Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
schnell Kerner konnte, war er bei ihnen und beruhigte sie. Einen Moment lang lauschte er angestrengt. Von da, wo das Haupthaus stand, war nichts zu hören. Scheinbar hatte niemand etwas bemerkt. Kerner hob ein Päckchen auf, das dort festgebunden an einer Harpune im Gras lag. Nachdem er es losgebunden hatte, warf er die Harpune hinunter in den See. Dann öffnete er das Paket. Siegfried von Löwenberg hatte alles besorgt. Ein Seil, drei Minikameras mit Mikrofon, einen Empfänger mit Aufnahmegerät und ein paar weitere Utensilien, die vielleicht nützlich sein konnten.
Sofort machte Kerner sich ans Werk. Er ging hinüber zu dem alten Jagdhaus und nahm noch einmal die Tür in Augenschein. Sie war wie die Fenster rundherum zusätzlich mit einem Gitter aus dicken Eisenstäben gesichert. Als er sich das Schloss ansah, wusste er sofort, dass er hier nicht weiter käme. Er hatte allerdings auch gar nicht damit gerechnet, gerade dort ins Haus zu gelangen. Wieder ging er um das Haus herum. Unter dem kleinen runden Fenster im Giebel blieb er stehen und sah hinauf. Dieses Fenster hatte er schon in der letzten Nacht als Schwachstelle ausgemacht, da es nicht vergittert war. Stück für Stück sah er sich die Mauer aus groben Steinen an. Viele Vorsprünge gab es nicht. Aber er musste es versuchen. Nur langsam kam er voran. Immer wieder musste er mit seinen Händen und Füßen einen winzigen Vorsprung im Mauerwerk finden, der es ihm ermöglichte, sich entweder ein Stück daran hochzuziehen oder mit den Füßen darauf abzustützen. Nur mit großer Kraftanstrengung konnte er sich Stück für Stück nach oben arbeiten. Als er sich endlich nur noch einen Meter unterhalb des Fensters befand, war kein Vorsprung mehr zu ertasten. Kerner presste seinen Körper dicht an die die Wand. Langsam wurden seine Finger taub. Lange würde er sich so nicht mehr halten können.
Er sah nach oben. Direkt über dem Fenster waren die Dachbalken. Nach oben hin hatten sie einen Freiraum. Kerner schloss für einen Moment die Augen. Dann legte er alle Kraft in seine Zehenspitzen und ließ mit einer Hand die Mauer los. Er griff hinter sich und zog das Seil aus der Tasche. Mit dem Kopf presste er ein Ende davon gegen die Mauer. Dann nahm er einen Schraubenzieher, den er zwischen die Zähne gesteckt hatte, aus dem Mund und stach ihn durch eine Flechtung des Seiles. Wieder sah er nach oben zu den Balken. Seine Knie fingen bereits an, leicht zu zittern. Er nahm den Schraubenzieher und zielte auf den schmalen Freiraum über einem der Balken. Kurz ließ er seinen Arm nach unten schwingen und warf den Schraubenzieher mit dem Seilende hoch. Über ihm hörte er ein hölzernes Klappern. Dann fiel der Schraubenzieher wieder herunter. Kerner holte tief Luft und rollte das Seil wieder auf. Dann warf er es erneut.
Ein kurzes Klappern auf dem Holz, dann hörte er nichts mehr. Vorsichtig sah er nach oben. Der Schraubenzieher war durch die Lücke hindurch geflogen und hing nun auf der anderen Seite ein Stück weit herunter. Er nahm das Seil und bewegte es mit ruckartigen Bewegungen nach hinten. Langsam wanderte es über dem Balken weiter, bis zu einer Stelle, wo der Spalt so schmal war, dass der Schraubenzieher nicht mehr hindurch rutschen konnte. Mit einem kräftigen Ruck klemmte Kerner ihn fest. Mit beiden Händen umfasste er das Seil und zog daran. Es hielt.
Einen Moment lang verharrte er und bewegte nur die vollkommen tauben Finger seiner linken Hand. Schließlich hangelte er sich den letzten Meter bis zum Fenster hoch. Er setzte einen Fuß auf den Fenstervorsprung und stemmte sich hoch. An dem Balken über seinem Kopf hielt er sich mit einer Hand fest, löste das Seil und verstaute es in der Tasche. Der Rest war ein Kinderspiel. Das Fenster war alt, beim ersten kräftigen Ruck brach der Riegel krachend weg. Kerner stieß es auf und kletterte hinein. Der Boden bestand aus alten, verstaubten Brettern. Kerner ließ sich darauf fallen, und blieb vollkommen erschöpft einen Moment lang liegen. Sein Herz raste, und der Schweiß rann aus allen Poren seines Körpers. Als er wieder zu Atem gekommen war, stand er vorsichtig auf. Der Dachboden war gerade eben noch hoch genug, um stehen zu können. Er schaltete die Taschenlampe ein. Überall standen verstaubte Kartons. Ketten mit Fangeisen daran lagen verrostet in einer Ecke und überall sah Kerner allerlei ausgestopfte Jagdtrophäen, die in Folie eingepackt waren. Er leuchtete über den Boden und suchte nach einer
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