Jake Djones und die Huter der Zeit
Einfluss genommen, wo er konnte, gelernt, was zu lernen war, seine Machtübernahme vorbereitet und einen erbarmungslosen Krieg angefangen. Seit dieser Zeit bekämpft der Geheimdienst der Geschichtshüter die Zeldt-Dynastie.«
»Ist er noch am Leben?«
»Er starb vor ein paar Jahrzehnten, im alten Mesopotamien. Und weiÃt du, wie? Ein Dachziegel ist ihm auf den Kopf gefallen! Bekam eine Hirnblutung, der er wenig später erlegen ist. Nach all den Jahren seiner Schreckensherrschaft, nach allem, was er verbrochen hatte, starb er bei einem lächerlichen Unfall, bei dem ihm ein harmloser Stein auf den Kopf fiel!«
»Vielleicht hat ja die Geschichte selbst beschlossen, seinem Treiben ein Ende zu setzen?«, überlegte Jake.
»Ein Ende? Ganz und gar nicht«, erwiderte Charlie. »Er hinterlieà drei Kinder. Xander war das älteste, der Fürst der Finsternis, wie er genannt wird, derjenige, zu dem wir gerade auf dem Weg sind. Der zweite Sohn, Alric, verschwand, als er vierzehn war, und wurde seither nicht mehr gesehen. Das dritte Kind war seine Tochter Agata, die Schlimmste von allen.«
»Schlimmer als ihr Vater?«
»Nur damit du eine ungefähre Vorstellung hast: Als Fünfjährige hat sie versucht, Xander in einem zugefrorenen See zu ertränken. Das ist auch der Grund, weshalb er bis zum heutigen Tag keine Wärme spüren kann â oder sonst irgendetwas. Ein anderes Mal erwischte Agata ihre Kammerzofe dabei, wie sie eins von ihren Gewändern anprobierte. Danach zwang sie sie, sich auf einen rotglühenden Eisenthron zu setzen, mit einer rotglühenden Krone auf dem Kopf und einem rotglühenden Zepter in der Hand, was sie natürlich nicht überlebt hat. Nein, Agata Zeldt ist ohne Zweifel die grausamste Frau, die je auf Erden gewandelt ist.«
»Worüber unterhaltet ihr euch?«, kam eine leise Stimme von hinten.
Jake drehte sich um und sah Topaz mit glasigen Augen von ihrem Strohlager aufblicken.
»Ãber gar nichts«, sagte Charlie eilig. »Wie das Wetter morgen wohl werden wird.«
Topaz schenkte Jake ein warmes Lächeln, lieà den Kopf sinken und schlief sofort wieder ein.
Jake betrachtete die mondbeschienene Landschaft und die schneebedeckten Berge um sie herum. Mit einem Mal beschlich ihn groÃe Angst vor dem, was sie auf Schloss Schwarzheim vorfinden würden.
18
Die gefleckte Rose
O céane Noire stand am Eingang des Prunksaals, begrüÃte die Partygäste und verlor nur ein einziges Mal die Fassung. »Mon Dieu!« , rief sie beim Anblick einer bestimmten Person. »Sie hat doch tatsächlich diese grässliche Tasche dabei.« Damit war Rose Djones gemeint, die in dem Kleid, das Olympe de Gouges ihr gegeben hatte, eigentlich ganz bezaubernd aussah â bis auf die Reisetasche, die immer und überall über ihre Schulter hing. Und die Tatsache vielleicht, dass das Kleid so eng war, dass sie sich darin kaum bewegen konnte.
Um genau sieben Uhr fünfundvierzig ertönte ein Gong, und die Gäste nahmen ihre Dinnerplätze ein. Ãberall standen Schildchen mit Namen darauf, denn Océane wollte unbedingt bestimmen, wer neben wem saÃ. So hatte sich die Gastgeberin neben Jupitus Cole platziert und Rose in das ungemütlichste Eck gleich neben dem Kücheneingang verbannt. Sie hatte natürlich keine Ahnung, dass dies Rose nur entgegenkam, da sie ohnehin vorhatte, sich nach einer gewissen Zeit davonzustehlen, um ihren Geheimauftrag zu erfüllen.
Während des Desserts bot sich dann die Gelegenheit: Es wurde ein Mandarinen-Feigen-Gelee serviert, das zu einem Porträt der Jubilarin geformt war, und Roses Tischgenossen, die alle ziemlich weit unten in Océanes Gunst rangierten, vergnügten sich damit, ihre Miniatur-Océanes zu einem wenig schmeichelhaften Brei zu verrühren, bevor sie das Dessert verspeisten. Galliana nutzte die entstandene Ablenkung und nickte ihrer Verbündeten kurz zu, woraufhin Rose sich unbemerkt davonschlich.
So schnell das Kleid es zulieÃ, eilte sie die Treppen hinauf und über die verlassenen Korridore zu Mr Coles Suite. Dort zog sie ihre Handschuhe an, kramte den Schlüssel hervor, den Galliana ihr gegeben hatte, und schlüpfte durch die Tür.
Jupitusâ Räumlichkeiten waren genauso nüchtern und streng gehalten, wie sie es erwartet hatte: dunkle Möbel und ebenso dunkle Porträts, die von den Wänden starrten, und über
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