er es inzwischen auch einfach nur deutlicher wahr.
    » Was war das, Waxillium?«, fragte Steris, während sie sich zur Seite drehte und es zuließ, dass er ihr beim Ausziehen ihres Mantels half. Sie trug ein feines rotes Kleid, das zwar nach der neuesten Mode geschnitten, aber nicht allzu gewagt schien.
    » Ich habe lediglich eine Bemerkung über die Menge der hier Versammelten gemacht, meine Liebe«, sagte Waxillium, faltete ihren Mantel und übergab ihn zusammen mit seinem Hut einem wartenden Diener. » Seit meiner Rückkehr in die Stadt bin ich auf einigen Festlichkeiten gewesen, aber keine war so gewaltig wie diese hier. Es scheint ja fast die halbe Stadt eingeladen worden zu sein.«
    » Schließlich ist es auch ein besonderer Anlass«, erwiderte sie. » An dieser Hochzeit sind zwei sehr gut vernetzte Häuser beteiligt. Sie wollten niemanden übersehen – außer denen natürlich, die sie absichtlich übersehen haben.«
    Steris hielt ihm den Arm entgegen, damit er ihn nahm. Auf der Kutschfahrt hierher hatte er eingehende Anweisungen erhalten, wie er Steris’ Arm halten sollte. Sein eigener Arm sollte höher als der ihre sein; sanft sollte er ihre Hand ergreifen und die Finger unter ihre Handfläche legen. Es sah schrecklich unnatürlich aus, aber sie beharrte darauf, dass es genau das ausdrückte, was sie beabsichtigte. Als sie auf die Tanzfläche traten, zogen sie tatsächlich einige interessierte Blicke auf sich.
    » Wollen Sie damit andeuten, dass dieses Hochzeitsmahl vor allem zeigen soll, wer nicht eingeladen wurde?«, fragte Waxillium.
    » Genau«, antwortete sie. » Und deshalb mussten alle anderen eingeladen werden. Die Yomens sind mächtig, auch wenn sie an den Splitterismus glauben. Eine schreckliche Religion. Stellen Sie sich das bloß vor: Sie verehren das Eisenauge höchstpersönlich. Wie dem auch sei, niemand wird eine Einladung zu dieser Feier ausgeschlagen haben. Und daher können diejenigen, die übergangen wurden, nicht nur nicht an dieser Feier teilnehmen, sondern sie sind auch nicht in der Lage, ein eigenes Fest auszurichten, da alle, die sie gern einladen würden, hier sind. Daher bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich entweder mit den anderen Uneingeladenen zusammenzutun – und dadurch ihre Stellung als Außenseiter zu festigen – oder allein zu Hause zu sitzen und darüber zu zürnen, wie sehr sie beleidigt worden sind.«
    » Nach meiner Erfahrung führt diese Art von unglücklichem Brüten meist dazu, dass jemand erschossen wird«, sagte Waxillium.
    Sie lächelte und winkte mit genau berechneter Freundlichkeit einem Vorübergehenden zu. » Dies hier ist nicht das Rauland, Waxillium. Das hier ist die Stadt. So etwas tun wir hier nicht.«
    » Nein, das tut ihr wirklich nicht. Das Erschießen von Menschen wäre zu mildtätig für die Stadtbevölkerung.«
    » Sie haben sie noch nicht von ihrer schlimmsten Seite kennen gelernt«, bemerkte sie und winkte wieder jemandem zu. » Sehen Sie diese Person dort, die sich gerade von uns abgewendet hat? Den untersetzten Mann mit dem längeren Haar?«
    » Ja.«
    » Das ist Großherr Shewrmann. Ein berüchtigt schrecklicher Gast. Er ist ein furchtbarer Langweiler, wenn er nicht betrunken ist, und ein entsetzlicher Hanswurst, wenn er betrunken ist – was er die meiste Zeit über ist, wie ich hinzufügen möchte. Er ist vermutlich die am wenigsten geschätzte Person der ganzen feinen Gesellschaft. Die meisten Leute hier würden lieber eine Stunde damit

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