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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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konnte sich ganz genau ausmalen, wie er sich über Babys in ihren Wiegen beugte. Er ballte die Fäuste und fragte sich, wo er so einen Knüppel, wie Max ihn hatte, finden konnte.
    Hinter dem Laubengang war an der einen Seite des Pfades, überschattet von dem gewaltigen Geäst eines Baumes, ein schmaler Durchlaß. Kevin sah, wie sich Max und Arnie duckten, als sie sich dem Durchlaß näherten und sich dicht am Buschwerk entlangschlichen. Die anderen Jungs folgten ihnen. Dennis, der neben Kevin lief, atmete schwer, und Kevin merkte, wie er immer aufgeregter wurde. Sie waren auf der Jagd nach Ungeheuern.
    Im dämmerigen Licht hatte Kevin Mühe, ein Stück entfernt unter einem großen Baum zwei von ihnen in weißen Hemden ausfindig zu machen. Einer der beiden kniete vor dem anderen, und Kevin schätzte, daß der Kniende wohl das tat, was Harry mit ihm gemacht hatte. Aber diese beiden waren «dreckige Tunten», genauso, wie es Millie von ihm behauptet hatte. Jake hatte sie geohrfeigt, weil es absolut schäbig war, so was zu sagen.
    Max gab das Zeichen. Die Jungs schlichen voran, auf den großen Baum zu, auf die zwei Männer zu, und der kniende Mann sprang auf. Aber Max und Arnie hatten ihn gepackt, bevor er ganz auf die Beine gekommen war, und warfen ihn zu Boden. Sie schwangen ihre Knüppel, während sich Kenny, heulend wie ein Derwisch, auf den Mann warf, der nun mit dem Gesicht zum Boden lag. Der andere Mann begann wegzulaufen, aber Joe und Rico jagten ihm hinterher, dicht gefolgt von Kevin und Dennis. In der Nähe einer Laterne warfen sie ihn nieder. Joe und Rico saßen auf ihm, und Rico schlug mit seinen Fäusten auf sein Gesicht ein, während der Mann verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Dennis trat ihm zwischen die Beine, und der Mann schrie vor Schmerz auf. Kevin warf einen Blick auf das schmerzverzerrte Gesicht und fühlte plötzlich Schuld in sich aufsteigen, über das, was da geschah; aber gleichzeitig sah er die dicken, zitternden Lippen und empfand eine Art von Freude. Er bekam, was er verdiente, dieser Schwanzlutscher! Er stieß Rico zur Seite und setzte sich dem Mann rittlings auf die Brust. Er spürte, wie sich der Körper unter ihm wand. Klar lag das verzerrte Gesicht im Licht der Laterne vor ihm – dunkles, lockiges Haar, eine hohe Stirn und Augen, die vor Tränen überquollen. Er ohrfeigte das Gesicht mit flacher Hand, und der Kopf flog zur Seite. Er ballte die andere Hand zur Faust und schlug mit voller Wucht auf den Wangenknochen ein. Der Mann schrie, und sein Körper bäumte sich auf und preßte sich gegen Kevins Hintern. Dieser Druck jagte Kevin einen Schauder über den Rücken. Dieses Schaudern wurde immer heftiger und entlud sich in einem plötzlichen Orgasmus. Es durchfuhr ihn in Wellen wie elektrische Schläge. Er heulte vor Wut auf und schlug dem Mann nun mit beiden Fäusten ins Gesicht. Als er von ihm abließ, zitterte der Körper des Mannes unter ihm. Kevins Hände waren klitschnaß – Tränen, Spucke und Blut. Kevin japste, wischte sich mit den nassen Händen über die Lippen und unterdrückte mühsam ein Schluchzen.
    Mit einem scharfen Pfiff gab Max wieder ein Zeichen, und so schnell, wie sie die Lichtung gestürmt hatten, waren die Jungs wieder auf dem Pfad verschwunden und ließen ihre beiden Opfer am Boden zurück.

5. KAPITEL
     
    Amory Borden lag im Greystone Park auf der Erde und starrte auf die Laterne über sich. Er beobachtete, wie Insekten und Motten das Licht umkreisten. Eine Motte flog immer wieder gegen das heiße Glas. Sie taumelte zurück, flatterte für einen Moment, nahm alle Kraft zusammen und schlug wieder gegen das Glas... Kopf voran. Wußte sie nicht, daß sie sich verletzen würde?
    Amory fühlte immer noch den Schmerz in seinem Gesicht und zwischen seinen Beinen pulsieren und verzog sein Gesicht. Mit welchem Recht zog er eigentlich über die Motte her? Bei ihm konnte man doch voraussetzen, daß er kein hirnloses Etwas war. Ha! Also was tat er eigentlich? Mitten in der Nacht im Park herumzuwandern, in der Hoffnung, einen geblasen zu kriegen, in der Hoffnung, einen Schwanz zum Lutschen zu finden... irgendeinen Schwanz, wenn er nur groß und steif war, in der Hoffnung, einen warmen Körper zu finden und eine Stimme in der Dunkelheit. Das war alles. Und nach einem kleinen Weilchen, wenn er sich befriedigt hätte, könnte er zurück in seine Wohnung, fernsehen und schlafen gehen.
    Aber der Park? Wahnsinn! Er hätte in die Sauna gehen können. Er hätte in eine Kneipe

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