Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
geistesabwesend, während ein anderer Teil meines Verstandes mit der Frage beschäftigt war, wie ich inmitten dieses ganzen Chaos auch noch mit Cynnia klarkommen sollte.
„Wir könnten jeweils zu zweit eine Person tragen oder mehrmals fliegen", antwortete Bertie. „Bis zur Herberge ist es höchstens eine Stunde oder so. Wir könnten bis zur Dämmerung alle Nachtwandler am Berg haben." „Und die Menschen könnten morgens den ersten Zug nehmen", sagte Danaus und beugte sich vor, sodass er die Unterarme auf den Tisch stützen konnte. „Sie würden die Herberge lange vor Mittag erreichen." „Und damit würden wir mehr als fünf Stunden ungeschützt im tiefsten Naturi-Territorium hocken", sagte George düster. „Uns bleibt keine andere Wahl", warf ich rasch ein, bevor ein Streit ausbrechen konnte. „Stefan, Bertie, organisiert die flugfähigen Nachtwandler. Ihr fliegt in Zweiergruppen. Nachtwandler zuerst mitnehmen. Erst die älteren, dann die jungen. Die Ersten vor Ort sichern die Herberge."
„Schon erledigt", sagte Stefan und warf mir einen herablassenden Blick zu. „Wegen Reparaturarbeiten war die Herberge geschlossen und stand leer." „Ausgezeichnet. Danaus und ich bringen eine kleine Gruppe in einem Transporter nach Ollantaytambo. Sobald alle aus Cuzco raus sind, können zwei Nachtwandler kommen und uns beide abholen. Die Letzten aus dieser Gruppe können von Ollantaytambo den Zug nach Aguas Calientes nehmen und dann im Bus zur Herberge am Morgen unser Gepäck bewachen."
„Warum fahrt ihr nach Ollantaytambo?", fragte Stefan scharf. „Ich möchte dort etwas überprüfen. Es sind nur ein paar Stunden mit dem Auto dorthin. Wenn die letzte Gruppe an der Herberge angekommen ist, sollten wir dort fertig und zum Abmarsch bereit sein. Außerdem ist es ein kürzerer Flugweg für die, die uns abholen", erklärte ich. Meine Hände umklammerten die Tischkante, während ich mich bemühte, meine Stimme ruhig zu halten. Einen Streit mit Stefan brauchte ich jetzt nicht auch h.
„Bertha und George kümmern sich um die Organisation", sagte er brüsk, als wolle er mich herausfordern, ihm zu widersprechen. „Ich begleite dich und den Jäger nach Ollantaytambo." „Wie du willst", stimmte ich zu und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn überrumpelte. „Such dir vier Menschen aus, die mit uns kommen. Wir treffen dich dann in ein paar Stunden draußen vor dem Hotel."
Ich sprang auf und nickte den drei Nachtwandlern an meinem Tisch zu. Dabei wurde ich keine Sekunde lang laut, aber ich wusste, dass mich sämtliche Vampire in der Bar genau verstanden. „Alle Gepäckstücke sind zu markieren und am Bahnhof abzugeben, bevor ihr die Stadt verlasst. Eure Leibwächter holen sie dann am Morgen vom Bus ab."
Mit Danaus an meiner Seite verließ ich die Bar und ging durch das Hotel auf den Platz hinaus. Der Jäger schwieg, bis wir ein gutes Stück vom Hotel entfernt und vor ungebetenen Lauschern sicher waren. Auf dem Rückweg zu dem schäbigen Hotel, in dem wir gemeinsam mit Shelly und Cynnia untergebracht waren, packte er mich am blutüberströmten Arm und hielt ihn zwischen uns in die Höhe. „Ist ja alles prima gelaufen, wie ich sehe."
„Du bist doch nur neidisch, weil nicht du mich so zugerichtet hast", neckte ich ihn und entzog ihm meinen Arm. „Da könntest du recht haben." Er schenkte mir ein seltenes schiefes Lächeln, bevor er wieder vollkommen ernst wurde. „Hören wir denn bald mehr von unserem dunklen Gefährten?" „Ganz bestimmt, aber immerhin habe ich Rowe Stoff zum Nachdenken gegeben. Er weiß, dass wir Cynnia haben. Er weiß auch, dass ich sie umbringe, wenn er auch nur in meine Richtung atmet. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass ich sie töten würde, wenn er das Ritual durchzieht, also steckt er schon mitten in einer üblen Zwickmühle."
„Wie sollen wir sie tagsüber beschützen, wenn wir erst mal in der Herberge angekommen sind? Die Naturi können doch ganz einfach da reinstürmen, wenn alle Nachtwandler zur großen Abrechnung aufgebrochen sind. Dann metzeln sie sich einfach durch alle Menschen hindurch, die die Nachtwandler vielleicht noch als Wachen dabeihaben. Apropos, wie sollen wir Eigentlich die Nachtwandler tagsüber beschützen?" Danaus blieb wie angewurzelt stehen und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass ich das gerade gesagt habe."
Lachend hakte ich mich bei ihm unter und zog ihn mit Richtung Hotel. „Ich habe gewusst, dass du dich irgendwann auf unsere Seite
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