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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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wollen?«, fragte Mimi verächtlich. Was hatte ein verhätschelter Junge aus der Upper East Side in diesem heruntergekommenen und kriminellen Stadtgebiet von New Jersey zu suchen? »In Newark gibt es doch nichts für jemanden wie Evan.«
    »Nichts als verlassene Gebäude und ein Bluthaus.« Ted gab Mimi die Visitenkarte.
    »Das kann nicht wahr sein!« Schaudernd las Mimi die Karte. Club der Vertrauten stand da in einem schicken roten Schriftzug.
    »Es ist die einzige logische Schlussfolgerung. Er muss dort sein. Es tut mir leid«, sagte Sam.
    »Ich wusste nichts davon. Ic h … es is t …«, stotterte Mimi. Ein Bluthaus? Evan Howe? Dieser gut aussehende Junge mit den Grübchen? Er war erst sechzehn Jahre alt. Er war noch so jun g …
    »Du wolltest es wissen.« Ted zuckte die Schultern. »Das ist der Ort, an dem er sich aufhält. Aber lass dir von uns gesagt sein, dass du nicht dorthin gehen solltest. Das ist es nicht wert. Diese Kids haben nichts mit dem Verschwinden von Victoria zu tun. Vertraute würden so etwas nie tun, das weißt du. Und wenn du trotzdem zu ihm fährst, wirst du nichts anderes finden, als die gleiche alte Geschichte. So alt wie Rom.«

20
Das Bluthaus
    N ewark lag auf der anderen Seite des Flusses. Es war nur ein Katzensprung über die Brücke und das Image des Stadtgebietes wurde langsam besser. Doch normalerweise vermied Mimi es, wie viele Bewohner Manhattans, nach New Jersey zu fahren, es sei denn, sie musste zum Flughafen.
    Vor ein paar Stunden hatte sie den Hauptsitz der Venatoren verlassen und noch nichts gesagt, während der Wagen an dem hübschen Hafenviertel vorbeifuhr und sie tiefer und tiefer in das düstere Industriegebiet brachte. Sie war einfach froh darüber, dass sie an diesem Abend nicht allein war.
    »Hier ist es«, sagte Oliver zu seinem Fahrer. »Du kannst uns da vorne rauslassen.« Während der vierzigminütigen Fahrt hatte er kein Wort gesagt. Er schien nicht einmal besonders überrascht gewesen zu sein, als sie ihm eröffnet hatte, wohin sie fahren würden, um nach Evan zu suchen.
    Nachdem sie sich von den Venatoren verabschiedet hatte, hatte Mimi Oliver im Archiv aufgesucht, wo er sich seit gestern Nachmittag aufhielt. Er hatte sich das Video immer wieder angesehen und nach Hinweisen gesucht.
    Sie erzählte ihm von den drei Fotos, die die Brüder entdeckt hatten.
    »Die Schreiber werden herausfinden, was diese Botschaften bedeuten. Alle Mitarbeiter sind im Archiv«, versicherte Oliver ihr.
    »Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht«, sagte sie. Außerdem hoffte sie, dass der Besuch des Bluthauses keine Zeitverschwendung sein würde.
    Mimi stieg nach Oliver aus dem Wagen und sah sich misstrauisch um. Es gab nur verlassene Lagerhäuser und leere Landparzellen. Die Straße war übersät mit Scherben und benutzten Nadeln. An der Ecke war ein Schrottplatz, der mit Stacheldraht umzäunt war; und ein paar herrenlose Hunde, mager und räudig, trieben sich auf den Straßen herum.
    Mimi schauderte.
    »Komm schon, es ist gleich dort drüben«, sagte Oliver und ging voran zum nächstgelegenen Gebäude. Mimi sah eine Stahltür, die mit einem roten Strich gekennzeichnet war.
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. »Nur für Mitglieder!«, knurrte eine Stimme.
    Oliver nickte Mimi zu und sie sagte ihren Spruch auf. »Ich bin ein Freund des Clubs. Wir brauchen ein Zimmer.«
    Die Tür wurde zugeknallt, dann öffnete sie sich wieder. Eine streng aussehende Frau mittleren Alters und mit Kaugummi im Mund versperrte ihnen den Weg. Mimi hatte von zwielichtigen Vampiren gehör t – sie lebten für gewöhnlich außerhalb der Gemeinschaf t –, doch sie hatte nie zuvor einen gesehen.
    »Ihr müsst den Nachttarif zahlen, und wenn ihr noch irgendwas von der Speisekarte wollt, wird das extra berechnet.«
    Mimi gab der Frau ihre Kreditkarte und sie wurden eingelassen. Sie fanden sich in einer kleinen Lobby wieder, zwei Sessel standen in einem roten Lichtschein. Die Hausherrin sah zu ihnen herüber.
    »Junge oder Mädchen?«
    Mimi zuckte die Schultern, weil sie nicht sicher war, was die Frau von ihnen wollte, und Oliver ergriff für sie das Wort. »Äh, ein Mädchen, bitte.«
    Angewidert und fasziniert zugleich sahen sie dabei zu, wie sich ein paar Red-Blood-Mädchen vor ihnen aufstellten. An ihren Hälsen waren frische Bissspuren zu sehen und Blut tropfte aus den Wunden. Sie wirkten benommen und betäubt, benutzt und erschöpft. Sie trugen kurze Kleider oder dünne Nachthemden. Einige von

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