Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
doch er wachte nicht auf. Jana atmete leise auf.
Sie sammelte ihre Kleidung ein, stieg über die Handschellen auf dem Fußboden und schlich zur Tür. Es war unnötig, Zeit mit der Suche nach den Motorradschlüsseln zu vergeuden. Sie würde die Maschine einfach kurzschließen und wegfahren.
An der Tür jedoch zögerte sie und drehte sich zu Zane um. Sein gebräunter Körper hob sich von den weißen Laken ab. Er sah auf eine verführerische Art zerzaust aus.
Jana schluckte. Bei ihm zu bleiben kam nicht infrage, das wusste sie. Der Sex war spaßig gewesen – na gut, sehr viel mehr als spaßig –, trotzdem musste sie gehen.
Leuten, die ihr zu nahe kamen, stießen furchtbare Dinge zu. Die wenigsten von ihnen konnten die Hitze aushalten.
Leb wohl, Zane. Sie durfte nicht zulassen, dass er sie auslieferte, und das würde er. Sobald er die Informationen über das Perseus-Projekt hatte, die er wollte. Und was sollte sie dann tun? Den Rest ihres Lebens in einem Käfig verbringen?
Nein.
Jana zog sich an und schlüpfte aus der Hütte, ohne noch einmal zurückzublicken.
Zane wartete, bis die Tür leise geschlossen wurde, ehe er die Augen öffnete. Seine Hand strich über das noch warme Laken, wo Jana gerade noch gelegen hatte.
Sie hatte wahrlich nicht lange gewartet. Eine heiße Nummer, und weg war sie.
Natürlich hatte er damit gerechnet, dass sie fliehen würde, aber …
Ich hatte gehofft, dass ich mich irre.
Unschuldige flohen nicht, wie er schon vor langer Zeit gelernt hatte.
Wut stieg in ihm auf. Die Frau hatte geglaubt, ihn mittels Sex blenden zu können. Sie dachte, sie könnte ihn so leicht austricksen.
Von wegen!
Er stieg aus dem Bett und ging zum Tisch. Jude hatte ihm ein Handy dagelassen, mit dem Zane nun den Gestaltwandler anrief. Beim zweiten Klingeln nahm Jude ab. Im selben Moment hörte Zane draußen den Motor aufheulen.
Wenigstens trug sie jetzt einen Helm.
»Sie ist unterwegs«, sagte er und rieb sich übers Gesicht.
»Wir haben einen Peilsender am Motorrad, also können wir jeden ihrer Schritte verfolgen. Zieh dich an.«
Das Motorrad war ein Köder für Jana gewesen, den sie willig geschluckt hatte. Nein, vielmehr war sie der Köder, doch Zane hatte erst begriffen, was Night Watch vorhatte, als sie bei der Hütte ankamen und Jude die Maschine erwähnte.
Warum sollte man einer Gefangenen gegenüber ein Fluchtfahrzeug erwähnen, wenn man nicht wollte, dass sie floh? Und dann hatte Jude ihm die Schlüssel zugeworfen. Ein Blick zum Gestaltwandler war genug, dass Zane wusste, was Pak wollte.
Er sollte sie fliehen lassen, sie in Sicherheit wiegen und ihr dann folgen.
Zwar hatte Jana das Feuer bei Night Watch nicht angefacht, aber es hatte mit ihr zu tun. Die, die es getan hatten, waren hinter ihr her. Also mussten Jude und Zane ihr nur folgen, um an die Mistkerle zu kommen. Denn die wiederum würden garantiert Jana folgen.
»Wo bist du?«, fragte er Jude, als er schon die Tür aufriss.
Ein grüner Pick-up hielt direkt vor der Hütte. Zane nahm das Handy herunter. Natürlich war der Gestaltwandler in der Nähe geblieben.
»Komm schon!«, rief Jude durch das offene Fahrerfenster. »Ich habe die GPS-Verbindung.«
Zane schlug die Hüttentür zu und lief zum Wagen. Sowie er auf der Beifahrerseite eingestiegen war, fuhren sie los, heraus aus den Sümpfen. Zane bemerkte, dass seine Fingerknöchel schmerzten, so sehr ballte er die Fäuste.
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell verschwindet«, sagte Jude mit einem flüchtigen Seitenblick zu Zane.
»Ich auch nicht.« Und blöd wie er war, hatte er tatsächlich gehofft, dass sie nicht abhauen würde, dass Jude und Pak Unrecht hatten und ihr Plan nicht aufging. Er hatte sich gewünscht, dass Jana neben ihm lag, wenn er die Augen öffnete, und ihm vom Perseus-Projekt erzählen wollte – von all ihren Geheimnissen.
Wie schwachsinnig von ihm.
»Du hast mit ihr geschlafen, stimmt’s?«
Zane biss die Zähne zusammen.
»Also echt, Alter, du schläfst mit jeder attraktiven Frau, die dir über den Weg läuft.« Jude stieß einen leisen Pfiff aus, während er das Lenkrad nach links drehte. »Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass du es mit einer Mörderin treibst.«
Zane warf ihm einen strengen Blick zu. »Pass auf, was du sagst.« Seine Stimme klang so tödlich wie die Energie, die sich in ihm aufbaute und an seiner Selbstbeherrschung zerrte.
Jude sah wieder zu ihm. »Was denn? Darf man als guter Freund nicht mehr sagen, dass du Mist
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