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Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Titel: Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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geliebt hatte, weil sie ihr eine perfekte Deckung bescherte.
    Heute jedoch verursachte ihr diese Finsternis eine Gänsehaut.
    Sie standen draußen auf einem Weg, der hinter dem College-Wohnheim verlief. Die flackernden Laternen verliehen der Szenerie einen bleichen Schimmer. Tony ging ihnen voraus und bückte sich schon unter dem gelben Absperrband hindurch. Die Blutflecke auf den Gehwegplatten waren selbst für Jana deutlich zu sehen, und sie presste die Lippen fest zusammen. Gott, hätte die nicht mal jemand wegmachen können?
    »Du denkst, wir haben es wieder mit einem Wolf auf Beutezug zu tun?«, fragte eine weiche Frauenstimme mit einem winzigen Südstaatenakzent.
    Jana hatte die Frau nicht kommen gehört. Vorsicht, ermahnte sie sich, trat weiter in den Schatten und beobachtete die andere. Sie war groß, schlank und elegant, strahlte eine souveräne Selbstsicherheit aus.
    Ihre kleinen Nasenflügel bewegten sich, als sie die Düfte der Umgebung einsog. Hätte Jana nicht so genau hingesehen, wäre ihr diese verräterische Geste sicher gar nicht aufgefallen. Aber so wusste sie: eine Gestaltwandlerin. Kein Mensch würde sich die Mühe machen, die Gerüche auf solch eine Weise zu überprüfen, weil er es nicht konnte.
    Jude war hinter ihr, seine Hand unten auf ihrem Rücken. Auch seine Nasenflügel bewegten sich, als er sich umsah. Und natürlich konnten beide sehr viel mehr sehen als Jana.
    »Ich weiß nicht, was wir hier haben«, antwortete Tony, der sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. »Sag du es mir, Staatsanwältin.«
    Staatsanwältin? Ach, du Schande! Jana kroch noch tiefer in den Schatten.
    »Ich rieche hier keinen Wolf.« Die Frau neigte den Kopf zur Seite. »Aber du weißt ja, dass manche Gestaltwandler ihren Duft tarnen können.«
    »So wie das Schwein, das hinter dir her war«, murmelte Zane.
    Wie? Jemand hatte die Staatsanwältin gejagt?
    »Ja«, knurrte Jude, und seine Wut war unüberhörbar. »Wie der.«
    »Wenn ich das Opfer sehen kann«, bot die Staatsanwältin an, »dann kann ich dir sagen, ob die Wundmale von Klauen stammen.« Ein zartes Lächeln trat auf ihre Lippen. »Man könnte sagen, ich habe einige Erfahrung mit Wolfsspuren.«
    Tony entfernte sich vom Absperrband. »Das Opfer ist bei Jones in der Gerichtsmedizin. Ich habe ihm schon gesagt, dass du hinkommst.« Er seufzte. »Wie er sagt, hat sie sich nicht gewehrt. Ein Hieb, ein schneller Riss über die Kehle, und sie war tot.«
    Genau wie die Opfer seinerzeit in New Orleans.
    »Die Studentinnen in New Orleans wurden von einem Menschen ermordet.« Janas Stimme klang in ihren Ohren viel zu laut.
    Die Staatsanwältin drehte sich zu ihr um, schien aber nicht im mindesten erschrocken. Sie hatte offenbar die ganze Zeit gewusst, dass sie dort war.
    »Es gibt keine Akten über einen Verdächtigen, der im Zusammenhang mit den Morden festgenommen wurde«, sagte Tony.
    »Weil Marcus Malone ihn umbrachte«, erklärte Jana. »Die Freundin des Gestaltwandlers war eines der Opfer. Das einzige Mal, dass er tötete, war, als er diesen Mörder zur Strecke brachte. Marcus mag ein Wolf sein, aber er würde so etwas hier nie tun.«
    Sie spürte den Blick der Staatsanwältin. Wie war noch mal ihr Name? Was hatte Tony gesagt? Erica? Nein, Erin.
    »Haben Sie es nicht gehört?«, fragte Erin. »Die meisten Leute wissen, dass Wölfe Psychopathen sind.«
    Jude ging näher zu der Staatsanwältin.
    Nun trat Jana aus dem Schatten. »Marcus hatte reichlich Chancen, jemanden zu verletzen und zu töten.« Hätte er das gewollt, wäre sie nie lebend aus dem Pick-up gekommen. »Er hat den Kerl aufgespürt und einen kranken Sadisten aus seinem Elend erlöst, sonst nichts.«
    »Anscheinend weißt du eine Menge über Marcus«, bemerkte Zane. »Ihr habt auf der Fahrt wohl ausgiebig geplaudert, was?«
    »Als Sie vom Tatort flohen«, ergänzte Tony.
    Sie ignorierte beide.
    »Verstehe«, sagte Erin, die sie aufmerksam beobachtete. »Dieser Wolf wurde also die letzten Monate gefangen gehalten und gefoltert. Das könnte jeden brechen. Und ein Wolf …« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Es ist nicht einfacher, einen Wolf zu brechen«, meinte Jana, die Mühe hatte, mit fester Stimme zu sprechen. »Es ist schwerer. Ja, ich weiß, dass Wölfe den Ruf haben, irre zu sein, aber sie sind auch klug und unglaublich stark. Stark genug, die Hölle zu überleben.« So wie es Marcus hatte. Sie mussten gar nicht reden, denn Jana hatte alles in seinen Augen gesehen.
    Sie waren gemeinsam der Hölle

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