Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
befreien wollten, und das würde bedeuten, sie beide zu wecken. „Weiß ich noch nicht genau", antwortete ich wahrheitsgemäß. „Mir ist da gerade eine Naturi in den Schoß gefallen. Was soll ich mit ihr anfangen?" „Außer sie zu töten?", gab Tristan scharf zurück. „Tut . . tut dieser Zauber Amanda weh?", wollte er wissen und sah dabei Shelly an. Die Hexe hatte sich vorgebeugt und untersuchte einige Markierungen in der Erde rund um die Blase.
„Nein, sie ist vollkommen sicher. Sie schläft nur." „Ein Heilschlaf, fügte ich hinzu. „Etwas, das sie gerade dringend braucht. Wir können nur vermuten, wie lange die Naturi sie schon gefoltert haben, bevor wir die Insel erreichen konnten. Lassen wir sie schlafen, solange sie noch kann." „Willst du sie etwa wegen der Naturi so lassen?", fragte Tristan heftig und trat einen Schritt auf die Grube zu, in der Amanda lag, so als wolle er gleich hineinspringen und sie rauszerren, Zauber hin oder her.
„Nein, natürlich nicht. Aber ein paar Minuten länger werden ihr schon nicht schaden." Ich stand auf und ging zu Tristan hinüber. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn ein paar Schritte weg. „Wir dürfen nichts überstürzen. Hier tun sich interessante Möglichkeiten auf, und die müssen wir so gut wie möglich ausnutzen." „Wie meinst du das?", fragte er und befreite seine Hand aus meinem Griff. „Ja, Mira", fragte Danaus langsam. „Worauf willst du hinaus?"
„Wir haben hier eine Naturi-Gefangene zum Greifen nahe vor uns. Glaubt ihr nicht, dass es ausgesprochen nützlich für uns wäre, wenn wir versuchen würden, ein paar Informationen aus ihr herauszubekommen?" „Du willst sie nicht umbringen?", rief Tristan und deutete auf die schlafende Naturi, als wäre sie eine Schlange, die sich über den Boden auf uns zuringelte. „Natürlich werde ich sie töten, die Frage ist nur wann."
„Vielleicht in dem Moment, in dem auch Danaus' Leben nicht mehr länger am seidenen Faden hängt?", fragte Knox, worauf ich wütend die Mundwinkel verzog. Seit Monaten sprach ich nun schon davon, dass ich den Jäger töten würde, und immer noch musste ich diesen Worten Taten folgen lassen. Er war immer noch zu nützlich für mich. Ich nahm allerdings nicht an, dass die Naturi mir ähnlich nützlich sein würde.
„Nicht ganz", knurrte ich. Ich ging wieder zu der Naturi und beugte mich so tief über sie, dass ich sie mir näher betrachten konnte. Sie sah jung aus, wie ein Teenager zwischen fünfzehn und siebzehn, aber natürlich war das nur der äußere Anschein. Naturi alterten langsam, wenn überhaupt. Sie mochte Jahrhunderte alt sein, ohne dass man es ihr ansah. Ihre Kleidung war schmutzig, und sie hatte einen Bluterguss an der Schläfe. Sie war zwar nicht so übel zugerichtet wie Amanda, aber man hatte sie offensichtlich auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst.
Sie könnte ein Spitzel sein, sagte Danaus in meinen Gedanken. Die Naturi wussten, dass du dich für sie interessieren würdest, und da haben sie darauf gesetzt, dass du versuchen würdest, ein paar Informationen aus ihr herauszuholen. Am Ende ist sie vielleicht nicht mehr als eine Spionin.
Ich klopfte mir die Hände ab, richtete mich auf und drehte mich zu dem Jäger um. Diese Möglichkeit war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Wenn wir uns die Mühe machten, sie aufzuwecken, durften wir ihr auf keinen Fall trauen. „Stimmt, aber wem soll sie denn noch Bericht erstatten? Wir haben alle Naturi in der näheren Umgebung getötet. Es gibt niemanden mehr, an den sie uns verraten kann, selbst wenn sie etwas herausfindet." „Glaubst du wirklich, dass Nachtwandler die einzig telepathisch begabten Wesen sind?", gab er schroff zurück. „Ich wette, sie könnte sich auf beliebige Distanz mit jedem Naturi unterhalten." „Was sollte sie ihnen denn verraten? Wo man mich finden kann? Sie wissen doch längst, dass Savannah meine Domäne ist."
„Die Sache ist das Risiko wert", sagte Knox und schob die Hände in die Jeanstaschen. „Im Augenblick wäre jede Information, die wir bekommen können, nützlich." „Glaubst du denn wirklich, dass sie uns die Wahrheit sagen wird?", fragte Tristan. „Nicht sofort", antwortete Knox. Er zuckte mit den breiten Schultern, während er einen Mundwinkel zu einem düsteren Grinsen verzog. „Aber ich bin mir sicher, dass sie auspacken wird, wenn die Schmerzen stark genug sind." „Shelly, weck die beiden auf, sagte ich und trat einen Schritt von der leuchtenden
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