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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Gast
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Etwas als vielmehr ein Danken für Etwas sind. Soweit ich mich entsinnen kann, hatte ich nie eine übersteigerte Erwartungshaltung aufs erhört Werden. „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ beten wir im „Vater Unser“, was für mich überspitzt formuliert heißt: Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner!
    Durchs Beten versuche ich mein Erlebtes und Erfahrenes ähnlich wie beim Tagebuchbericht geistig zu reflektieren mit der Folge, dass ich mit mir selbst Zwiesprache halte, wobei ich dieses nicht als ständigen Gewissensabgleich verstehen möchte. Vielmehr sehe ich es als ein in Gottes Hand Hineinlegen und als ein in seinem Raume stehen Lassen an. Den lieben langen Tag sind wir den als Bitten deklarierten Forderungen seien es eigene oder von anderen ausgesetzt. Da bedarf es derer nicht auch noch im Gebet, selbst wenn es sich um Fürbitten handeln sollte, wie ich meine.
    Viel zu oft sind wir geneigt, Gott zu unserem Handlanger, zu unserem Verbündeten zu machen, um hernach enttäuscht feststellen zu müssen, dass dem nicht so ist, dass wieder einmal unsere eigene, persönliche Wunschvorstellung von Gott zerplatzt ist. Und dennoch eröffnet die Beterei einem die Möglichkeit, sich innerlich zu fassen, seiner Zerstreutheit und Zerrissenheit Einhalt zu gebieten und so zur inneren Ruhe zu gelangen, was ehrlich gesagt häufig misslingt.
    Mein langer Aufenthalt im Kircheninnern war sehr erbaulich. Höhen-Orte vermitteln einem doch immer wieder das Gefühl von Freiheit und Ungebundenheit.
    Der Essensduft, der mir bei Ortschaftsdurchquerung in die Nase stieg und mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, sorgte sogleich für eine großzügige Auslegung des Erfordernisses einer bescheidenen Lebensführung eines Pilgermanns. Verschieben wir dieses doch einfach auf morgen, dachte ich mir und ließ mir das Pilgermenü nebst dem Hausrotwein in einem Gasthaus munden. Um das Geld und damit die Kostspieligkeit meiner Pilgerschaft hatte ich mich von Anfang an einen Dreck geschert. Ich hob Geld vom Automaten ab, wenn ich brauchte. Wie hoch sich meine Unkosten zwischenzeitlich belaufen, vermochte ich nicht einmal zu beurteilen, geschweige denn betragsmäßig abzuschätzen. Ich glaube, wenn ich wieder zuhause sein werde, werde ich verarmt sein und wirklich am Bettelstab gehen müssen.
    Unbeeindruckt von diesem Gedanken marschierte ich aufs gerade Wohl weiter. So schön wie der Weg herauf gewesen war, so schön war er auch wieder hinab. Gleich im Anschluss ging es erneut steil bergauf über den höchsten Pass des Jakobsweges in Galicien, den Alto do Poio, hinweg. Als ich hechelnd und dampfend vor Schweiß auf einem schmalen und äußerst steilen Bergpfad gerade die Passhöhe erklomm, rief mir ein Herr an einem Tisch der Passbar bei einem Bier sitzend irgendetwas auf Spanisch zu, worauf ich ihm sogleich impulsiv und freudestrahlend antwortete: „Auch das wäre geschafft!“
    Selbstverständlich nutzte ich die Gelegenheit, mich gleichfalls an einem der vor der Bar aufgestellten Tische hinzusetzen und einige aus dem Getränkeautomaten herausgelassene Coca Colas abzupumpen. Zu mir gesellte sich eine Hochdeutsch sprechende Dame mittleren Alters, die mir erzählte, dass sie sich einer Dreiergruppe angeschlossen habe und sie drei, um Kilometer zu machen, einmal eine Nacht durchgewandert seien. Eine angemessene Wegstrecke hätten sie allerdings nicht zurücklegen können. Am nächsten Morgen hätten sie sich ungefragt todmüde und angezogen ins Bett einer Albergue zum Schlafen gelegt, kurz nachdem diese zum Auslass geöffnet wurde. Erbarmungslos seien sie geweckt und noch halb trunken vor Schlaf vor die Türe gesetzt worden, als die Albergue ihre Pforten schloss.
    Wie üblich schwäbelte ich putz munter mit der Dame, was sie natürlich sogleich zur Frage veranlasste, woher ich denn stamme. Nachdem ich sie hierüber aufgeklärt hatte, meinte sie nur salopp: „Ach deshalb!“
    Schon des Öfteren wurde ich für einen Österreicher oder Schweizer gehalten. Ist es wirklich nur mein Schwäbeln oder gar mein Habitus?
    Auf derartige Fragen hatte ich mir zwischenzeitlich die Antwort angewöhnt: Aus dem süddeutschen Sprachraum. Von einem Norddeutschen wurde ich diesbezüglich einmal angeraunt, weshalb ich nicht Deutscher sage. Was mich wiederum veranlasste, einen längeren Monolog über meine Auffassung des Deutschtums zu halten.
    Unter anderem wies ich darauf hin, dass für mich Deutschland ein geographischer Begriff ist und Deutsch

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