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James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten

James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten

Titel: James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
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und minderwertiges Gemüse — teilweise als Viehfutter aufgekauft — als biologisch hochwertige Ware zu Wucherpreisen. Die Loddels der Verdura-Familie waren ebenfalls nicht wählerisch: Sie hatten vom unreifen, grünen Pfläumchen bis zur runzeligen Dörrpflaume alles im Angebot.
    Als letzte Warnung verschickte der Vindicatore der Familie eine ausgehöhlte, sargähnliche Gurke, in der, hob man den Deckel ab, ein bleicher, geköpfter Spargel lag — ein beeindruckendes Bild, das seine Wirkung selten verfehlte.
    Der Mann, den Don Carlo mit in die Sitzung gebracht hatte, war Claudio Cipolle, ein junger, brutaler Caporegime, der stoisch pistazienkauend hinter ihm hockte.

26

    Der letzte der Runde am Tisch war der uns schon bekannte Chef der Carne-Familie, Don Giuseppe Porco, wegen seiner Physiognomie auch „Der Doppelstecker“ genannt.
    Aus dem schönen Palermo stammend, von Beruf gelernter Metzger, war er Mitte der dreißiger Jahre nach seiner Flucht in die USA, auf Empfehlung von ehrenwerten sizilianischen Freunden, denen er eine fleischverarbeitende Gefälligkeit erwiesen hatte, vom Syndikat in den Schlachthöfen New Yorks als Vertrauensmann engagiert worden. Von hier aus begann sein steiler und blutiger Aufstieg.
    Don Giuseppe hatte mit seiner uns auch schon bekannten kuhäugigen Frau Sophia zwei Kinder: eine ebenfalls kuhäugige Tochter namens Annabella und den schon mehrfach erwähnten Luigi, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war und der in einschlägigen Kreisen, von denen der alte Porco nichts ahnte, als „Dreifachstecker“ verrufen war.
    Die Carne-Familie hatte im großen Familienkrieg vor knapp zwanzig Jahren zusammen mit den Verdura- und Pesce-Leuten gegen die Pasta- und Dolce-Familie gekämpft.
    Im Verlaufe der blutigen Auseinandersetzungen, in die damals noch die alten Schnurrbartpeter persönlich eingriffen, schoß Don Vico Pappardelle in einem Straßenkampf auf der Bowery dem Carne-Chef mit einer wohlgezielten Kugel aus seiner Jagdbüchse das linke Ohrläppchen ab. Don Guiseppe Porco revanchierte sich mit einer schlechtgezielten Salve aus einer alten Thompson-Maschinenpistole, wobei ein Querschläger den Pasta-Chef, der hinter einer Mülltonne in Deckung gegangen war, in den Hintern traf und einen Nerv lädierte. Das hatte zur Folge, daß Don Vico seither bei jedem Wetterumschwung die rechte Arschbacke taub wurde. Dieser unrühmliche Schußwechsel lag jedoch schon lange zurück, und beide Kontrahenten vermieden es taktvoll, ihn zu erwähnen.
    Nach Beendigung des Familienkrieges hatten beide Familien beschlossen, ihre Kinder zur Sicherung des Friedens miteinander zu verheiraten. Zuerst hatten sie dabei an Rocco und Annabella, die Tochter Don Giuseppes, gedacht, aber das erste Zusammentreffen der beiden auf dem Debütantenball des Syndikats im Waldorf Astoria war eine totale Pleite gewesen. Der junge Stier Rocco poussierte alle Mädchen, nur nicht Annabella, die sich ihrerseits mehr zu den jungen Softys hin-gezogen fühlte. So wurden der Porco-Sohn Luigi und Elsa als Ersatzpaar ausersehen, aber auch dabei hatten die beiden Väter, wie wir gesehen haben, keine allzu glückliche Hand.
    Die Carne-Familie kontrollierte neben den Schlachthöfen und Fleischerläden auch die Mehrzahl der Schaschlik-, Hamburger- und Hot-Dog-Buden in New York City.
    Ferner belieferte sie mit ihren Produkten die umsatzstarken und expansiven Vienna-Buckhandel-Stations und die Bavarian-Livercheese-Inns, zwei überaus beliebte Freß-Institutionen. In der Lebensmittelfälschung leistete die Carne-Familie ebenfalls Vorbildliches. Die Nachfrage nach ihren Wildpasteten, die aus Katzenfleisch fabriziert wurden, nach Bärenschinken, die von Hunden stammten, und nach Weinbergschnecken, die aus gekochter Rinderlunge bestanden, stieg ständig.
    Die Palette der Spezialitäten, die die Zuhälter der Carne-Familie boten, war. außerordentlich vielfältig: braune Hasen von der Westside, gelbe Hühner aus Chinatown, weiße Gänse von der Eastside und schwarze Schnepfen aus Harlem.
    Die durch Boten zugestellte letzte Warnung der Carne-Killer heizte jedem ein — der Anblick eines in Aluminiumfolie gewickelten verkohlten Hähnchens sprach für sich.
    Juniorboß in der Carne-Familie war — was bei den anderen Dons allgemein auf Unverständnis stieß — der ungeliebte Luigi, der jetzt Mißmut und Langeweile nicht verbergend, hinter seinem Vater saß.

27

    Und dann erhob sich der Capo di tutti i capi, Don Vico Pappardelle, und

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