Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
außerordentlich schwerzufallen.
»Wo soll ich denn den Weisen treffen?«
»Am Gerichtsplatz. Weißt schon.«
Oh ja, er wusste noch.
»Und was will er von mir?«
»Weiß nicht.«
»Che-Nupet, merkst du eigentlich nicht, dass du nervst?«
»Doch.«
Es war zum Mäusemelken mit dieser hohlköpfigen Dickmamsell!
»Weiß ich nicht, wo ich mit anfangen soll. Musst du ein bisschen was verstehen, ja?«
»Vielleicht von vorne?«
Sarkasmus perlte an ihr ab.
»Ja, gute Idee. Dann!« Sie legte sich gemütlich nieder und fing mit geradezu einschläfernder Stimme an zu erzählen. »Habt ihr Katzengeborene in eurer Welt. Die sind anders als Trefélingeborene. Sie haben viele Leben. Geht eines davon zu Ende, wandern ihre Seelen zu den Goldenen Steppen. Trinken sie da vom Hellen Bach, vergessen ihr Leid, ne? Ruhen aus. Sind sie bereit für nächstes Leben, kriegen sie einen neuen Mantel und kehren zurück.«
»Was soll der Blödsinn?«
»Och nö, ist kein Blödsinn für sie.«
»Das meine ich nicht, Che-Nupet. Ich meine, warum erzählst du mir den Blödsinn?«
»Um dir die Zeit zu vertreiben?«
Finn knurrte.
»Sei nicht so garstig, Finni.«
Sie raubte ihm wirklich den allerletzten Nerv. Resigniert streckte er sich aus und schloss die Augen.
»Ja, so ist es viel besser. Haben die Katzengeborenen viele Leben. Manche sind so alt, stammen aus der Zeit, als die Welten eins waren. Sind die Erhabenen, ne? Haben wir große Achtung vor ihnen. Gibt vier, die sind älter als die Welt. Sind reich an Wissen, mehr als alle anderen Wesen. Ormuz, der Weise, Seraphina, die Verständige, Nimoue, die Gütige, und Scaramouche, der Barmherzige. Scaramouche kam am selben Tag auf die Goldenen Steppen wie du hier.«
Jetzt hatte sie doch seine Aufmerksamkeit erregt, Finn blinzelte sie an.
»Ich habe ihm nichts getan.«
»Nein, du nicht. Ein Auto hat ihn erwischt. Wollten sie eine der großen Straßen überqueren, Bastet Merit und er. Waren auf dem Weg zur Übergangsstelle – dort, wo Nefer und seine drei Freunde und du auf sie gewartet haben.«
»Gott, ist die Königin auch tot?«
»Nein, hat sie es über die Straße geschafft, aber blieb sie bei dem sterbenden Kater, ne. Hat sterben geholfen. Hat er dafür ihre Botschaft an uns überbracht.«
Finn war hellwach.
»Wie das?«
»Gehen ein paar von uns manchmal zu den Goldenen Steppen, tun dort ihren Dienst.« Che-Nupet sah ihn an, und es lag etwas Untergründiges in ihren waldseegrünen Augen. »Tragen wir Verantwortung für die Katzengeborenen, ne? Nahm Selket Nachricht von Scaramouche entgegen und brachte sie zu Amun Hab. Wissen wir so, dass sie lebt, ne? War sie im Tierheim gefangen. Hat Scaramouche geholfen, rauszukommen. Aber war sie zu spät dran für den Übergang, ne. Hat euch verpasst. Wartet sie nun bei dem Förster auf den nächsten Silbermond.«
»Wahnsinn!«
»Wissen wir auch von dem Ehrwürdigen, dass ihr sie mal gefangen habt, ne? Und umbringen wolltet.«
»Au Scheiße. Echt. Aber ich nicht, Che-Nupet. Ich wollte das nicht.«
»Weiß ich.«
Finn zitterte.
»Ist gut. Weiß Amun Hab das jetzt auch.«
»Warst du bei ihm?«
»Mhm. Hatte Angelegenheiten zu machen. Besser, du hättest Geduld gehabt. Auf mich gewartet, ne? Besser, statt mit Waschbären rummachen. Wär alles glatt gegangen, ne?«
Finn legte die Schnauze auf die Vorderpfoten. Wahrscheinlich war die dicke Katze doch nicht ganz so doof, wie sie immer tat. Zumindest hatte er jetzt verstanden, was sie ihm erklären wollte.
»Du meinst, er wird nicht gleich das Todesurteil über mich sprechen?«
»Weiß nicht.«
»Wird er mich wenigstens anhören?«
»Weiß nicht.«
»Che-Nupet!«
Sie kicherte.
»Nerv ich dich?«
»Und wie!«
»Kann ich gut, ne?«
»Unübertroffen.«
Plötzlich musste Finn auch grinsen. Das war wirklich eine eigene Sorte, diese Che-Nupet. Und dann fiel ihm etwas ein.
»Sag mal …«
»Mal!«
»Grrr!«
Wieder kicherte sie.
»Ich habe da eine Verständnisfrage, Che-Nupet.«
Vielleicht klappte es ja auf dem förmlichen Weg.
»Stell die Frage, ja? Versteh ich sie vielleicht, ne.«
»Die – mhm – Katzengeborenen, sagst du, haben viele Leben. Neun Leben hat die Katze, heißt ein Sprichwort.«
»Ist falsch, sind mehr.«
»Ja, habe ich jetzt auch kapiert. Aber wie sieht es mit euch großen Katzen aus?«
»Trefélingeborene haben nur eins. Aber ist es ziemlich lang.«
»Aha. Was kann man unter ziemlich lang verstehen?«
»Na, so ein paar Hunderter.«
»Ein paar
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