Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
Passagierliste auch sein eigener Name: Jake Djones, 14, stand dort geschrieben.
Auch wenn ich schon bald von hier verschwinden muss, dachte Jake, hier steht es schwarz auf weiß: Ich bin ein Geschichtshüter.
Er stellte das Buch zurück ins Regal und suchte nach der Hippocampus – es waren nur sechs Bände. Jake nahm den ersten heraus und ging die Seiten durch: nichts. Nur jede Menge Namen, die er noch nie gehört hatte. Der zweite Band brachte das gleiche Ergebnis, erst im dritten tauchte zumindest ab und zu Galliana Goethe auf. Im vierten wurde mehrere Male Jupitus Cole erwähnt und, zu seiner freudigen Überraschung, die Namen Alan, Miriam und Rose Djones, manchmal alle zusammen, manchmal nur einer davon. Sie waren nach Makedonien gereist, nach Persien und Numidien, ins antike Griechenland und sogar nach Londinium, wie die Römer London damals nannten. Hinter den Namen der Agenten stand das Alter zum Zeitpunkt des Einsatzes. Jake hatte Schwierigkeiten, sich seine Eltern im Alter von gerade mal siebzehn oder achtzehn Jahren vorzustellen. Wie sie damals wohl gewesen sein mochten?
Der fünfte Band brachte wieder nur eine Ansammlung ihm unbekannter Namen, doch auf der zweiten Seite von Band sechs hielt Jake überrascht inne. Im Jahr 121 hatte die Hippocampus eine Fahrt nach Cagliari auf Sardinien unternommen, und auf der Passagierliste entdeckte er den Eintrag: Philip Djones, 14. Eine Weile betastete Jake die Buchstaben, als hätte die Tinte ihm etwas über das Schicksal seines verschollenen Bruders verraten können, dann ging er den Rest der Aufzeichnungen durch, aber Philip wurde kein weiteres Mal erwähnt.
Er wollte das Buch gerade zurück ins Regal schieben, als Felson leise in Richtung der Eingangstür zu knurren begann.
»Was hast du denn?«, fragte Jake, aber Felsons Knurren wurde nur noch lauter, und er fletschte die Zähne.
Drüben im Kommunikationsraum wurde mit einem Kratzen ein Tisch zur Seite geschoben.
Jake löschte die Laterne und wollte sich nach einem geeigneten Versteck umsehen, da öffnete sich knarrend die Verbindungstür. Jake konnte niemanden erkennen. Er glaubte schon beinahe, der Besucher wäre ein Gespenst, aber dann sah er das goldbraune Fell, das im spärlichen Mondlicht schimmerte: Es war die junge Löwin Josephine.
Als sie ihn und Felson erblickte, blieb sie abrupt stehen und musterte die beiden mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Mit einem leisen Fauchen kam sie auf Jake zu.
»Bleib hier«, befahl Jake seinem Mastiff, der sich der Löwin knurrend entgegenstellte. »Guter Junge.« Er suchte das Archiv nach einem zweiten Ausgang ab, konnte aber keinen entdecken, und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Josephine schoss vorwärts, und Felson sprang ihr entgegen. Wild knurrend wälzten sie sich über den Boden, Pranken schlugen, Kiefer schnappten.
»Felson!«, brüllte Jake entsetzt und versuchte den winselnden Hund aus den Krallen der Löwin zu befreien.
Da ertönte eine zweite Stimme: »Josephine, arrête!«, und Oceane Noire kam hereingestürzt. »Arrête, tout de suite!«, schrie sie, packte das Buch, das sie sich unter den Arm geklemmt hatte, und schleuderte es nach der Löwin.
Widerwillig ließ Josephine von Felson ab.
»Was geht hier vor?« Oceane zog Josephine an dem Diamantencollier von Felson weg und hielt ihre Laterne hoch. »Du!«, zischte sie entrüstet.
»Ihr solltet besser auf Euer Schoßtier aufpassen«, fuhr Jake sie wütend an. Er kniete sich hin und legte einen Arm um den zitternden Felson.
»Der Köter muss sie erschreckt haben. Josephine ist sehr sensibel, wie ein kleines Baby«, verteidigte sich Oceane und strich zärtlich über Josephines Nacken. »Was habt ihr beide überhaupt um diese Zeit hier zu suchen?«
»Das wollte ich Euch auch gerade fragen«, erwiderte Jake und hob das Buch auf, das Oceane nach der Löwin geworfen hatte. Es war kleinformatig, aber ziemlich dick. In den Ledereinband war eine Palme geprägt.
»Gib es mir, sofort!«, keifte Oceane. Sie riss Jake das Buch aus der Hand und stopfte es mit einem säuerlichen Lächeln eilig in ihre Tasche. »Soweit ich weiß, ist das Archiv rund um die Uhr geöffnet«, erklärte sie schnippisch. »Es beruhigt meine überstrapazierten Nerven, hierherzukommen und die alten Aufzeichnungen durchzugehen, wenn ich einmal nicht einschlafen kann.«
Jake wusste nicht recht, ob er ihr glauben sollte, wagte aber nicht, das Thema zu vertiefen. »Fein. Dann lasst Euch nicht länger aufhalten«,
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