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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hundert Jahre, richtig?«
    »Ja.«
    Ein trüber Verdacht dämmerte Finn.
    »Und wie alt bist du, Che-Nupet?«
    Sie rollte sich auf den Rücken und streckte die Pfoten in die Luft. Die Krallen kamen heraus. Je fünf vorne, je vier hinten. Dann zog sie die hinteren wieder ein und wedelte mit den Vorderpfoten.
    »Achtundzwanzig?«
    »Weiß nicht. Ungefähr, ne. Kann die nicht einzeln ausklicken. Muss ich noch üben. Vielleicht auch mehr.«
    »Also genau weißt du es nicht.«
    »Ist das wichtig für dich?«
    »Nein, mir reicht ein ungefährer Wert.«
    »Mir auch.«
    Finn hätte gerne noch mehr gefragt, aber Che-Nupet gab ihm zu verstehen, dass es an der Zeit war zu ruhen.
    »Musst du gut drauf sein, heute Abend, Finn. Nicht plappern, nicht rumdrucksen, nicht ängstlich wirken, ne? Schlaf ein bisschen.«
    »Das scheint ja wohl dein Allheilmittel zu sein.«
    »Och nö. Ich schlafe wenig. Grübele ich nur immer ein bisschen und so.«
    Klar, grübeln und so.
    Trotzdem, kaum hatte er sich wieder ausgestreckt, überwältigte ihn Che-Nupets Schnurren, und er sank in einen tiefen, überaus erholsamen Schlaf.
    Die Abenddämmerung war hereingebrochen, als er wach wurde. Che-Nupet putzte sich wieder einmal gründlich und trottete dann auf ihn zu. Schlapp und nochmal schlapp haute sie ihm ihre Zunge um die Ohren.
    »Sieht besser aus so, ne? Und nun komm.«
    Zum zweiten Mal stand Finn vor dem flachen Stein, doch diesmal war nicht der Schwesternrat darauf versammelt, sondern eine kleine Gruppe sehr schlanker Siamkatzen mit dezenten Kopftüchern. Ohne Kopftuch aber thronte ein schwarzer Kater in ihrer Mitte. Allerdings war er nicht schlank, sondern wirkte muskulös und sehnig. Seine blauen Augen leuchteten in seinem schmalen Gesicht, und ein goldener Ring schimmerte in seinem Ohr. Ohne Zweifel war er der Anführer dieser Gruppe.
    »Amun Hab, ist Finn aus der Welt der Menschen, gewandelt durch den Ring von Nefer«, sagte Che-Nupet und ließ ihn dann alleine vor dem hohen Stein stehen. Wieder hatte sich ein Ring von Zuschauern versammelt, und Finn spürte einige höchst feindselige Blicke, die dazu führten, dass sich sein Fell zu sträuben begann.
    »Berichte, Finn, wie du in unser Reich gekommen bist!«, forderte der Weise ihn auf.
    Finn hatte einige Anfangsschwierigkeiten, sich zu artikulieren, aber schließlich wurde sein Bericht flüssiger. Niemand unterbrach ihn, niemand grollte, und auch die Feindseligkeit schien sich zu mildern. Er fügte also freimütig sein Schuldgeständnis an, dass er sich mit Anokis Hilfe einen Ring für die Rückkehr hatte beschaffen wollen, und schwieg schließlich.
    Der Weise sah ihn abgründig an.
    Dann sagte er nur zwei Worte.
    »Dumm gelaufen!«
    Ein kollektives Brummen der Zustimmung erklang.
    Amun Hab nickte und sagte: »Diese verdammten Jungs haben mich in ein Dilemma gebracht, das ist euch hier allen klar, nehme ich an. Einen Menschen ohne sein Wissen zu entführen und ohne Betreuung alleine zu lassen, gehört sich schlichtweg nicht. Andererseits ist Ring-Diebstahl ein todeswürdiges Verbrechen. Das eine wiegt das andere nicht auf, aber ich will einen Kompromiss schließen. Finn kann sich einen Ring für den Übergang verdienen. Dass er die Menschel der Königin entführt und getötet haben sollte, kann nicht bewiesen werden und scheint mir auch unsinnig. Aber möglicherweise sind seine Menschenkenntnisse hilfreich, um eine Spur unserer Menschel zu finden, die seiner Art ähnlich sind. Kann sein, dass sie von den fel’Derva zurückgeholt worden sind. Du wirst unter Hauptmann Anhor deine Aufgaben bei den Grenzschutz-Kämpfern übernehmen. Bewährst du dich, steht dir die Rückkehr in die Menschenwelt frei, doch deine Erinnerung an Trefélin wird gelöscht.«
    Erleichterung durchflutete Finn, als er das Urteil hörte. Meinetwegen Katzengrenzschutz und späterer Gedächtnisverlust, alles besser als von den Krallen aufgeschlitzt zu werden oder in einem Felsloch zu verrotten.

29. Zerstörung des Übergangs
    Die Nacht war dunkel, Wolken verhüllten das sternglitzernde Firmament, der Mond befand sich in seiner schwarzen Phase. Ein noch dunkleres Schemen huschte leichtpfotig über den Geröllhang dorthin, wo die hohe Felsnadel aufragte. Seine kätzischen Sinne halfen ihm, den Ort zu finden, der zu dieser Zeit unbewacht blieb. Niemand, der nicht selbstmörderische Absichten hatte, wagte es, bei Schwarzmond auch nur eine Kralle in das finstere Portal zu stecken.
    Niemand, selbst jene nicht, die die Kunst

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