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James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten

James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten

Titel: James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
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hielt eine der denkwürdigsten Reden in der Geschichte des Syndikats, eine Rede ganz in der alten Tradition mafiosen Stils. Sie war nicht besonders lang und nicht besonders geschliffen, sie war eigentlich nur die übliche bauernschlaue, hinterfotzige Mischung aus Nüchternheit und Pathos, aus Drohung und Schmeichelei, aus Härte und Sentimentalität. Aber jeder, der diese Rede vernahm, wußte, was die Uhr geschlagen hatte. Es war eine Rede, durchaus vergleichbar mit der Eloquenz eines Demosthenes, eines Cicero, eines Henry Kissingers oder eines Hans-Dietrich Genschers.

    „Ehrenwerte Freunde“, begann Don Vico. „ Cosa nostra, unsere Sache, die vor fast einem Jahrhundert als ein zartes, verletzliches Bäumchen hier in Amerika gepflanzt wurde, hat sich im Laufe der vielen Jahrzehnte zu einem robusten, mächtigen Baum entwickelt. Das war nur möglich durch Männer wie euch, meine Freunde! Männer, die der alten sizilianischen Tradition verhaftet und die wie eh und je bereit sind, ihre männliche Ehre gegen wen auch immer zu verteidigen.“
    Das gefiel den alten Haudegen rund um den Tisch. Sie blähten sich geschmeichelt auf und nickten ernst vor sich hin.
    Die jungen Mafiosi langweilte es: Rocco kaute an seinen Fingernägeln, Luigi Porco popelte in der Nase.
    „Besonders in den letzten Jahren“, fuhr Don Vico fort, „haben sich die fünf mächtigsten Äste dieses Baumes, die früher oft auseinanderstrebten, zu einer dichten, herrlich gewachsenen Krone vereint. Sie haben sich in glücklicher Weise — ohne einander zu behindern — zu einem undurchdringlichen Geflecht entwickelt, das allen Stürmen zu trotzen imstande ist.
    Es ist deshalb um so schmerzlicher, wenn eines Tages der herrliche, grüne Anblick dieser Krone durch einen faulen Trieb, der inmitten dieses Meeres gesunder Blätter wuchert, verschandelt wird.
    Leider habe ich einen solchen verdorbenen Trieb in unserem geliebten Baum entdecken müssen. Gottlob ist es nicht ein großer, tragender Ast, sondern nur ein kleiner, nicht allzu bedeutender Zweig, aber“ — Don Vico hob die Stimme und den Zeigefinger — „wie jeder Gärtner weiß, muß ein solcher Zweig, auch wenn er noch so klein ist, herausgeschnitten werden — radikal und rigoros — , damit seine krebsige Fäulnis nicht auf andere, gesunde, vor allem junge Triebe übergreift.“ Nach diesen dunklen, mystischen Andeutungen kam Don Vico zur Sache.
    „Wie ihr alle wißt, ist auf meine geliebte Tochter vergangene Woche während einer fröhlichen Familienfeier ein Anschlag verübt worden. Nur dem unerschrockenen Eingreifen eines tapferen und ehrenhaften Mannes ist es zu verdanken, daß dieses Attentat fehlschlug. Es war ein infamer Anschlag auf das Leben eines unschuldigen Mädchens — fast eines Kindes noch — , das dereinst unter den Schmerzen seiner Mutter und unter den Ängsten seines Vaters zur Welt kam und das jetzt seinem frühen Tod nur durch eine glückliche Fügung entging.“
    Don Vico bedeckte für einen Moment mit der Hand seine Augen. Mitfühlendes Gemurmel rund um den Tisch wurde hörbar.
    „Eine solche infamita ist für mich unfaßbar“, sprach Don Vico weiter. „Hätte man auf meinen Sohn geschossen, so wäre ich nicht verwundert gewesen. Natürlich hätte ich mich nach dem Motiv dieser Schüsse gefragt, ob sie vielleicht die Reaktion der verletzten Ehre eines gehörnten Ehemannes gewesen wären“ — Rocco lachte während dieser Passage geschmeichelt auf — „oder ob rein geschäftliche Gründe dafür ausschlaggebend gewesen waren. Ich hätte für beides Verständnis gehabt!
    Wir alle wissen, daß man im Laufe des Lebens manchmal gezwungen ist, einen Knoten mit dem Schwert zu durchschlagen. Wir alle haben so etwas schon getan, und ich akzeptiere das, wie wir alle das akzeptieren müssen.
    Welche Motive aber gibt es, auf ein unschuldiges Mädchen zu schießen, das von den Leidenschaften des Lebens und den Geschäften unserer Familien noch völlig unberührt ist? Die Gründe hierfür können nur krankhafter Natur sein. Ein Mensch, der solcher infamita fähig ist, ist kein ehrenwerter Mann. Für eine solche Tat kann es kein Verständnis und keine Entschuldigung geben!
    Eine solche infamita bedeutet Rache, sie bedeutet ven-detta!“ Der Capo tutti capi stieß diese Drohung mit furchtbarer Stimme hervor, die ihre Wirkung auf die Anwesenden nicht verfehlte.
    Gleich darauf jedoch fuhr er mit gemäßigter Stimme fort: „Aber ich konnte nicht glauben, daß jemand meiner alten

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