Jäger der Verdammten - Eden, C: Jäger der Verdammten
seiner Lippen auf ihren noch fühlen konnte. Ebenso wie das Streicheln seiner Zunge.
Womöglich war er nicht allein. Wahrscheinlich nicht. Ein Mann wie er, quasi triefend vor Sex-Appeal, brauchte sicher nur mit den Fingern zu schnippen.
Sie legte die Karte wieder hin. Für einen Moment glaubte sie, rote Flecken auf ihren Fingern zu se-hen.
Nein. Nein, das war nur eine Erinnerung.
Oder nicht?
Kopfschüttelnd ging sie ins Bad. Eine schöne kalte Dusche, das war es, was sie brauchte.
Oder ihn.
Mist! Dee schnappte sich das Telefon und wählte, ehe sie sich bremsen konnte. Ein Klingeln. Bescheuert! Das kannst du nicht machen. Zwei. Bist du irre? Lass das. Drei.
»Night Watch.« Es war die Geheimnummer für das Team, die sie anriefen, wenn sie außerhalb der Bürozeiten Informationen brauchten.
»Grace? Hier ist Dee. Hast du schon den Namen für mich überprüft?« Denn sie war misstrauisch, woran sich wohl nie etwas ändern würde.
Ein schwaches Summen aus dem Hörer, dann: »Ja, ich habe die Daten hier. Soll ich dir die Akte faxen?«
»Gib mir gleich die Eckdaten.« Dee musste es sofort wissen, bevor sie einen tödlichen Fehler beging. »Und schick mir dann den Papierkram.« Später würde sie alle Details erfahren wollen. Das war eben ihre Art.
»Simon Lawrence Chase.« Dees Finger umklammerten das Telefon krampfhaft, als Grace begann. Ja, Dee hatte ihren potenziellen Liebhaber überprüfen lassen, na und? Als Frau musste man vorsichtig sein, schließlich wusste man heutzutage nie, was man sich auf die Bude holte.
»Alter vierunddreißig.« Wirklich? Es war schwer zu schätzen gewesen. Er hätte jünger sein können oder … »Geboren in New Orleans. Ist von hier weg, als er sich meldete.« Militär? Mit den langen Haaren?
»Er dient aber nicht mehr.« Dessen war Dee sich sicher.
»Nein. Wie es aussieht, war er eine Zeit lang bei der Legion«, antwortete Grace.
Legion. Die Fremdenlegion. Ja, das konnte Dee sich vorstellen. Nach kurzem Zögern stellte sie die wichtigste Frage: »Irgendein Hinweis, dass er nicht rein menschlich ist?«
»Negativ.«
Dee entspannte sich. Ein oder zwei Mal hatte sie einen dämonischen Liebhaber gehabt. Über die beklagte sie sich gewiss nicht, denn im Bett waren sie phänomenal gewesen, aber ein Mensch …
Dem bin ich gewachsen.
»Da ist allerdings noch was anderes, Dee. Etwas, das du wissen solltest.«
Ach du Schande! Irgendwas versalzte ihr doch immer die Suppe. »Was?«
»Den Akten nach wurden seine Eltern vor einigen Jahren ermordet. Es wurde als Einbruchdiebstahl abgetan, der aus dem Ruder lief, aber …«
»Aber du denkst, dass es kein Einbruchdiebstahl war, sondern mehr?« Das war es oft.
»Schmuck wurde gestohlen, Fernseher und Computer waren weg, und die Eltern, Janice und Ned Chase, fand man mit aufgeschlitzten Kehlen.«
Aufgeschlitzte Kehlen. Die simpelste Art, einen Vampirangriff zu verschleiern.
»Ich habe einen Leichenbeschauer unten in New Orleans angerufen, den ich kenne.« Einer der Gründe, weshalb Grace so hervorragend in dem Job war: Sie hatte überall Beziehungen. »Anscheinend war weniger Blut am Tatort, als die Wunden erwarten ließen.«
Weil die Parasiten sie leergetrunken hatten. Hmm. Kein Wunder, dass der Mann so viel über Vampire wusste.
Aus persönlicher Erfahrung.
Genau wie ich. »Danke, Grace. Ich bin dir was schuldig.«
Schweigen, dann ein sehr leises »Nein, bist du nicht«.
Sie beendeten das Gespräch, doch Dee hielt das Telefon weiter umklammert. Er hatte die Überprüfung bestanden, und seine Vergangenheit war ebenso verkorkst wie ihre eigene.
Dee schluckte. Er war sicher.
Oder so sicher wie es ein Liebhaber für sie sein konnte.
Ihre Finger wählten von allein. Diesmal gab es kein Zögern. Keine dämliche Stimme, die in ihrem Kopf flüsterte.
»Dee.«
Nur ihr Name, sonst nichts. Verlangend gehaucht. Mit derselben Lust, die ihre Brüste hart machte und ein Ziehen in ihrem Schoß hervorrief.
Oh Mann! Sie atmete tief ein. Natürlich hatte er gewusst, dass sie es war. In diesen technikbesessenen Zeiten leuchtete ja ihr Name auf dem Display auf. Folglich konnte sie auch nicht mehr kneifen.
»Wo bist du?«, fragte er.
Sie zupfte an ihrem T-Shirt, das ihr nach wie vor auf der Haut klebte. »Zu Hause.«
»Was möchtest du, Sandra Dee?«
Ihr Schoß bebte nur von der Stimme, die in der Dunkelheit auf sie einflüsterte.
Er wusste, was sie wollte. Das musste er. »Bist du allein?« Garantiert nicht. Wahrscheinlich krabbelte in
Weitere Kostenlose Bücher