Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
schiefe Lächeln zu verkneifen. »Warum habe ich das Gefühl, dass da noch ein Aber kommt?«
»Weil es stimmt«, grummelte Barrett. Er nahm einen tiefen Zug aus seinem Weinglas und setzte es ab, bevor er fortfuhr. »Dass ich mir bei meinem Rudel sicher bin, heißt noch nicht, dass unsere Art aus dem Schneider ist. Es sieht tatsächlich nach einem Tierbiss aus. Vielleicht ist ein Streuner in der Gegend, und ich hab’s noch nicht mitbekommen. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bevor ich das mit Sicherheit sagen kann.«
Ich ging im Geist die Zeit bis zum nächsten Vollmond durch und kam auf zwei Wochen. Dann wäre Barrett auf dem Höhepunkt seiner Macht. Wahrscheinlich konnte er die Gegend dann gründlicher nach einem Streuner durchforsten oder den Einzelgänger womöglich sogar zu sich befehlen. Ich war mir nicht sicher – bisher hatte ich nur begrenzt Erfahrungen mit Werwölfen und anderen Gestaltwechslern gemacht. Und nachdem ich herausgefunden hatte, dass vieles von dem, was ich über Nachtwandler gelernt hatte, schlichtweg falsch war, hatte ich auch keine große Lust mehr, mein Leben von den Informationen abhängig zu machen, die ich über Lykanthropen hatte.
»Wenn der Mörder wirklich ein Lykaner war, hast du aber ein viel größeres Problem am Hals als nur einen Streuner«, meinte Mira und senkte den Blick auf den Fingernagel, mit dem sie über das Tischtuch strich. »Ich bin in der Wohnung gewesen und habe auch die Leiche untersucht. An beiden hängt ein Geruch, den ich, glaube ich, noch nie zuvor wahrgenommen habe.«
»Bist du deshalb hier?«, fragte Barrett. Seine Stimme wurde hart wie Stein, als er mich ansah. »Um den Mörder zu finden?«
»Ich bin hier, um diese Frage so schnell und unauffällig zu klären wie möglich, wer auch immer der Täter sein mag.« Ich nahm die rechte Hand vom Tisch und kämpfte gegen den Drang an, sie zur Faust zu ballen. Im Moment hielt ich es für unangebracht zu erwähnen, dass der Kopf von Themis mich außerdem beauftragt hatte, Mira zu beschützen. Ich bezweifelte, dass die Nachtwandlerin von Ryans Wünschen überhaupt wusste.
»Er hat recht«, bestätigte Mira auf Barretts Blick hin. »Ich glaube allerdings auch, dass sich mehr hinter der Sache verbirgt.«
»Die Naturi«, sagte Barrett.
Ich sah Mira zu, wie sie nickte und wieder auf ihr Weinglas starrte. Das lange rote Haar fiel ihr wie ein Vorhang ins Gesicht, als wollte es sie, während sie sich in den eigenen düsteren Gedanken verlor, vor neugierigen Blicken schützen. Aber das Zucken im Kiefer war nicht zu übersehen, ebenso wenig wie die Art, wie sie die vollen Lippen zu einem harten, dünnen Strich zusammenpresste.
»Möglich«, sagte ich, da sie offenbar nichts hinzuzufügen hatte. »Jede Wette, dass die Angehörigen des Tierclans die Gestalt wechseln können.«
»Ja.« Barrett spuckte das Wort förmlich aus. »Ich habe sie in der Gegend gespürt. Die kleine Pause im September, nachdem du sie vertrieben hattest, haben wir sehr genossen, aber nach und nach, seit deiner Abreise nach Peru, haben wir gemerkt, dass sie sich wieder hier breitmachen.« Barrett hielt inne und sah mich so durchdringend an, als wollte er mich mit Blicken auf meinem Platz festnageln. »Ich habe gehört, du hast in der Stadt Jagd auf sie gemacht. Waren sie vom Tierclan?«
»Nein«, entgegnete ich schroff. »Sechs Windclan-Naturi im Gewächshaus.«
»Und gibt es … ?« Barrett machte eine Pause und leckte sich die Lippen, bevor er erneut ansetzte. »Hast du hier auch welche vom Tierclan gesehen?«
Ich verstand seine Vorsicht, seine Angst gut. Von allen Naturi stellte der Tierclan die größte Bedrohung für die Lykanthropen da. Sie hatten die Fähigkeit, die Gestaltwechsler zu sich zu rufen und zu kontrollieren.
ImSeptemberwarinMachuPicchumehralseinDutzendWerwölfeabgeschlachtetworden,alsdieNaturisieaufdieNachtwandlergehetzthatten,diedenBergerklommenhatten,umdasRitualzuverhindern,mitdemdasTorfürdieNaturigeöffnetwerdensollte.Undvieleweiterewurdenimmernochvermisst.
»Ich habe keinen Angehörigen des Tierclans in dieser Gegend gesehen«, antwortete ich. »Der Kampf letzte Nacht hat mit einer Gruppe aus dem Windclan stattgefunden.«
»Du musst deine Leute um dich scharen.« Miras Stimme klang leise und schien förmlich über den Tisch auf uns zuzukriechen. »Halt sie beisammen! Bleib in ihren Gedanken! Die Naturi wollen uns aufreiben und ihre Reihen füllen, indem sie uns isolieren und einzeln ausschalten.«
»Das werde
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