Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Vampirin zusammen. Es schien sich um eine junge Frau zu handeln, die zum Zeitpunkt ihrer Wiedergeburt zwischen zweiundzwanzig und achtundzwanzig Jahre alt gewesen sein musste. Langes dunkelbraunes Haar hing ihr offen über die Schultern. Sie war angeregt ins Gespräch vertieft, bis ihr Blick auf mich fiel. Sie sperrte den Mund auf und wich ein Stück zurück, bis Mira sie am Arm fasste.
Trotz meines scharfen Gehörs konnte ich wegen des plätschernden Wassers hinter ihnen nicht genau verstehen, worüber sie sich unterhielten. Alles, was ich mitbekam, war, wie die verängstigte Vampirin, bevor Mira sie wieder losließ, meinte: »Ich werde es ihnen sagen.« Dann sah sie mich einen Moment an und lief davon.
Als ich Mira erreichte, fluchte sie auf Italienisch. Das stetige Sprudeln des Wassers, das im Laufe der Jahre schon so viele Geheimnisse bewahrt hatte, die an diesem Ort erzählt worden waren, verschluckte ein paar ihrer Worte.
»Gute Neuigkeiten?«, fragte ich, als ich schließlich neben Mira stand.
»Nein,ich … «SieunterbrachsichmittenimSatzundfuhrsichmiteinerHanddurchsHaar,währendsieungeduldigumdenBrunnenherumtigerte.Siehieltkurzinneundsahmichan,bevorsieihreWanderschaftfortsetzte.»Eshatsichetwasergeben.DusolltestmitJamesinsHotelzurückgehen.IchmussmichumdieseSachekümmern,dannkommeichundholeeuchab.«
»Nein.« Ich setzte den Sack ab, packte sie bei den Schultern und hielt sie fest, sodass sie mich ansehen musste. »Ohne mich gehst du nirgendwohin. Was ist los?«
»Nachtwandler-Angelegenheiten.«
»Für so was haben wir jetzt keine Zeit«, erinnerte ich sie und ließ ihre Schultern los.
»Stimmt, aber das kann ich einfach nicht verschieben. Sie wissen bereits, dass ich hier bin.« Langsam ging sie zum Brunnen zurück und starrte ins sprudelnde Wasser, das im Schein der fernen Lichter glitzerte. Die Hand, die sie um den Riemen meiner Tasche geschlungen hatte, verkrampfte sich, bis das Leder knarrte.
»Was ist denn los? Hat es etwas mit dem Mord zu tun?«, kam James meiner Frage zuvor. Ich hatte den unguten Verdacht, dass sie versuchen würde, die Ermittlungen ohne mich durchzuführen. Und ich traute ihr durchaus zu, Beweise zu vernichten oder den Mörder laufen zu lassen, wenn ich nicht dabei war.
»Nein!«, fauchte sie, wirbelte auf dem Absatz herum und starrte mich an. Die plötzliche Wendung der Ereignisse ärgerte sie jetzt schon, und wenn ich sie unter Druck setzte, besserte das ihre Laune ganz bestimmt nicht. Und um ehrlich zu sein, ich war mit meiner Geduld ziemlich am Ende. Umso länger ich mich in Miras Domäne aufhielt, desto mehr fühlte ich mich wie der ewige Außenseiter. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ballte die Fäuste.
Die Nachtwandlerin fuhr sich erneut mit der Linken durchs Haar und wischte sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Stumm starrte sie mich an, während sich auf ihren Zügen ein zaghaftes Lächeln ausbreitete. »Na schön. Du kannst mitkommen, aber James muss hierbleiben. Nach diesem kleinen Treffen holen wir ihn ab, dann können wir der Wohnung dieser Frau einen Besuch abstatten.«
»Wo?«, fragte ich. Vor lauter Misstrauen blieb mir das Wort in der Kehle stecken. Die Anspannung ballte sich zu einem Knoten in meiner Magengrube, als ich den Impuls unterdrückte, zum Messer zu greifen. Ich wusste, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
Mira setzte sich wieder in Bewegung und ignorierte meine Frage, aber ich konnte das spöttische Lächeln förmlich spüren, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.
»Danaus?«, fragte James und wirkte überaus ratlos und verwirrt. Da war er nicht der Einzige.
»Geh zurück ins Hotel! Ich ruf dich an, wenn wir zurückkommen«, sagte ich, bevor ich den Sack aufhob und ihr nachging. »Das ist kein Spiel, Mira«, rief ich ihr nach. »Wenn ich angegriffen werde, verteidige ich mich auch.«
Mira lachte rau und drehte sich zu mir um. Ich spürte die Bewegung nicht wie sonst immer – diesmal verriet sie nur das Geräusch. »Dieses Mal sind wir in meiner Stadt«, sagte sie im Rückwärtsgehen. »Sie werden dir kein Haar krümmen, es sei denn, du greifst zuerst an. Es kommt also ganz allein darauf an, ob du dich im Griff hast oder nicht.«
Vom Platz aus gingen wir ein paar Häuserblocks nach Osten bis wir an einem der wenigen Parkhäuser der Stadt anlangten. In der hintersten Ecke des zweiten Stocks blieb Mira vor einem schwarzen Auto stehen und seufzte. Auf ihren Zügen lag ein beinahe friedlicher Ausdruck, als sie den
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