Jagd auf Mrs. Pollifax
Rummel führenden Weg. Einige Buden hatten inzwischen geöffnet und ihre Markisen ausgefahren. Bei einer der Buden stand ein Mann auf einer Leiter und zog mit einem Pinsel die verblaßten Buchstaben auf einem Schild nach. Kadi stand vor einem anderen Verschlag und stritt mit dem Mann darin. Als Mrs. Pollifax näherkam, hörte sie Kadi: »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich ›dazugehöre‹. Aber ich bezahle auch, wenn Sie es verlangen. Sie brauchen doch bloß auf den Schalter zu drücken, damit die Enten sich bewegen. Ich will ja gar keinen Preis.«
Der Mann in der Bude hatte ein rotes Gesicht und ein hartes Kinn. Er starrte sie wütend an. »Sie sind ja fast noch schlimmer als meine Frau! Immer will sie was von mir. Gut, ich tu's, aber nur einmal, hören Sie? Nur damit ich Sie wieder loswerde! Und dann lassen Sie mich in Ruhe, okay?« Mrs. Pollifax blieb hinter Kadi stehen. Es war eine Schießbude, vor der das Mädchen stand. Ein paar Gewehre lagen in einer Reihe auf dem Tresen, und entlang der hinteren Wand standen auf einem Laufband gelbe Enten aufgereiht. Mit dem Seufzen eines Märtyrers drückte der Mann auf einen Schaltknopf, und die Enten begannen sich zu bewegen; wütend funkelte er Kadi an, die jetzt eines der Luftgewehre nahm, zielte, rasch hintereinander feuerte und alle acht Enten umwarf.
Kadi schenkte dem Mann ein strahlendes Lächeln. »Das hat einen Riesenspaß gemacht. Danke!« Vergnügt ging sie weiter.
Mrs. Pollifax starrte ihr staunend nach, aber mit dieser Reaktion war sie nicht allein.
»He, Mädchen!« brüllte der Budenbesitzer. »Komm zurück!«
Kadi machte kehrt. »Würdest du das noch mal schaffen?«
»Hm. Ich glaube schon«, antwortete Kadi nach kurzem Überlegen.
»Vielleicht sogar noch schneller? Zeig es mir!« Wieder drückte er auf den Knopf. Die Enten klappten hoch und bewegten sich auf dem Band, doch jetzt schneller als zuvor. Kadi hob ein Gewehr, zielte, feuerte, und sieben der acht Enten kippten um. Der Mann starrte Kadi an. »Hör zu, Mädchen, hättest du Lust, heute abend für mich zu arbeiten. Du machst meinen Stick, und ich bezahl dich. Das wird die Kunden anziehen wie Honig die Bienen!«
»Was ist ein Stick?« wollte Kadi wissen. »So 'ne Art Lockvogel. Die Leute sehen, daß ein junges Ding wie du die Enten so mühelos niederschießt, daß sie es gar nicht erwarten können, ihren Geldbeutel zu zücken, um es selbst zu probieren.« Er zwinkerte ihr zu. »Zumindest so lange, bis sie zu viel gewinnen.« Er erklärte nicht, was er in diesem Fall tun würde.
Kadi sagte höflich: »Danke für das Angebot, aber ich arbeite schon abends für den Professor - ich werde auseinandergesägt.«
Der Besitzer der Schießbude beugte sich vor. »Weißt du was, komm doch einfach zwischen den Auftritten her. Ich war dir sehr dankbar. Übrigens, ich bin Pogo.« Er streckte ihr eine schwielige Hand entgegen. Kadi ergriff und schüttelte sie. »Ich werde sehen, was ich tun kann, Pogo. Danke.«
Erst als sie sich umdrehte, bemerkte sie Mrs. Pollifax und grinste. »Hallo, Emmy Reed.«
»Kadi«, sagte Mrs. Pollifax fast ehrfurchtsvoll. »Wo, in aller Welt, haben Sie so schießen gelernt?«
»Zu Haus, in Ubangiba«, erwiderte Kadi und schloß sich ihr an. »Wir schossen auf Skorpione und Schlangen, manchmal auch auf Flughühner - Sammy und Rabi, Duma und ich. Ich besaß nur ein Luftgewehr, Sammy und Duma hatten jedoch richtige Pistolen.«
»Zweifellos haben Sie Pogos Sympathie errungen.« Mrs. Pollifax blickte auf den Skizzenblock, den Kadi unter den Arm geklemmt hatte. »Ich sehe, Sie haben ihn bereits gezeichnet.«
Kadi lachte. »Das ist nur eine Karikatur, für mehr hatte ich keine Zeit.«
»Aber er ist auf den ersten Blick zu erkennen!« Mrs. Pollifax studierte die flüchtige Skizze. »Diese vorstehende Unterlippe und das ist ein sehr geschickter Strich, der seine gebrochene Nase andeutet. Haben Sie noch mehr?«
Kadi blieb stehen und schlug eine Blatt um. »Nur noch die.«
»Jasna!« entfuhr es Mrs. Pollifax. »Perfekt! Ich habe sie eben erst gesehen.« Lächelnd sagte sie. »Ich werde an die Polizei in New Haven schreiben müssen, um sie darauf aufmerksam zu machen, welches Talent ihnen da entgangen ist, weil sie Sie nicht eingestellt haben.«
»Ich wollte, das würden Sie wirklich.« Kadi seufzte. »Ich brauche unbedingt einen Job!«
»Sie hatten doch eben ein Angebot«, erinnerte Mrs. Pollifax sie augenzwinkernd.
Kadi lachte. »Stimmt, nicht wahr?«
Willie lief mit gestreßter Miene den Weg
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