Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
verschieben?«
Mister Drake war aufgeflogen und flatterte in wilder Panik durch das Büro. Nathan schob sein Bett beiseite und zog hinter einem losen Mauerstein einen Schlüssel hervor. Blitzschnell sperrte er damit das Schloss an dem in den Boden eingelassenen Gitter auf und hob es hoch. »Du zuerst!«, rief er seiner Schwester zu.
Doch Topaz rannte quer durch das Büro, klemmte sich den Meslith-Schreiber unter den Arm und lief dann hinüber zu dem Tisch, auf dem ihre Schwerter lagen. Erst jetzt entdeckte sie Jakes Nachricht. Bin weg, die Dinge in Ordnung bringen, las sie.
»Topaz! Komm jetzt!«, schrie Nathan.
Topaz steckte die Nachricht ein, lief hinüber zu dem offenen Kanalgitter und warf die Schwerter nach unten. Charlie half ihr mit einer Hand, damit sie mit dem Meslith-Schreiber unterm Arm hinunterklettern konnte, dann stand sie hüfttief in dem eiskalten, erstaunlich schnell fließenden Wasser. Ein aus Lehmziegeln gemauerter kreisrunder Tunnel erstreckte sich in beide Richtungen bis außer Sichtweite. Die Wände waren vom ständigen Strom des Wassers spiegelblank geschliffen. Topaz bückte sich und hob die Schwerter auf.
Das Hämmern an der Tür zum Büro wurde immer lauter. Der obere Bolzen platzte ab und flog wie ein Pfeil knapp an Mister Drake vorbei.
»Hierher, Kleiner. Schnell!«, rief Charlie, während er bereits auf dem Weg in den Tunnel war.
Im Sturzflug stieß der Papagei hinab auf seine Schulter und krallte sich fest. Da gab auch der zweite Bolzen nach, und die Wachen stürmten herein.
Nathan folgte Charlie und zog das Gitter hinter sich zu. Während er noch versuchte, das Schloss zu verriegeln, fuhr eine Klinge von oben herab, nur Zentimeter an Nathans Gesicht vorbei, und der Schlüssel entglitt seinem Griff.
Charlie konnte ihn gerade noch auffangen, bevor die Fluten des Kanals ihn mitgerissen hätten.
Topaz stocherte nun ihrerseits mit ihrem Schwert durch das Gitter nach oben, woraufhin die Soldaten eine Wolke Betäubungsgas zu ihnen hinunterbliesen.
Charlie hielt die Luft an und steckte den Schlüssel ins Schloss. Als er ihn gerade halb herumgedreht hatte, stießen vier Klingen gleichzeitig von oben auf ihn herab. Charlie ließ den Schlüssel los und duckte sich weg, und die Wachen zerrten am Gitter. Der plötzliche Ruck drehte den Schlüssel ganz herum, das Schloss schnappte zu, und der Schlüssel fiel ins Wasser.
»Nichts wie weg hier!«, rief Nathan.
»Am besten, wir laufen zur Agrippatherme«, sagte Charlie und watete los. »Von da ist es nicht weit zum Circus Maximus.«
Seit einer halben Stunde kauerte Jake nun schon vor dem Gitter und hielt sich wegen der immer schriller werdenden Schreie der Geier die Ohren zu. Da fiel ihm der Löwenkopf an seiner Gürtelschnalle auf. In seiner Verwirrung musste er statt seines Gürtels Nathans erwischt haben, als er sich aus dem Büro gestohlen hatte. Das Schwert hatten ihm die Hydra zwar abgenommen, aber den Gürtel mit der Spezialschnalle hatte er noch.
»Nathans Erfindung!«, rief er und sprang auf. »Das könnte die Rettung sein.« Er nahm den Gürtel ab und untersuchte die Schnalle. Doktor Chatterju hatte sie in der Testkammer am Nullpunkt vorgeführt. Die Miniaturwinde in dem Gerät war stark genug, um selbst Heinrich den Achten zu tragen, hatte Chatterju behauptet.
»Was ist los?«, fragte Lucius und schaute ihn fragend an.
Jake war zu aufgeregt, um etwas zu erwidern. Schnurstracks ging er zu dem Gitter, das sie von den Geiern trennte, und blickte hinauf zu dem Oberlicht, das er vorige Nacht entdeckt hatte.
»Genau wie ich es in Erinnerung hatte …«, flüsterte er mit funkelnden Augen. »Dort oben ist unser Ausgang!«
Lucius hob den Blick zur Decke, um zu sehen, von was Jake redete, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
»Die Frage ist nur, wie wir da hinkommen«, sprach Jake weiter, und seine Stimme überschlug sich beinahe. Aufgeregt ging er unter Lucius’ fragendem Blick auf und ab und murmelte vor sich hin. Plötzlich schlug er sich mit der Faust in die Handfläche. »Das müsste funktionieren.«
»Was funktionieren, Iake?«
»Einer von uns beiden nimmt das Betäubungsgerät, und der andere macht die Tür zu dem Geierkäfig auf. Die gefräßigen Biester kommen angeflogen, wir betäuben sie« – Jake machte eine kleine Pantomime, wie die Vögel bewusstlos zu Boden sinken – »laufen rüber in ihren Käfig, schließen die Tür hinter uns und ziehen uns mit Doktor Chatterjus Wundergürtel hinauf zur Decke.
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