Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Quell von Informationen, und ich war heilfroh über die Ablenkung.
***
Das Essen nahm seinen Lauf, und je mehr sich die Gespräche überschnitten, je mehr Bier floss, desto lauter wurden wir. Es war unschwer zu erkennen, dass Nate, Cam, Peetie und ihre Familien sich sehr nahestanden. Wenn man Zeit mit den Jungs verbrachte, ließen sich diese Bindungen bereits erahnen, aber sie jetzt mit ihren Eltern zu sehen war der endgültige Beweis. Das hier waren Bande, die niemals zerreißen würden. Ich wusste nicht, ob der Umstand, dass keiner der Jungs Geschwister hatte, dabei eine Rolle spielte, aber bei ihrer Freundschaft untereinander spielte er auf jeden Fall eine Rolle.
Ich selbst hatte so etwas nie erlebt. Ich hatte meine Mom gehabt, die selbst nur wenige gute Freundinnen hatte. Dann war Dad aufgetaucht, und irgendwie hatte ich nie mehr gebraucht als die beiden. Ich weiß nicht, woran es lag, jedenfalls hatte ich nie eine beste Freundin gehabt, so, wie die Jungs sich hatten. Es gab auch keine Familientreffen, obwohl in unserem Haus ein ständiges Kommen und Gehen herrschte, weil Mom immer jemandem aus der Patsche half und Dad jemand anderem einen Gefallen tat.
Ich hatte nie geglaubt, dass ich so etwas wie das hier brauchen könnte – bis ich nach Edinburgh gekommen war und diese wunderbaren, unkomplizierten Menschen mich mit offenen Armen in ihren Kreis aufgenommen hatten. Zuvor hatten sie schon Joss aufgenommen, und Joss wiederum mich, ja, sie hatte mich sogar zu ihrer Brautjungfer gemacht.
Während Nathan, Andy und Jim die Rechnung untereinander aufteilten, beschloss ich, Joss sofort nach meiner Rückkehr aus Longniddry zu besuchen. Sie war für mich da gewesen. Jetzt musste ich für sie da sein.
Nach dem Essen war ich in einer eigenartig melancholischen Stimmung, deswegen freute es mich umso mehr, dass die Jungs so ausgelassen waren. Sie hatten ein paar Bier zum Abendessen getrunken, und nachdem sie sich von ihren Familien verabschiedet hatten und wir alle zusammen zum Haus zurückkamen, holten sie sofort noch mehr Bier aus dem Kühlschrank.
Zwei Stunden später waren sie stark angeheitert. Sie genossen ihre Freiheit von Alltag und Verantwortung. Nachdem Peetie verkündet hatte, dass weder Cam noch Nate es fertigbringen würden, ihn mit einem Judowurf auf die Matte zu schicken, hatten die beiden einen Blick auf ihren riesigen, Rugby spielenden Freund geworfen und die Herausforderung angenommen. Ich hätte sie aufhalten sollen. Irgendjemand würde sich noch weh tun. Aber da Jo und Lyn lachend in der Ecke saßen und keinerlei Anstalten machten dazwischenzugehen, beschloss ich, dass auch für mich kein Grund bestand, um Nates willen einzuschreiten.
Stattdessen schlenderte ich in die Küche und traf dort auf Cole, der gerade ein paar Knabbereien holte.
»Hey.« Ich knuffte ihn freundschaftlich. »Gehörst du neuerdings zum Cateringpersonal?«
Cole grinste. »Ich dachte, ich geh besser aus der Schusslinie.«
»Kluger Junge.« Ich nahm mir ein paar Erdnüsse. »Es wundert mich, dass du noch keinen von uns gefragt hast, ob du auch ein Bier haben darfst.«
Kaum hatte ich das gesagt, verhärteten sich seine Züge, und ich verfluchte mich für meine Gedankenlosigkeit.
»Ich steh nicht so auf das Zeug, ehrlich gesagt.«
Natürlich nicht. Er hatte eine alkoholsüchtige Mutter.
Bravo, Olivia.
»Tut mir …«
»Ich dachte, ich esse noch schnell einen Happen, während Cam Peetie fertigmacht.« Nate kam in die Küche geschlendert. Seine Augen waren leicht glasig vom Alkohol, und seine Wangen waren gerötet. Sein Blick wanderte von mir zu den Snacks. Er kam um den Tisch herum und drängte sich neben mich, während er die Hand nach einer Schüssel mit Chips ausstreckte. Mit der anderen Hand streichelte er meinen Hintern.
Ich versteifte mich und schielte zu Cole, der mein Hinterteil fixierte. Irgendwann hob er den Kopf, merkte, dass ich ihn ansah, und runzelte die Stirn.
Scheiße.
Nate strahlte uns an. Er hatte keinen blassen Schimmer, dass er beobachtet worden war. Dann schlenderte er seelenruhig aus der Küche. Cole und ich blieben zurück und starrten uns an.
Plötzlich kam ich mir wie der Teenager vor.
Erschöpft wandte ich den Blick ab und seufzte. »Ich gehe schlafen.«
Wenig später lag ich im Bett, blickte zur Zimmerdecke und lauschte auf das Gelächter von unten. Der Lärm und meine Gedanken hielten mich wach, und es dauerte lange, bis ich einschlief. Irgendwann schaffte ich es, mich davon zu
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