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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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rechts nach links, dann wusste sie, was zu tun war – sie leerte ihr Glas in einem Zug und folgte ihm.
    Mister Cole wartete am Fuß der großen Treppe, einen Kerzenleuchter in der Hand. »Hier entlang«, sagte er mit kühler Stimme und ging die Stufen hinauf. Schweigend führte er Rose zwei Stockwerke nach oben und dann über einen Flur zum Eingang der Bibliothek der Gesichter. Der Lärm des rauschenden Festes war immer noch dumpf in der Ferne zu hören.
    Â»Ich konnte letzte Nacht nicht einschlafen«, erklärte Jupitus, »und kam auf dem Weg zur Küche hier entlang. Im Lauf der Jahre hat sich eine Tasse heißer Schokolade als gutes Heilmittel für mein sensibles Nervenkostüm erwiesen. Doch als ich gerade um jene Ecke kam, sah ich eine Gestalt in einem blauen Umhang aus der Bibliothek huschen. Sein Gesicht konnte ich leider nicht erkennen.«
    Â» Sein Gesicht? Es war definitiv ein Mann?«
    Â»Sein Gebaren ließ keinen anderen Schluss in Betracht kommen«, antwortete Jupitus knapp. »Er schloss gerade die Tür hinter sich und eilte in einer Weise über den Flur, die mir sofort verdächtig erschien.«
    Â»Sind Sie ihm gefolgt?«
    Â»Ich entschied mich, stattdessen in der Bibliothek nach dem Rechten zu sehen.« Cole öffnete die Tür und bedeutete Rose, ihm zu folgen.
    Der riesige Raum war nur schwach von Kerzenlicht erhellt. Das letzte Mal, dass Rose die Bibliothek betreten hatte, lag fünfzehn Jahre zurück, und sie hatte vollkommen vergessen, wie unheimlich es hier drinnen war mit den hohen Wänden voller Gesichter. Hunderte Antlitze von Freunden und Feinden der Geschichtshüter blickten finster auf sie hinab. Eine Glocke erklang, Hebel und Getriebe setzten sich in Bewegung, und die gestrengen Gesichter wurden durch neue, nicht weniger strenge ersetzt.
    Â»Diese Tür hier stand nur einen hauchdünnen Spalt weit offen«, fuhr Jupitus im Flüsterton fort und deutete auf einen verborgenen Eingang in einer dunklen Ecke. Er drückte die Geheimtür auf und schob Rose hindurch, hinein in die dahinterliegende pechschwarze Dunkelheit.
    Â»Nehmen Sie meine Hand«, wisperte er. »Man stolpert nur allzu leicht über all die Gestänge und Hebel hier.«
    Rose rührte sich nicht von der Stelle. Sie überlegte kurz, dann streckte sie zögernd eine Hand aus, die Jupitus umgehend ergriff. Rose war überrascht, wie warm seine Finger waren – sie hatte erwartet, Jupitus würde sich kalt wie ein Fisch anfühlen.
    Unter den wachsamen Augen der Porträts führte er sie tiefer hinein in die Dunkelheit. Ein flackernder Schimmer von Jupitus’ Kerze beleuchtete das normalerweise unsichtbare Räder- und Gangwerk, das die Bilder der Bibliothek unermüdlich drehte.
    In der dunkelsten Ecke blieb Jupitus schließlich vor einer Röhre stehen, die von oben aus der Decke kam und senkrecht an der Wand entlang ins darunterliegende Stockwerk führte.
    Â»Dieses Rohr«, erklärte er, »führt vom Kommunikationsraum im Stockwerk über uns hinunter in die Privaträume der Kommandantin.«
    Allmählich begriff Rose, worauf er hinauswollte. »Das ist die Rohrpost, mit der Galliana die Nachrichten aus den Meslith-Schreibern erhält?«
    Â»Ganz richtig. Und gestern Nacht machte ich folgende alarmierende Entdeckung.«
    Jupitus hielt den Kerzenleuchter näher an die Röhre, und Rose schnappte laut nach Luft: Auf halber Höhe befand sich ein waagerechter Schnitt, in den jemand eine dünnes Holzbrettchen geschoben hatte.
    Â»Die Nachrichten werden an dieser Stelle abgefangen«, erklärte Jupitus, »und erst dann weitergeleitet. Wir müssen herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.«
    Â»Sie meinen, der Mann in dem blauen Umhang?«
    Â»Exakt, Rosalind«, hauchte Jupitus. »Morgen werden wir uns hier in den Schatten verborgen halten und hoffen, dass der Übeltäter zurückkehrt.«
    Â»W-wir beide?«, stotterte Rose.
    Â»Da ich offensichtlich unter Verdacht stehe, wäre es mir lieber so. Oder haben Sie morgen schon etwas vor?«
    Â»Nein, ich … glaube nur … natürlich wäre es sinnvoll«, erwiderte Rose sichtlich nervös. »Ein Überwachungseinsatz. Ganz wie in alten Zeiten, hm?«
    Jupitus fixierte sie unbeirrt, und Rose blickte in seine vom Kerzenschein in warmes Licht getauchten Augen. Einen klitzekleinen Moment lang schien der Mann, der

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