Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
während ihr die Mundwinkel nach unten sackten. „Du hast ihn getötet, oder?", fragte sie, obwohl die Frage nicht von dem tränenreichen Gefühlsausbruch begleitet wurde, mit dem ich gerechnet hatte. Tatsächlich schien sie die Neuigkeit ziemlich gefasst aufzunehmen. „Ja", stieß ich hervor und grinste über das ganze Gesicht.
Nerian war mein Peiniger in den Ruinen von Machu Picchu gewesen, mein nicht enden wollender, Gestalt gewordener Albtraum. Worte konnten die Genugtuung nicht ausdrücken, die ich empfand, als ich ihn vom Antlitz dieses Planeten getilgt hatte.
Cynnia schüttelte den Kopf und ließ den Blick wieder auf die Hände sinken. „Ich habe ihn nie kennengelernt." „Dann kannst du dich glücklich schätzen. Er war ein grausamer, sadistischer Bastard. Vollkommen durchgeknallt." „Und ein guter Soldat", ergänzte Danaus zu meiner Überraschung. „Er glaubte an die Sache deiner Schwester. Er hätte dir niemals geholfen." „Warum hier? Warum wurdest du ausgerechnet hier festgehalten?", bohrte ich nach und lenkte ihre Aufmerksamkeit erneut auf mich. „Ich habe keine Ahnung. Ich wurde aus Übersee hierhergebracht. Sie schienen hinter jemandem her zu sein."
„Sie waren hinter dir her", sagte Danaus. Ich warf einen Blick zurück über die Schulter und begegnete den forschenden Augen des Jägers, die mein Gesicht fixierten. „Sie sind dir aus Europa bis in deine Heimat gefolgt." Das war eine interessante Theorie. „Warum?", murmelte ich und schob die Hände in die Gesäßtaschen, während ich die Naturi erneut musterte. Sie war ein merkwürdiges Puzzleteil, für das ich dringend einen Platz finden musste, wenn ich die kommenden Nächte überleben wollte.
„Zwei Gründe sind denkbar", sagte er. Danaus trat vor an meine Seite, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. „Sie gehen davon aus, dass du sie umbringst." „Was durchaus nicht so ungewöhnlich für mich wäre", sagte ich nickend. Ich neigte dazu, Naturi erst zu töten und dann Fragen zu stellen. Die Naturi waren besser dran, wenn sie zu einem Häufchen Asche verbrannt waren, als wenn sie weiter frei herumliefen und für Ärger sorgten. „Und da sie die Schwester der Königin ist, könnte das auf jeden Fall dabei helfen, die verfeindeten Grüppchen in den Reihen der Naturi zu einen. Die böse Nachtwandlerin killt die süße, unschuldige kleine Schwester von Aurora und schweißt so alle gegen den gemeinsamen Feind zusammen. Vorausgesetzt natürlich, sie sagt die Wahrheit."
Cynnias Kopf schnellte hoch, und sie öffnete den Mund, um zu protestieren, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als ich meine Klinge auf sie richtete. „Oder sie erwarten, dass du sie als Geisel nimmst und sie folterst, um an Informationen zu gelangen", fuhr Danaus fort. „Was eigentlich typisch für mich wäre", gab ich mit einem Nicken zu. „Aber dann könnten sie auch darauf setzen, dass ich Auroras angebliche Schwester als Faustpfand in meine Gewalt bringen will. Wir nehmen sie mit, und dann bringt sie uns alle im Schlaf um."
Stirnrunzelnd steckte ich das Messer zurück in die Scheide, während ich die Naturi prüfend musterte und die verschiedenen Optionen erwog, die sich mir boten. Wenn ich sie jetzt umbringen würde, gäbe es eine Naturi weniger auf der Welt. Aber wenn ich sie am Leben Heß, gab mir das Gelegenheit, ihr ein paar Informationen zu entlocken. Und welche bessere Informationsquelle hätte ich mir wünschen können als Auroras Schwester?
Mehr noch, vielleicht half sie mir, endlich Rowe zu mir zu locken. Der Naturi war unverzüglich in Venedig aufgetaucht, als es den Anschein hatte, dass der Konvent einen Naturi gefangen hielt. Wenn er davon Wind bekam, dass ich eine Naturi als Geisel hielt, insbesondere, wenn es sich dabei um die Schwester seiner Gattin und Königin handelte, würde er vielleicht endlich mal aus der Deckung kommen. Und es hing entscheidend davon ab, dass Rowe vorzeitig den Löffel abgab, ob die Konfrontation zwischen Naturi und Nachtwandlern ein Ende fand.
Wir könnten sie benutzen, um Rowe zu ködern. Ich schickte den Vorschlag in Danaus' Kopf, da ich es vorzog, meine Pläne sowohl vor Shelly als auch Cynnia geheim zu halten. Das Gesicht der Erdhexe hatte sich zu einem kränklichen Grün verfärbt, als ich der Naturi das Messer an die Kehle gehalten hatte. Ich verließ mich nur ungern darauf, dass sie den Mund hielt, wenn es um das Wohlergehen meiner neuen Gefangenen ging.
Glaubst du, er wird kommen, um sie zu
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