James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
aufgeführt: Sie kontrollierte die Bäckereien, die Konditoreien und die Süßwarengeschäfte der Stadt. Sie besaß eine Fabrik für Eiscreme auf Coney Island, eine für Lollys in Brooklyn und eine für Bärendreck in New Jersey. Der Dolce-Familie gehörte eine Kette von Krapfen- und Pfannkuchenbuden, und sie kassierte an jedem Eisstand in Manhattan mit. Außerdem besaß sie das Monopol für Gummibärchen an der ganzen Ostküste.
Als letzte Mahnung schickte die Dolce-Familie ihren Delinquenten eine Eisbombe mit einem eingefrorenen Waffelmännchen, eine Anspielung auf ihre bevorzugte Exekutionsmethode: Das Opfer wurde in der Eisfabrik der Familie tiefgefroren und dann von einem Lagerhochhaus heruntergestoßen, wo es in tausend Stücke zerschellte — was die untersuchenden Pathologen zur Verzweiflung brachte.
Hinter Don Vittorio saß wie immer sein Consigliere Antonio Caramelie, ein sehr korrekter Mann, der es gewohnt war, gewissenhaft die Geschäfte der Familie weiterzuführen, wenn sich sein Chef auf einer seiner ausgedehnten Bumstouren befand.
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Der Mann, der als zweiter rechts von Don Vico Platz genommen hatte, war Petro Calamare, das Oberhaupt der Pesce-Familie, genannt „die Krake“, weil er seine Finger in jedem Sardinenbrötchen hatte, das in New York verkauft wurde.
Don Petro war gebürtiger Sizilianer und stammte aus Messina. Er war einer der alten Schnurrbartpeter, ein beleibter, schwitzender, fischäugiger Glatzkopf. Seine Eltern waren nach dem Ersten Weltkrieg mit ihm in die USA eingewandert, wo sich sein Vater in Chicago mit dem jungen Capone zusammentat, als der noch alten Omas die Handtaschen vom Arm riß . Später kriegten sich die beiden in die Wolle.
Calamare senior floh, nachdem er dem St. Valentins-Massaker nur durch Zufall entgangen war, nach New York, wo er sich zusammen mit seinem heranwachsenden Sohn Petro der Schutzgelderpressung im Fischereihafen, auf den Fischmärkten und in der fischverarbeitenden Industrie widmete.
Sehr bald war die Pesce-Familie eine der mächtigsten und gefürchtetsten Familien in New York, deren rüde Exekutionsmethoden sogar abgebrühten Mobstern ein Greuel waren.
Die letzte Warnung der Pesce-Familie war ein in Zeitungspapier gepackter toter Fisch, dem man Kopf und Schwanz abgesäbelt hatte. In diesem bedauernswerten Zustand pflegten denn auch die Opfer der Pesce-Killer den Hudson River hinunterzutreiben. Neben den bereits erwähnten geschäftlichen Aktivitäten betrieb die Pesce-Familie ein umfangreiches Lebensmittelfälschungsprogramm: Sie produzierte u.a. falschen norwegischen Lachs, aus Sojabohnen hergestelltes Hummerfleisch und synthetischen russischen Kaviar.
Die Zuhälter der Pesce-Familie schickten Backfische rund um die Vereinten Nationen, Randsteinkrabben an der Lower East Side und billige Hafenjulen in der South Street auf den Strich.
Don Petro Calamare hatte mit seiner Frau Clara, einer vierschrötigen Matrone, zwei Söhne: Gambino, 25, und Tonno, 23, zwei stupide Kretins, die für das Familienerbe nicht in Betracht kamen. Sie waren gerade noch zum Abkassieren der familieneigenen Fish- und Chipsbuden geeignet.
Der Vizeboß und Consigliere der Pesce-Familie, der hinter Don Petro auf seinem Stuhl hockte, war daher Anthony Merluzzo, ein Bruder Donna Claras.
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Der nächste Mann, der rechts vom Pesce-Chef saß, war Carlo „the nut“ Cavolo, der Don der Verdura-Familie. Er war ein alter, fetter Nußknacker mit progenem Kinnladen, den er durch einen dicken Schnauzbart zu verbergen suchte.
Don Carlo stammte aus Catania. Seine ebenfalls in Sizilien geborene, ihn eineinhalb Kopf überragende Frau Rosina hatte ihm zwei Töchter geboren, die auf die schönen Namen Fagliola und Melanzana getauft waren. Sie waren eineiige Zwillinge, siebenundzwanzig Jahre alt und lesbisch, was Papa Cavolo aber nicht wußte. Die Verdura-Familie beherrschte den gesamten Obst- und Gemüsehandel der Stadt. Sie hatte, angefangen vom Großmarkt bis zur kleinsten Klitsche — die Pommes-frites-Buden inbegriffen — , alles unter Kontrolle.
Die Fabriken der Familie lieferten zu überhöhten Preisen gestrecktes Ketchup und verwässerte Fruchtsäfte, ebenso wie synthetische Gewürze: Curry, Muskat, Pfeffer und Safran.
Ein weiterer Aktivposten der Verdura-Bilanz war das Biogeschäft: eine Kette von familieneigenen Naturkostläden, die den ganzen Staat New York überzogen, verhökerte an Gesundheitsapostel und alternative Körnerfresser überlagertes, verkrüppeltes Obst
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