Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Nachtwandlern an, doch im Grunde glaubte sie bis heute nicht recht daran. „Aber jetzt haben sie einen Beweis", sagte Lucas. Mein Unbehagen wuchs, und ich sah den jungen Vampir durchdringend an. „Was denn für einen Beweis?"
„Vor zwei Nächten wurden in Kalifornien Leichen gefunden, und eine weitere letzte Woche in Texas." „Davon habe ich gehört." „Die Daylight Coalition sieht darin einen Beweis für unsere Existenz." „Denen glaubt doch niemand!" Ich löschte die Flammen in meiner Hand, ohne Lucas loszulassen. „Das ist doch nur eine Vereinigung von Spinnern. Die Polizei sagt, es war alles fingiert." „Trotzdem gewinnen sie immer mehr Leute für sich. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Jäger mehr als verdoppelt. Die Ältesten befürchten, dass wir nicht mehr viel Zeit haben."
„Und warum bist du nun gekommen?" Lucas hörte auf herumzuzappeln. „Sie wollen wissen, wer die Leichen liegen lassen hat. Du bist eine der Älteren in der Neuen Welt." „Ich bin nicht als Babysitter hergekommen, und ich räume den anderen auch nicht ständig hinterher!" Ich umklammerte seinen Hals etwas fester und nahm ihn ins Visier. „Ich weiß nicht, wer für die Schweinerei verantwortlich ist", erklärte ich, ließ ihn wieder los und ging auf die andere Seite der Gasse. Ich hatte ganz andere Dinge im Kopf und wollte mich nicht auch noch mit den Ältesten und ihren Lakaien herumschlagen, die in mein Revier eindrangen.
„Die Ältesten werden herausfinden, wer diesen Aufruhr verursacht hat", sagte Lucas und rieb sich den Hals. „Wenn er oder sie sich noch in der Neuen Welt aufhält, wird die Bestrafung deine Aufgabe sein." „Ich tanze doch nicht nach deren Pfeife!", entgegnete ich, auch wenn das nicht so ganz stimmte. Ich war stärker als die meisten anderen Nachtwandler meines Alters, was nicht nur an meiner Macht über das Feuer lag, obwohl sich viele wegen dieser einzigartigen Gabe von mir fernhielten. Ich hatte sehr viele Alte getötet - mehr als genug - und mir meinen finsteren Ruf im Laufe blutgetränkter Jahrhunderte wahrlich verdient.
Es lag an Jabari, dass ich es nicht für nötig hielt, sofort zu springen, wenn die Ältesten riefen. Er fungierte als Puffer zwischen mir und dem Rest des Konvents, und dadurch hatte ich so meine Freiheiten. Als ältestes und mächtigstes Mitglied des Konvents hatte Jabari meine absolute Loyalität gewonnen. Er musste mich nur darum bitten, und ich tat fast alles für ihn. Aber nun war Jabari verschwunden, und der Puffer fehlte.
„Wenn dir dein Revier und dein Leben lieb sind, gehorchst du besser", sagte Lucas mit zusammengekniffenen Augen. Ich starrte ihn an und hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Was für eine erbärmliche Kreatur! Er war keine dreihundert Jahre alt, und ein weiteres Jahrhundert erlebte er höchstwahrscheinlich nicht. Den Gefährten der Ältesten war in der Regel kein langes Leben vergönnt, doch dafür standen sie während ihrer kurzen Existenz unter dem Schutz der grenzenlosen Macht ihrer Gönner. Wurde jemand zum Gefährten auserkoren, konnten andere Nachtwandler demjenigen kein Haar krümmen, ohne sich den Zorn des jeweiligen Ältesten zuzuziehen. Wenn der Gefährte seinen Gönner jedoch enttäuschte, hatte er sein Leben verwirkt. Und wie ich gehört hatte, starb er dann eines langsamen, qualvollen Todes.
„Verschwinde von hier, Lucas! Geh zurück zu deinem Herrn und Meister und erstatte ihm Bericht!" „Was soll ich ihm sagen? Dass du den Jäger schützt?" Lucas schaute zu Danaus, der am Anfang der Gasse stand, dann wieder zu mir.
„Dass ich davon abgesehen habe, dich auf der Stelle umzubringen", erwiderte ich lächelnd und fletschte die Zähne. „Du hast mir die Nachricht überbracht. Also hau ab, bevor die Sonne am Horizont versinkt, sonst bringe ich dir bei, was echte Schmerzen sind!"
Lucas funkelte mich wütend an, drehte sich um und marschierte die Gasse hinunter. Er ging so dicht an Danaus vorbei, dass er ihn beinahe streifte, doch der Jäger zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ein Vampir wie Lucas war leichte Beute für ihn und nicht der geringste Anlass zur Sorge. Andererseits durfte man nicht vergessen, dass Lucas auch das Sprachrohr von etwas viel Größerem und Schrecklicherem war.
An Anfang der Gasse drehte Lucas sich noch einmal zu mir um. „Die Ältesten sind nicht die Einzigen, die besorgt sind. Die anderen sind ebenfalls alarmiert", rief er, dann verschwand er in der Dunkelheit.
„Verdammter Mist!",
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