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Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Titel: Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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lassen!«, rief der Sanitäter. »Er könnte noch einen …«
    »Ich weiß, warum Ihre Medikamente nicht helfen«, sagte Schwester Nancy seelenruhig.
    Natürlich wusste sie das. Pillen wirkten bei Dämonen nie so, wie sie sollten.
    Zane erstarrte und blickte über die Schulter zu ihr. »Ach, tun Sie das?«
    »Ähm …« Die Schwester trug keine von diesen scheußlichen weißen Trachten, sondern einen dunkelblauen OP-Anzug, und an ihrem hageren Hals baumelte ein Stethoskop. »Kommen Sie mit mir nach hinten, damit ich Sie richtig untersuchen und Ihnen alles erklären kann.«
    Klar doch. Komm in meine Mausefalle. Nancy war eine hübsche Frau mit ersten grauen Strähnen in ihrem schwarzen Haar und wenigen zarten Falten in den Augenwinkeln. Sie sah überhaupt nicht wie der Teufel aus, ganz und gar nicht.
    Zane schaute wieder zu Jana. »Was soll ich machen?«, fragte er leise.
    »Wir brauchen Hilfe«, antwortete sie. »Hören wir uns an, was die Schwester zu sagen hat.«
    Er nickte. Zusammen drehten sie sich um und wollten mit der Schwester mitgehen, die jedoch Jana zurückhielt. »Ich würde gern allein mit ihm reden.«
    Das kam nicht infrage. »Ich bin seine Schwester, und ich bleibe bei ihm.«
    Nancys Lippen wurden zu schmalen Strichen.
    »Sie kommt mit«, beharrte Zane streng.
    »Na gut. Folgen Sie mir.«
    Zu dritt marschierten sie an den Sanitätern vorbei. Die Armen standen völlig entgeistert da und hatten offenbar keine Ahnung, was vor sich ging.
    »Hier herein.« Nancy wies in ein kleines Untersuchungszimmer. »Setzen Sie sich schon mal. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Kaum waren Jana und Zane in dem Zimmer, schloss Nancy die Tür hinter ihnen.
    Zane runzelte die Stirn.
    »Sie ruft jetzt an«, sagte Jana, die diesen Ablauf schon mehrfach bezeugt hatte – ohne Nancys Wissen. »Sie informiert ihren Kontakt, dass sie einen Kandidaten hat.«
    »Ein Kandidat? Das bin ich jetzt?« Er holte das Handy aus seiner Tasche und tippte rasch auf den Touchscreen ein. Wenige Sekunden später sagte er: »Pak, ja, ich bin in New Orleans.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Du musst für mich eine Schwester Nancy Gilbert vom Krankenhaus ›Unsere barmherzigen Schwestern‹ überprüfen. Etwa eins fünfundsechzig groß, zwischen fünfundvierzig und fünfzig Jahre alt und …«
    Sein Blick huschte zur Tür, und er schob das Handy wieder in die Tasche.
    Drei Sekunden später kam Nancy breit lächelnd wieder herein. »Tut mir leid, ich musste den Sanitätern versichern, dass Sie hier in fähigen Händen sind.« Sie lachte glockenhell. »So wie die sich anstellen, glaubt man fast, ich hätte noch nie einen Patienten behandelt.«
    Jana rückte näher zu Zane. »Warum wirken seine Medikamente nicht?« Den ganzen Smalltalk wollte sie lieber überspringen und direkt zur Sache kommen.
    Die Tür klickte hinter Nancy ins Schloss, und ihr strahlendes Lächeln wurde merklich gedämpfter. »Zunächst einmal muss ich mehr über meinen Patienten wissen.«
    Zane sah sie skeptisch an.
    »Ihre Eltern, wie hießen die?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich muss nur abklären, ob es in Ihrer Familie schon …«
    »Mist, sie weiß es nicht.« Zane sprang auf. »Verschwinden wir von hier.«
    Nancy legte eine Hand auf seine Brust. »Sie sind ein Dämon.«
    Zane erstarrte.
    Dann blickte Nancy zu Jana. »Meine Frage ist, sind Sie ein Vollblut oder ein Hybride?« Im selben Moment schien ihr klarzuwerden, dass die beiden vielleicht nicht verstanden, was sie meinte. »Ähm, ein Hybride ist ein Halbblut, abstammend von …«
    Zane wich zurück, und Jana bemerkte, wie sein Wangenmuskel zuckte. »Ich kenne den verdammten Ausdruck. Ja, meine Mutter war menschlich, aber der Mistkerl, der mich gezeugt hat, nicht.«
    Ah, sehr geschickt! Die Perseus-Leute wären entzückt, einen Hybriden zu bekommen, und würden ihn rekrutieren wollen, statt ihn gleich zu töten. Das menschliche Blut in ihm war ihnen zu kostbar. Und sie wären begeistert, einen Dämon loszujagen, der andere Dämonen umbrachte.
    »Dämonen reagieren auf menschliche Medikamente nicht immer so, wie sie sollten«, erklärte Nancy vollkommen ruhig und gelassen.
    »Ich bin kein Dämon.«
    »Hybride dann eben«, murmelte sie und blickte wieder kurz zu Jana. »Und Sie?«
    »Ich bin menschlich. Wir sind Halbgeschwister«, antwortete sie rasch. Nancy könnte mühelos einen Dämon auftreiben, der Jana überprüfte, und der erkannte seinesgleichen auf Anhieb, weil ihn kein Blendzauber täuschen konnte.

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