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Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker

Titel: Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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einstigen Pracht und Größe geschrumpft, blieb er unseren Blicken verborgen und schien zufrieden, uns hier unten in der abgrundtiefen Finsternis umhertappen zu lassen. Die Tiere, die uns dabei zusahen, wie wir über die schmale, gewundene Straße rumpelten, blieben stumm und verbargen sich zwischen Felsen und Gebüsch.
    Nach über zwei Stunden Fahrt weiteten sich endlich die Berge mit den verstreuten Bäumen und Büschen und öffneten sich zu einer Art winzigem Tal. Obwohl ich nicht zu atmen brauchte, musste ich beim Anblick von Ollantaytambo doch ein scharfes Luftholen unterdrücken. Die Stadt war klein und bestand lediglich aus einer Handvoll Straßen und ein paar Hotels. Kein großer Touristenmagnet. Manchmal legten die Leute einen kurzen Tagestrip ein, um die Ruinen draußen vor der Stadt zu besichtigen, reisten dann aber schnell weiter, nach Aguas Calientes und Machu Picchu.
    Während wir langsam die Hauptstraße hinunterrollten, fiel mir auf, dass die vier Menschen in unserer Truppe schweigsam geworden waren. Hinten im Auto konnte ich das Rascheln von Kleidung und das leise Klicken von Sicherungsbügeln an Waffen hören, als Messer und Pistolen zum schnellen Ziehen bereit gemacht wurden.
    Bevor wir das Hotelzimmer verlassen hatten, hatten Danaus und ich uns wieder einmal mit Waffen ausgestattet. Er hatte ein Kurzschwert auf dem Rücken festgezurrt und trug dazu noch ein paar Pistolen, die ich nicht sofort ausmachen konnte. Der Jäger war außerdem so freundlich gewesen, mir wieder die gleichen Modelle von Glock und Browning zu überlassen, die ich schon auf Kreta benutzt hatte. Handfeuerwaffen mochte ich zwar nicht besonders, aber mit diesen beiden war ich immerhin so vertraut, dass ich leichter mit ihnen umgehen konnte als mit zwei völlig unbekannten Waffen. Ich hatte mir außerdem ein Kurzschwert an den Oberschenkel geschnallt. Solange wir hier waren, wollte ich es vermeiden, meine Kräfte zu benutzen, da ohnehin schon so viel Energie in der Luft knisterte, dass ich ein ungutes Gefühl davon bekam.
    Als wir in die Innenstadt kamen, bemerkte ich, dass alle Häuserblocks von hohen Mauern in traditioneller Inkabauart umgeben waren. Innerhalb der Mauern stand eine Ansammlung schmucker Häuschen rund um einen zentralen Innenhof. Es war schon fast Mitternacht, als wir die Stadt erreichten, und an sämtlichen Häusern waren die Türen und Fenster verriegelt, das Licht gelöscht.
    Am Ende der Hauptstraße brachte Danaus den Wagen zum Stehen und sah mich fragend an, wie es weitergehen sollte. Jetzt, da wir hier waren, wollte ich mich am liebsten nicht rühren und kein Wort mehr sagen. Mitten in einer überfüllten Bar in Cuzco, umgeben von meinesgleichen, hatte es wie eine gute Idee geklungen. Nein, falsch, es hatte auch in Cuzco schon nach einer bescheuerten Idee geklungen, und jetzt, da wir hier im Dunkeln hockten, wusste ich mit Sicherheit, dass sie katastrophal war.
    „Mira?", stupste er mich an, als ich nach wie vor stumm blieb. „Zu den Ruinen", antwortete ich leise und war stolz, dass meine Stimme nicht zitterte. Natürlich kämpfte ich immer noch darum, meinen krampfhaften Griff um den Türknopf zu lockern. „Sind sie uns gefolgt?" Niemand musste nachfragen, von wem ich sprach. Es gab nur eine Gruppierung, die uns folgen konnte, ohne dass wir sie mit normalen Mitteln entdeckt hätten. Es gab im Moment überhaupt nur eine Gruppierung, über die wir uns Sorgen machen mussten: die Naturi.
    „Nein, aber sie sind nicht weit entfernt", antwortete Danaus. Seine tiefe Stimme klang ruhig und unaufgeregt; trotz der Unheil verkündenden Worte war sie ein beruhigender Balsam. Seit wir das Hotel verlassen hatten, war von ihm ein beständiges Energiepulsieren ausgegangen, während er die Gegend nach unseren Feinden durchleuchtete. Die unablässigen Wellen rauschten durch mich hindurch, schlugen über mir zusammen und drängten mich immer näher an ihn heran. Diese Wellen hatten mich früher gleichermaßen zu zerreißen und zu beschützen versucht. Nun musste ich bei ihnen Schutz suchen, nicht nur vor dem Feind, der uns immer näher rückte, sondern auch vor den Geistern der Vergangenheit, die mich heimsuchten.
    Danaus lenkte den protestierend rumpelnden weißen Transporter die Straße hinunter und fuhr uns das kurze Stück bis zu den alten Gebäuden. Es fiel uns nicht schwer, die von Hügeln umstandenen Mauern vor uns auszumachen, deren Reliefs noch genauso vor uns aufragten, wie sie die Menschen vor Jahrhunderten in

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