Jäger des Einhorns
Aufmerksamkeit auf ihr linkes Auge gerichtet. Im Gegensatz zu den Flößern, die er gesehen hatte, ringelte sich um ihr Auge eine Schlange.
Plötzlich sagte Yzinda, als habe sie eine innere Eingebung:
»Dort, wo die Magie am größten ist, sind die Geheimnisse am sichersten!«
»Dieser Meinung bin ich nicht«, widersprach Casson, »aber für Yucazan mag es stimmen.«
»Was bedeutet, daß unter dem Tempel des HÖCHSTEN geheime Verliese sind?« fragte angespannt Rauco.
»Sie werden verhindern, daß wir unsere Freunde finden«, murrte leise ein Calcoper.
Sie hatten es ein wenig einfacher, jene Calcoper, denn sie kannten die Kultur dieser Stadt. Sie bewegten sich schnell und sicher. Natürlich hatten auch sie nicht die geringste Ahnung, wo die Mannschaft des Logghard-Schiffes gefangengehalten wurde. Eine Stunde, nachdem sie das Schiff verlassen hatten, standen sie vor dem Haupteingang des größten Tempels weit und breit.
Luxon mußte, was die Massigkeit und die düstere Ausstrahlung des Bauwerks betraf, an den Achar-Tempel auf der Insel vor Logghards Hafen denken.
Die Fremden blickten staunend den Treppenaufgang und den Eingang an. Dieser monströse Tempel schien aus riesigen Hallen oder sogar nur einer Halle zu bestehen, und seine schrägen, abgestuften Außenwände dienten ebenfalls einem Zweck, der den Fremden noch verborgen blieb.
Der Eingang bestand aus dachartig angeordneten Steinplatten, die auf etwa vierzig dicken Säulen ruhten, je zwanzig links und rechts. Die Säulen schienen aus jenem Gestein zu bestehen, das man an den Hängen der Feuerberge fand – Gestein aus dem unbekannten Schlund der Welt.
Die Säulen waren von oben bis unten mit Zeichen geschmückt. Tiefe Kerben und kantige Kartuschen trennten die Zeichen und Symbole voneinander. Es waren symbolische Hausumrisse, Sonnen und Augen. Man sah doppelte, übereinander angeordnete Wellenlinien, Dreiecke und Dreiecke mit nach rechts verlaufenden Haken, und andere Bildnisse, die wie ineinandergeschobene Mondsicheln, ineinander geschachtelte Kreisabschnitte oder merkwürdige Lettern aussahen.
»Die magischen Zahlensymbole!« sagte Rauco. »In endloser Wiederholung. Das Auge wird verwirrt, der Verstand betäubt, wenn man lange genug hinsieht.«
Rechts und links des Eingangs, der in ein finsteres Loch zu führen schien, begannen auf den Bodenplatten breite Treppenstufen. Sie führten aufwärts und vereinigten sich hinter dem Eingang zu einer einzigen Treppe, die bis zur obersten, kleinsten Plattform hinaufging. Kleine, hausartige Nebentempelchen standen dort, wo aus den Stufen eine kleine Plattform entstand. Man konnte dort seitlich ausweichen und im Viereck um die Pyramide herumgehen.
Casson drehte sich um und versuchte festzustellen, ob ihnen jemand folgte, oder ob Wächter auf sie aufmerksam geworden waren. Aber, obwohl die Calcoper sich bereits weit unter das Dach des Eingangs hineingewagt hatten, rührte sich niemand.
»Los! Weiter! Hinein in den Tempel!« sagte Casson. Rauco hielt ihn an der Schulter fest und flüsterte stechend:
»Denke daran! Es ist das Heiligtum des HÖCHSTEN. Wir befinden uns auf gefährlichem Pflaster.«
»Das weiß ich. Ich habe nicht vor, Heiligtümer zu schänden.«
Langsam ging er durch den Eingang und in die Innenhalle hinein. Sie war riesig. Tatsächlich fühlte Casson einen Schauder der Ehrfurcht.
Der Innenraum war über ihren Köpfen ebenso pyramidenförmig. Durch eine Unzahl kleiner, waagrechter Öffnungen fiel Licht in den riesigen Hohlraum. Von Osten, schräg, zuckten Sonnenstrahlen wie flammende Speere durch das Dunkel.
Gegenüber dem Eingang, der ein helleres Dreieck auf den Boden aus schwarzem Stein warf, gab es Mauern, die bis an die Brust Cassons reichten. Sie bildeten eine Art Labyrinth, zwischen denen es schmale Durchlässe gab. Casson schob sich nacheinander durch drei dieser schmalen Unterbrechungen und stand nach wenigen Schritten an einer Brüstung.
Er blickte schräg abwärts.
Unter ihm befand sich eine weitere Halle. Die Balustrade, die um die Wände herumlief, bildete eine Art Decke. Eine breite Treppe – wieder eine von zahllosen Treppen – führte abwärts.
Casson wartete, bis seine Freunde hinter ihm standen, dann murmelte er:
»Ich sehe mir die Halle an. Kommt ihr mit?«
»Wir gehen hierhin und dorthin«, entschied Rauco und deutete in zwei Richtungen.
»Gut.«
Casson fühlte sich von unbekannten Gefahren förmlich umzingelt, als er schnell die Stufen hinuntereilte und eine
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