Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
sagte ich langsam und ließ meine Gedanken laut werden. „Sie war vielleicht Befehlshaberin bei dem Angriff, als wir im Wasser waren, aber sobald wir an die Küste kamen, hat sie keine Anweisungen mehr erteilt. Eigentlich hat das niemand mehr gemacht."
„Wie meinst du das?" „Was, wenn wir ihre Anführerin schon haben?" „Die Naturi? Die mit Amanda zusammen gefangen war? Ihre Anführerin? Glaubst du, die anderen haben gemeutert?", fragte Tristan und richtete sich aus seiner gebeugten Haltung auf. „Nein, ich glaube, sie ist eine Spionin. Ich muss jetzt nach Danaus und Shelly sehen. Wenn du mit Amanda sprichst, bevor ich zurückkomme, frag sie, ob sie irgendwas über die Naturi weiß, die zusammen mit ihr gefangen gehalten wurde", sagte ich und ging zum Ausgang.
„Was willst du denn wissen?", fragte Tristan, als er mich aus dem Zimmer begleitete. „Wie wurde sie behandelt? Wer hat auf der Insel die Befehle gegeben?" „Wenn ich sie treffe, frage ich sie", rief er mir nach, als ich die Treppe hinuntereilte.
Ich spürte, wie die Nacht um mich herum verfiel und ihr wahres Alter zeigte, außerdem wurde ich müde. Nach dem Kampf auf der Insel musste ich mich kräftigen, aber dafür war keine Zeit. Ich unterdrückte meinen wachsenden Hunger und versuchte die Müdigkeit beiseitezuschieben, die mir die Glieder schwer machte. Ich musste zurück zu Danaus und Shelly.
13
Als ich im Erdgeschoss ankam und auf die Hintertür zur Garage zusteuerte, spürte ich, wie jemand die Treppe zum Hauseingang hinaufkam. Ich blieb in der kaum benutzten Küche stehen und legte den Kopf schief, während meine Sinne die Nacht in weiterem Umkreis um meinen Körper erforschten. Es war Amanda. Ich sprintete quer durchs Haus und riss die Haustür auf, als sie gerade die Hand zum Klopfen gehoben hatte.
Tristan musste sie ebenfalls gespürt haben, denn er wartete bereits verwirrt und durcheinander am Fuß der Wendeltreppe. Die junge Nachtwandlerin stand allein auf meiner Veranda, in frischen Klamotten zwar, aber gebadet hatte sie wohl noch nicht. Ihr blondes Haar war von den vergangenen Strapazen immer noch schmutzig und verfilzt, und auf Wangen und bloßen Armen zeigten sich Schmutzstreifen. Ihr bleiches Gesicht verriet keine Regung, während sie geradewegs durch mich hindurchzustarren schien.
„Amanda", sagte ich leise und bedeutete ihr einzutreten. „Wo ist Knox?" Sie kam herein und schüttelte leicht den Kopf. „Er ist weg. Ich habe ihm gesagt, er soll nach Hause gehen."
Ich spürte den rasenden Hunger nicht mehr in ihr, also konnte ich wohl getrost davon ausgehen, dass Knox lange genug bei ihr geblieben war, um ihr dabei zu helfen, sich zu kräftigen, ohne dass es zu irgendwelchen unglücklichen Zwischenfällen kam, bevor er ihr ein bisschen Zeit für sich gegeben hatte. Allerdings hatte ich nicht die leiseste Ahnung, warum sie sich in den Kopf gesetzt hatte, so kurz vor Sonnenaufgang an meine Tür zu klopfen.
„Du solltest dich ausruhen", ermahnte ich sie, während ich die Tür hinter ihr schloss. Amanda runzelte die Stirn, und ich spürte, wie sich die ersten Wellen eines zornigen Bebens in ihr regten. „Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich dein Angebot annehme. Ich möchte Mitglied deiner Familie werden."
Zuerst dachte ich, sie fühlte sich einfach verpflichtet, meiner Familie beizutreten, weil ich mein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um sie zu retten, aber in ihrer Stimme lag noch etwas anderes, das mich stutzig machte. „Aber .. ?", fragte ich, und ihr Kopf fuhr zu mir herum. Fragend hob ich die Augenbraue. „Irgendwie willst du auch nicht." „Jetzt, da sie mich mit dir und mit Tristan gesehen haben, bin ich doch sowieso eine wandelnde Zielscheibe. Warum sollte ich also nicht deiner Familie beitreten, wo es doch der einzige Weg ist, wie ich mich vor den Naturi in Sicherheit bringen kann?", sagte sie so leise, dass es kaum mehr als ein Knurren war.
„Sie hat dich bei dem Treffen gestern Abend gewarnt, dass die Naturi auf dich aufmerksam werden würden", sagte Tristan. Obwohl ich seine Loyalität zu schätzen wusste, war „Ich hab's dir doch gleich gesagt" für Amanda jetzt nicht besonders hilfreich. „Gestern Abend warst du noch ganz versessen darauf, ein Teil meiner Familie zu werden. Jetzt hast du gesehen, wozu die Naturi hier in der Gegend imstande sind, und weißt nicht mehr genau, was du eigentlich willst", sagte ich und schlug den Weg zum Arbeitszimmer ein.
„Ich weiß genau, was ich will!", schrie
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