Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Schwierigkeiten?«
»Nein.«
»Hat er deine Autorität infrage gestellt?«
»Nein.«
»Hättest du zugestimmt, wenn er sich aus eigenem Antrieb um Aufnahme in deine Familie bemüht hätte?«, forschte Mira und beugte sich vor, während sie die Stimme zu einem Flüstern senkte. Unmittelbar nachdem Mira in Venedig ihren Anspruch auf Nicolai durchgesetzt hatte, hatte sie ihn gemeinsam mit Tristan hierher geschickt, um die beiden zu schützen. Die Vampire der Stadt konnte sie zwingen, Tristan zu akzeptieren. Nicolai Gromenko war ein ganz anderes Problem. Er musste seinen Platz im örtlichen Rudel finden, und das ging nur mit Barretts Zustimmung. Er hatte Mira also einen Gefallen getan. Einen verdammt großen.
»Vielleicht, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendeine Wahl gehabt hätte«, sagte Barrett so langsam und bedrohlich, dass seine Stimme förmlich über den Tisch zu rumpeln schien.
»Ich auch nicht«, sagte Mira leise und lehnte sich wieder mit dem Rücken gegen das weiche Leder der Sitznische. Als der Kellner ein Glas Wein vor Barrett abstellte, kehrte einen Moment Schweigen ein.
»Nicolai Gromenko ist ein guter, mitfühlender Mann«, sagte ich und lenkte damit den kalten Blick des Lykaners wieder auf mich. Mira legte mir eine kühle Hand auf den Arm. Kurz strich sie mit dem Daumen über die Innenseite meines Handgelenks.
Danke! Das Wort erklang als Flüstern in meinem Kopf.
Barrett nickte mir zu, und die Anspannung um Mund und Augen löste sich ein wenig. »Abgesehen von der Art, wie er zu uns gekommen ist, habe ich keine Probleme mit Nicolai. Ich bin bloß vorsichtig.«
Diese Vorbehalte konnte ich Barrett nicht verübeln. Vielleicht war es Mira nicht klar, aber Barrett musste ohne Zweifel wissen, dass Nicolai in seinem Heimatrudel entweder bereits Alpha gewesen oder für diese Stellung geboren worden war. Zwei im gleichen Rudel, das ging nicht. Einer von beiden musste gehen – oder sterben.
Der Lykaner sah Mira an, die die umherwandernde Hand wieder in den Schoß zog. »Aber du bist doch sicher nicht hierhergekommen, um dich über Nicolai zu unterhalten, oder?«, fuhr Barrett fort.
»Nein.«
»Über das Mädchen?« Die Frage kam als müder Seufzer über seine schmalen Lippen. »Ein paar Rudelmitglieder arbeiten im Zoo. Ich habe Gerüchte gehört.«
»Es war also jemand aus dem Rudel, der hinzugezogen wurde, um die Bissspuren zu untersuchen«, sagte ich mehr zu mir selbst als in die Runde und schüttelte den Kopf. Dass Barrett so gut über den Stand der Ermittlungen unterrichtet war, überraschte mich doch. Aber warum verwunderte es mich überhaupt noch, dass Barrett seine Leute im Zoo hatte, wenn Mira Kontakte zur Leichenhalle unterhielt? Eigentlich hätte ich es allmählich besser wissen müssen.
»Fast. Unser Mann war an dem Tag nicht da, jemand anders hat ihn vertreten, als es um die Untersuchung der Bisswunden ging. Später am Abend hat er von den Ergebnissen erfahren und mich informiert.«
»Und was hältst du von der ganzen Sache?«, fragte Mira betont unaufgeregt.
Barrett ließ das Glas auf halbem Weg zwischen Tischplatte und Lippen in der Luft hängen und sah die Nachtwandlerin mit erhobenen Augenbrauen an. »Das ist alles?«, sagte er und stellte das Glas wieder hin. »Ich dachte, du würdest den Kopf des Wolfes von mir fordern, der für den Schlamassel verantwortlich ist.«
»Willst du damit sagen, es war ein Wolf?«, fragte ich. Das Gespräch hatte gerade eine unerwartete Wendung genommen, vor allem, da ich bereits wusste, wer der wirkliche Täter war, und nur nicht die richtigen Worte fand, um es den beiden zu sagen. Dass jetzt ein Bori frei in der Stadt herumlief, war fast so verheerend wie die Naturi des Tierclans, die vor einigen Monaten Jagd auf Mira gemacht hatten.
»Nein«, sagte Barrett scharf und hob die Hände. »Aber ich habe die Fotos gesehen und den Bericht des Zoologen gelesen. Bei Tierbissen denkt halt jeder gleich an meine Leute, nicht an Vampire.«
»Hast du denn schon mit deinen Leuten gesprochen?«, fragte Mira. Ihre Linke schlüpfte wieder unter den Tisch, sodass ihre langen Finger jetzt den schlanken Stiel des Weinglases umspielten.
»Ja. Nur wenige kannten diese Frau, und die, die mit ihr zu tun hatten, wussten auch, dass sie lieber mit deinesgleichen unterwegs war. Ich kann für meine Leute die Hand ins Feuer legen. Sogar für Gromenko.«
Ich schüttelte den Kopf und spürte, dass ich die Mundwinkel verzog, auch wenn ich versuchte, mir das
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