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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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öffneten. Das war eine der Fertigkeiten, auf die ich am meisten neidisch war. Für gewöhnlich erlangten Nachtwandler die Fähigkeit zur Telekinese nicht, bevor sie nicht deutlich näher vor der Tausendjahresmarke standen. Im Moment kam ich über Klappern mit einer Teetasse und der Untertasse nicht hinaus - nicht gerade sehr nützlich oder besonders einschüchternd.
    Der gewaltige, drei Stockwerke hochragende Saal erstrahlte in hellem Kerzenschein, als fürchte sich hier jemand vor Monstern, die in dunklen Ecken lauerten. Entlang der Ost- und Westwand standen an die zwanzig Kerzenständer auf dem Boden, in jedem flackerten mehr als ein Dutzend großer gelber Kerzen. Die Kandelaber über unseren Köpfen sprühten ebenfalls vor Leben und erleuchteten die zahlreichen Fahnen und Banner, die von der Decke hingen. Selbst der schwarze Marmorboden glänzte im Licht.
    Nur das Podest mit den Thronen für den Konvent und unseren Lehnsherren war nach wie vor in Schatten gehüllt. Elizabeth nahm wieder ihren Platz neben Macaire auf dem Podium ein. Jabari saß im dritten Ratssitz, der vierte war immer noch ebenso leer wie der Thron unseres Regenten. Die drei Nachtwandler schienen allein zu sein, aber Dan aus hatte die Anwesenheit der Naturi gespürt, also mussten sie irgendwo in der Nähe lauern. Hatten sie den Saal verlassen, als wir aufgetaucht waren?
    „Ich kann mich nicht erinnern, deine Anwesenheit verlangt zu haben", verkündete Macaire, als Danaus und ich die Mitte des Raumes erreicht hatten. Wir blieben stehen, da wir es vorzogen, etwas Abstand zwischen uns und dem Konvent zu wahren, auch wenn uns das nicht mehr Sicherheit verschaffte. Ich hoffte nur, ein oder zwei zusätzliche Sekunden Reaktionszeit herausschinden zu können. „Ich bin gekommen, um etwas zu verlangen, das mir gehört", gab ich zurück und schob auf der Suche nach einer lässigen Haltung die Hände in die Gesäßtaschen.
    Ich hatte keine Ahnung, ob es funktionierte, weil ich mir sicher war, dass jeder im Raum meine Furcht riechen konnte. „Hier ist eine Vampirin, die nicht Teil unserer Abmachung war", sagte eine hypnotische Stimme irgendwo an der Decke. Der melodische Klang schien aus einem Traum zu kommen, so wie er von den Wänden widerhallte, bevor er endlich zu mir hinunterwehte. „Eine Fremde, die hier nichts verloren hat. Sollen wir bei Anbruch der Dämmerung zurückkehren, wenn wir keine ungebetenen Lauscher vorfinden?" „Der Werwolf, um dessentwillen wir hier sind, ist nahe", entgegnete eine zweite Stimme, nicht weit vom Ursprung der ersten entfernt. Sie klang deutlich weicher, aber ebenso verführerisch wie die ihres Gefährten.
    „Du weißt, dass wir gewiss nicht gehen möchten, ehe sie nicht die Worte gesprochen haben, die wir hören müssen. Dann erst wollen wir den Wolfsjungen mit nach Hause nehmen." „Oh, Verzeihung", antwortete ich rasch und vollführte eine ausladende Verbeugung vor den drei Konventsmitgliedern. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr Gäste habt. Ich gehe natürlich gerne, sobald Jabari mir Nicolai ausgehändigt hat."
    „Warum sollte ich das tun?", fragte Jabari langsam, während er mich mit den dunklen Augen fixierte und die langen Finger um die Armlehnen seines Throns krampfte. Ich erwartete halb, das Holz unter dem Druck seiner Umklammerung krachen und ächzen zu hören. „Leugnest du etwa, dass du ihn mit dem Befehl, mich zu töten, auf mich angesetzt hast?", fragte ich mehr als zuckersüß. Ich legte den Kopf schief und schenkte ihm ein zähnebleckendes Grinsen. Ich erkannte den Zeitpunkt, an dem er vollkommen begriff, was ich tat, als wenigstens eine der hölzernen Armlehnen vernehmlich knackte. Eine schwache Stimme in mir betete, dass das alles nur eine Scharade für den übrigen Konvent war, ansonsten steckte ich in echten Schwierigkeiten.
    „Er wurde geschickt, um mir dein Herz zu bringen", gab Jabari zu. Sein wachsender Zorn verstärkte seinen Akzent und ließ mehr von seiner Muttersprache Ägyptisch durchklingen. Er schob sich vor und lauerte auf seinem Sitz, als sei er drauf und dran, mich anzuspringen.
    Ich musste mit aller Gewalt gegen den Drang ankämpfen, einen Schritt zurückzuweichen. Meine Nackenhaare richteten sich auf. Jabari die Stirn zu bieten war, als wolle man einen Tiger anlocken - ich konnte von Glück sagen, dass er mir nicht das Gesicht abriss, wenn ich danebenlag. „Dann bin ich hier, um meine Kampfesbeute einzufordern. Ich habe sein Leben verschont, und damit gehört es mir", sagte

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