Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
und brütete vor sich hin, und die anderen wurden allmählich unruhig. Schließlich hielt Lucius das tatenlose Warten nicht mehr aus und ließ sich von einer Seherin die Zukunft vorhersagen. Die Prophezeiung, dass er sein Leben als Schafhirte in Germanien beenden würde, hob seine Laune kein bisschen. Nathan kam unterdessen auf die Idee, sich zur Zerstreuung ein Porträt malen zu lassen. Der angesprochene Künstler machte ein Gesicht, als wäre die Aufgabe unter seiner Würde, willigte aber ein. Natürlich war am Ende keiner der beiden zufrieden. Nathan beschwerte sich in grauenhaftem Küchenlatein, dass seine »männlich-mystische Aura« auf dem Gemälde kein bisschen rüberkomme, und es folgten wechselseitige Beschimpfungen, die darin gipfelten, dass der Maler das Porträt in den Tiber warf. »Schlimmer als meine Schwester, diese Römer«, schimpfte Nathan und kehrte missmutig zu den anderen zurück.
Die Sonne ging allmählich unter, die Schausteller am Pons Fabricius packten einer nach dem anderen ihre Sachen zusammen, und der Fußgängerverkehr auf der Brücke ging merklich zurück. Es wurde dunkel, die Stadt verschwamm zu einem Lichtermeer aus flackernden Kerzen, Fackeln und Laternen. Da fasste Charlie sich ein Herz und sprach endlich aus, was keiner zu sagen wagte: »Ich denke, wir haben lange genug gewartet. Topaz wird nicht mehr auftauchen. Ich schlage vor, wir gehen zum hiesigen Geheimdienstbüro. Vielleicht hat sie dort eine Nachricht für uns hinterlassen. Zumindest könnten wir Kontakt mit dem Hauptquartier aufnehmen und versuchen, Agata Zeldt zu lokalisieren. Irgendwelche Einwände?«
Nathan und Lucius rappelten sich lustlos hoch, doch Jake rührt sich nicht von der Stelle. »Ich bleibe hier«, murmelte er nur.
»Keine gute Idee«, widersprach Nathan entschieden. »Rom kann verdammt gefährlich sein. Nachts tummeln sich hier jede Menge Banditen auf den Straßen.«
»Banditen?« Jake blickte kurz auf. »Mir egal. Geht ihr nur zum Büro. Ich warte hier auf Topaz.«
Nathan und Charlie blickten einander fragend an.
»Ich auch bleibe«, erklärte Lucius. »Banditen mir machen keine Angst. Ich zertreten mit dem kleinen Finger. Ihr gehen, Iake und ich bleiben hier.«
Jake überlegte kurz, was ihm unangenehmer war: die Möglichkeit, von Straßenräubern überfallen zu werden, oder die Aussicht auf Lucius’ Gesellschaft, fügte sich aber in sein Schicksal und kam mit den anderen beiden Agenten überein, sich am nächsten Morgen wieder hier zu treffen.
Es dauerte eine Weile, bis Lucius und Jake die ersten Worte wechselten. Anfangs lächelten sie nur hin und wieder verlegen, aber nachdem vom Fluss her ein frischer Wind aufgekommen war, der die Hitze des Tages verscheuchte, tauschten sie immerhin kurze Kommentare über das Wetter aus. Schließlich erbot sich Lucius, zu Jakes Unterhaltung Vogelstimmen zu imitieren. Jake hörte interessiert zu, stellte aber schnell fest, dass sie sich kaum voneinander unterschieden. Trotzdem nickte er anerkennend, und Lucius gab stolz eine nach der anderen zum Besten.
Dann und wann hörten sie Schritte irgendwo in der Dunkelheit und griffen nach ihren Schwertern, sahen aber weder Topaz noch irgendwelche Banditen. Schließlich senkte sich eine bleierne Stille über die beiden, lediglich unterbrochen vom Heulen eines Straßenköters oder einem einsamen Glockenläuten.
Gegen Mitternacht erreichte die Stimmung ihren Tiefpunkt. Beide froren, und Jake beschloss, ein bisschen mehr über seinen Begleiter herauszufinden. »Wolltest du eigentlich schon immer Soldat werden?«, fragte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
Lucius blickte ihn aus schmalen Augen an. »Nein«, antwortete er schroff. Es folgte eisiges Schweigen, dann fügte er hinzu: »Mein Vater Schreiner. Hat Schiffe gebaut. Ich denken, ich einmal dasselbe tun.«
»Dein Vater war Schiffsbauer? Toll!« Endlich hatten sie ein Thema gefunden.
»Toll?«, wiederholte Lucius mit bissigem Unterton. »Du wohl wissen gar nichts.«
Jake schaute ihn verdutzt an. Selbst in der Dunkelheit konnte er den mörderischen Ausdruck in Lucius’ Augen sehen, also hielt er fürs Erste lieber die Klappe. Als er es nicht länger aushielt, fragte er vorsichtig: »Dein Vater, ist er immer noch …?«
»Meinen Vater seit sieben Jahren nicht gesehen«, knurrte Lucius. »Meine Mutter auch nicht.« Er würdigte Jake keines einzigen Blickes mehr und starrte seine auf dem Schoß gefalteten Hände an.
Offensichtlich hatte Jake einen wunden Punkt
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