Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
wiederum ihre Schuld wäre. Sie hatte nicht geahnt, dass Perseus ihn hatte – ebenso wenig wie bei dem Vampir, der sie gebissen hatte. Und das hätte sie wissen müssen. In dem anderen Labor, aus dem sie entkommen konnte, waren auch andere Übernatürliche gewesen. Sie waren mit ihr zusammen geflohen, bevor alles niederbrannte.
Aber selbstverständlich hatte das Perseus-Projekt noch andere Häuser gehabt.
Konnte es jetzt womöglich weitere Unterkünfte geben, von denen sie nichts wussten? Wenn sie vorher schon Ausweichgebäude gehabt hatten, war es doch mehr als wahrscheinlich, dass es auch jetzt welche gab.
Zane wandte sich zu Tony. »Ich will den Tatort sehen.«
»Meine Männer haben alles gesichert«, sagte Tony stirnrunzelnd.
»Ich kann Dinge finden, die sie übersehen haben.«
Er sprach auf seine Dämonensinne an.
»Bring mich zum Tatort und lass mich sehen, was ich finde, bevor du die Jagd eröffnest.«
Zane hatte Marcus gesehen, verwundet und geschunden von der Gefangenschaft und der Folter.
Tony atmete schnaubend aus und nickte.
»Was ist mit mir?«, fragte Jana zaghaft. Normalerweise hätte der Cop längst versuchen müssen, sie in Handschellen zu legen.
Er sah sie an. »Hat Zane es Ihnen nicht gesagt? Sie sind entlastet«, erklärte er vollkommen gelassen. »Die Brandstifterin, die für die Feuer in New Orleans verantwortlich war, kam bei dem Brand des Perseus-Hauptquartiers um.«
Vor lauter Verwunderung holte Jana so tief Luft, dass sie sich beinahe daran verschluckte.
»Was mich betrifft, haben Sie eine reine Weste, Miss Carter.«
Also hatte Zane nicht gelogen. Er hatte es geschafft, dass sie ihr Leben wieder hatte.
»Aber ich brauche diesen Gestaltwandler.«
Ihr Leben hatte sie zurück, doch was war mit dem Wolf?
Sie machte einen Schritt nach vorn und ergriff Zanes Hand. »Ich komme mit euch.«
»Du musst nicht …«, begann er finster.
»Doch, ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mal etwas für andere tue, nicht nur für mich«, sagte sie sehr hastig. »Marcus litt furchtbar, als ich ihn kennenlernte, und er hat nichts von alledem gewollt.«
Zane sah sie vollkommen ruhig an. »Das wollen wir selten.«
Nein, wohl nicht. Das Schicksal bescherte einem bisweilen Dinge, auf die man gut und gerne verzichten konnte. Und klopfte es an, ließ man es ein, ganz gleich wie viel lieber man sich im Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen würde.
»Holen wir Jude und Erin dazu«, sagte Zane zu dem Cop. »Falls der Täter ein Wolf war, erkennen sie es.«
»Auf die Idee bin ich schon gekommen«, antwortete Tony. »Ich habe die beide vorhin angerufen.«
Zane strich Jana über die Wange. »Bleib bei mir, okay? Die Polizei hat dich von der Fahndungsliste gestrichen, aber das FBI nicht.«
Nein, sie wusste, dass sie nach wie vor auf deren Tötungsliste stand. Sie wollten Jana genauso dringend ausschalten wie all die Übernatürlichen, die sie gegen sich aufgebracht hatte. Sollten die erfahren, dass sie ihnen nicht mehr gefährlich werden konnte, würden sie attackieren wie Haie, die Blut im Wasser rochen. Alle würden sich auf sie stürzen.
»Pak bearbeitet sie«, fuhr er fort, »aber Special Agent Thomas will dich unbedingt schnappen, und sie wird sich nicht so leicht davon abbringen lassen. Für sie ist die Sache persönlich.«
»Persönlich?«, fragte Jana. »Ich habe der Frau nie etwas getan!«
Zane und Tony sahen sich an.
»Was? Habe ich irgendwas verpasst?«, fragte sie.
»Sie führt ihren privaten Rachefeldzug gegen dich«, erklärte Zane, »weil einer der Männer, die in dem Feuer damals in New Orleans umkamen, ihr Stiefbruder war, Brent Martin. Er war der Wissenschaftler, der …«
Du wirst bei Bewusstsein sein, wenn ich das tue, und, vertrau mir, Schlampe, es wird höllisch wehtun.
»Ja, ich erinnere mich an ihn.« Noch ein Kerl, den es scharf machte, anderen Schmerzen zuzufügen.
»Sie wird sich nicht zurückpfeifen lassen«, meinte Zane. »Deshalb musst du vorsichtig sein.«
Offenbar jetzt erst recht. Denn sollte Agent Thomas sie erwischen, konnte Jana nicht mit Feuer kontern. Nicht mehr.
Wie gut, dass sie immer noch die Waffe von dem Perseus-Wachmann hatte. Man konnte nie vorsichtig genug sein.
Für Agent Thomas war das etwas Persönliches, aha. Aber war es nicht immer in gewisser Weise persönlich, jemanden zu jagen, um ihn oder sie zu töten?
Draußen war es dunkel, der Himmel tintenschwarz, kein Mond, keine Sterne. Es war die Art Nacht, die Jana früher
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