Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
wuchtiger Schlag, dann lag der Türriegel frei. Völlig außer Atem ließ Kerner die Axt auf den Boden fallen. Mit dem Fuß schob er die Steinbrocken vor der Tür zur Seite. Er nahm die Fackel in die Hand und griff nach dem Riegel. Langsam und auf alles gefasst drückte er die Tür auf. Im ganzen Raum waren, wie schon im Obergeschoss, Regale voll mit Ordnern. An der Seite stand ein großer Schreibtisch, auf dem ein Buch lag. Im Gegensatz zu den Räumen im oberen Geschoss befanden sich hier Aufzeichnungen neueren Datums. Kerner nahm einige der Ordner in die Hand und blätterte darin herum. Volltreffer! Da war alles, was sie brauchten, um den Conte und seinen Vater für lange Zeit hinter Schloss und Riegel zu bringen. Da waren Zahlungen aufgeführt, die für Drogengeschäfte aufgewendet wurden, Gelder, die für Bestechung bezahlt wurden, Belege über illegale Waffengeschäfte und detaillierte Aufzeichnungen über einen florierenden Kinderhandel. Alles akribisch aufgelistet und sortiert. Allerdings standen bei den Bezahlern nur die Namen von Anwaltskanzleien, über die Zahlungen erfolgt waren. Kerner grinste. Sam würde sich darum kümmern. Kerner nahm einen leeren Ordner und heftete die wichtigsten Dokumente darin ab. Danach nahm er das Buch vom Schreibtisch und packte alles in eine leere Aktentasche, die neben dem Schreibtisch stand. Mit schnellen Schritten verließ er den Raum und rannte die Treppe hoch. Er sah hinüber zu dem schweren Morgenstern. Er ging hin und hob ihn auf. Wieder hörte er das Anlaufen der Hydraulik. Die Stufen der Treppe fuhren hoch, und der Zugang zu dem unheimlichen Keller verschloss sich.
Nur, wie sollte es jetzt weitergehen? Da draußen trieben sich zwei von Ferruccios Wachmännern herum. Kerner musste sich schleunigst etwas einfallen lassen. Vorsichtig näherte er sich der Haustür und spähte hinaus. Einen der Wachleute konnte er von hier aus sehen. Er stand direkt neben dem Hubschrauberlandeplatz und beobachtete die Umgebung. Von dem anderen Mann war weit und breit keine Spur. Kerner stellte sich schräg hinter die Tür, um besser zur anderen Seite hinüber sehen zu können. Plötzlich bemerkte er an einem Haken hinter der Tür eine Tasche. Es war seine eigene, die er in der Nacht bei sich getragen hatte. Sie enthielt noch alles, sogar sein Handy. Ferruccio musste sich sehr sicher gewesen sein, dass seinem Gorilla niemand entkommen konnte. Kerner nahm das Handy heraus und musste grienen. Der Akku war nicht leer, und er hatte Empfang. Es schien fast so, als sollte Ferruccio Vigiani über seine eigene Arroganz stolpern. Er wählte die Nummer von Siegfried, dem Grabritter.
Sofort meldete sich am anderen Ende seine Stimme. »Gott sei Dank, Marcus. Seit Stunden warte ich auf Deinen Anruf. Wir hatten uns ernste Sorgen gemacht. Als der Hubschrauber gelandet war, haben wir sofort angefangen, Vorbereitungen zu treffen, um das Gelände zu stürmen. Was ist da oben passiert?« Mit kurzen Sätzen erklärte Kerner Graf Siegfried das Wichtigste. Aber jetzt gab es ein Problem. Wie kam er hier weg? In dem Moment, in dem ihn die Wachen sehen und Alarm geben würden, wäre schnell eine kleine Armee hier. Kerners Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Wachen vom Jagdhaus abzulenken. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Innerhalb von Sekunden fasste er einen tollkühnen Plan. Nachdem ihm der Grabritter mitgeteilt hatte, dass er sich immer noch mit zwei seiner Männer auf einem Boot direkt unterhalb des Felsvorsprungs befände, erklärte Kerner ihm genau, was er tun sollte. Suchend wanderte sein Blick wieder durch den Raum. Über einem Stuhl hing ein Stück Folie. Er steckte sein Handy in die Aktentasche, packte alles sorgfältig in die Folie ein und näherte sich wieder vorsichtig der Tür. Ein paar Minuten lang passierte nichts. Kerner wartete angespannt. Dann hörte er in einiger Entfernung einen Schuss, der vom See hoch schallte. Ein zweiter Schuss fiel und kurz darauf ein dritter. Vor dem Jagdhaus gab es auf einmal Bewegung. Vom Waldrand her lief der zweite Wachmann zum Landeplatz. Die beiden Männer unterhielten sich aufgeregt, wobei einer von ihnen immer wieder auf einen Abschnitt des Steilhanges zeigte, der ein Stück weiter unterhalb vom Jagdhaus lag. Die Männer liefen zu der Stelle und sahen hinunter. Das war der Moment, auf den Kerner gewartet hatte. Er drehte sich noch einmal kurz um. »Tacita, Jupiter, Ihr habt was gut bei mir. Ich werd's nicht
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