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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Leitung, als Ahrens sich ausschaltete.
    »Ihr pflegt ja eine etwas amateurhafte Art der Beschattung«, sagte der Beamte im Schichtdienst.
    »Die meisten Mörder sind Amateure. Wir passen uns dem an. Ein tückisches Wort übrigens, wenn man bedenkt, daß Amateur auch Liebhaber bedeuten kann.«
    Schon nach wenigen Minuten kam ein neuer Ruf von Ahrens.
    »Ich bin wieder bei der Maschine. Unser Mann hat es jetzt eilig. Er will offensichtlich den Weiher umrunden und wieder zum Wagen zurück.«
    »Dann können wir auch damit rechnen, daß er nach Hause fährt. Das ist gut«, sagte Kommissar Freiberg. »Hängen Sie sich weiterhin dran, möglichst unbemerkt. Aber es macht auch nichts, wenn er sieht, daß sich die Polizei um ihn kümmert. Also keine besonderen Verrenkungen. Wenn er sein Haus betreten hat, kommen Sie zurück. Sonst entscheiden Sie alles, wie es der Augenblick erfordert. Müller und mich zieht’s nach dem Essen raus in die Eifel. Stichwort Hüttenkreis. Fahren Sie vorsichtig und kommen Sie gut heim!«
    »Wie alt muß man eigentlich sein, um bei der Mordkommission eingeschult zu werden«, fragte der Beamte vom Verbindungstisch herüber. »Meine Mammi hat mich auch so lieb auf den Weg gebracht, als ich das erstemal mit dem Fahrrad zum Klavierunterricht fahren durfte.«
    Kommissar Freiberg lachte. »Wir nehmen nur examinierte Pianisten und Kunstradfahrer mit der ganz großen Staatsprüfung – bis dann!«
    »Nur keine Angst, ich werde mich um den Jungen da draußen schon kümmern«, rief ihm der Beamte vom Schichtdienst nach. »Ich hoffe, er hat genug Sprit im Tank, euer Kleiner!«

 
    Kapitel 16
     
     
     
    Die Mittagszeit war ausgebrochen. Der Geruch von Sauce Provençale und Parmesan ergriff vom Präsidium Besitz. Einige abgespeiste »Essensteilnehmer«, wie sie unter diesem Begriff als statistische Zählfiguren der Gemeinschaftsverpflegung aktenkundig gemacht werden, brachten den Duft der großen weiten Welt in konzentrierter Form zum Ausdruck, als sie sich aus dem Fahrstuhl zwängten.
    Gourmets konnten sich einbilden, auch ein Hauch von Rosinen und Honigkuchen schwebe durch die Halle.
    Kommissar Freiberg wollte dem Mief im Fahrstuhl entgehen und nahm die Treppe.
    Seine studentische Hilfskraft in der Liebe ohne Reue hatte ihm für den Lebenskampf geraten, den Disstress durch Bewegung aller Art in positiven Eustress umzuwandeln. Über möglichst viele Stockwerke führende Treppenhäuser hätten den Wert von Turnhallen. Sie müßten nur genutzt, Fahrstühle, Paternoster, Rolltreppen und Schrägaufzüge dagegen streng gemieden werden.
    Er dachte mit Vergnügen daran, wie es durch gegenseitige Anerkennung dieses Prinzips nun schon im Laufe mancher Jahre, trotz unvermeidbarer Krisen auf beiden Seiten infolge von Emanzipation und Selbstverwirklichung, immer wieder gelungen war, zu spannenden entspannenden gemeinsamen Bewegungen zusammenzufinden. Treppenhäuser waren aus seiner Sicht dafür keine zwingende Notwendigkeit. So beflügelt von heiteren Gedanken traf er ohne zu keuchen, aber mit erhöhtem Puls auf dem Kantinenflur mit Kriminalrat Sörensen zusammen.
    »Sieh an, Freiberg. Sportlich wie immer auf dem Wege nach oben. Wenn diese Käsegerichte doch nur so gut riechen würden wie sie schmecken. Unser Koch hat den Bogen raus und ich versäume es nie, seine Spaghetti provençale zu loben.«
    »Gut daß wir uns treffen, Herr Sörensen. Gestern habe ich noch versucht, Sie zu erreichen. Meine Leute und ich sind die Sache Fournier durchgegangen. Ihre Kenntnisse und Ratschläge hätten uns sehr nützen können.«
    »Wohl kaum. Das neunzehnte K weiß nicht viel, und das wenige, was es weiß, steht in den Akten. Voll rein und unbefangen drauf los, Freiberg, kann ich nur raten. Wir Staatsschützer werden zu schnell betriebsblind. Aber jetzt erst mal ran an den Trog.«
    Die Kantine war nicht nur Eßraum, sondern auch Meinungsbörse. Kollegen aus den verschiedenen Dezernaten und Gruppen bildeten lockere Tischrunden in Zivil und Uniform, die von Sport bis Mord, von Demos bis Homos jedes Thema dankbar aufgriffen. Die Urlaubszeit stand kurz bevor, und die Unverheirateten zeigten ihren Verdruß darüber, daß sie wieder damit rechnen mußten, trotz aller Urlaubslisten und Vorplanungen zum Einsatz gerufen zu werden, wenn in Bonn ganz plötzlich verrückt gespielt wurde. Politische Vorgänge wurden von den Bediensteten nur dann aufmerksam verfolgt, wenn es um zu niedrig ausgefallene Gehaltserhöhungen oder um eine Kürzung der

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