Jamey. Das Kind, das zuviel wußte
harten Beat.«
»Genau, und Pop-Hinduismus. Sie bekamen mehrmals eine Goldene Schallplatte, dann gingen die Mitglieder auf den Egotrip, und die Gruppe zerfiel. Rolly war einer der Witzbolde, wie sie Ken Kesey beschreibt. Er nahm LSD und nannte sich Captain Trips. Er kannte alle Leute auf dem Haight. Jetzt wohnt er hier, hat ab und zu ein Engagement. Ich kann Sie mit ihm zusammenbringen, wenn Sie wollen.«
»Das wäre sehr schön.«
»Gut. Ich rufe ihn heute Abend an und melde mich dann bei Ihnen. Sollte ich es vergessen, rufen Sie bitte bei mir an. Robin hat meine Nummern.«
»Ich danke Ihnen.« Er fuhr sich durch die Haare und ging.
Robin und ich sahen uns an.
»Rockin’ Billy Ornstein?«, sagten wir einstimmig.
Am nächsten Morgen fuhr ich wieder zu dem ehemaligen Fabrikgebäude. Diesmal war die Tür einen Spalt offen. Ich schob sie auf und ging hinein.
Drinnen sah ich eine breite Treppe aus Tannenholz und roch den Duft von Pesto. Oben auf dem Treppenabsatz war es noch dunkel. Ich konnte dennoch die liegenden Silhouetten von zwei Dobermännern erkennen, die meine Ankunft offensichtlich überhaupt nicht interessierte.
»Na, ihr«, sagte ich und ging eine Stufe hinauf. Die Hunde sprangen auf die Füße und begannen zu knurren. Beide waren mit langen Ketten am Treppenpfosten festgemacht, schienen sich jedoch nicht unwohl dabei zu fühlen. Ich machte einen weiteren Schritt nach oben. Die Hunde fletschten die Zähne und bellten. Ihr Duett klang nicht gerade harmlos.
»Wer ist da? Was wollen Sie hier?«, rief eine laute Frauenstimme, die aus dem Dunkel kam. Daraufhin beruhigten sich die Hunde, und ich schrie:
»Ich suche Gary Yamaguchi.«
Eine Frau, die wie eine violette Birne aussah, stand hinter den beiden Hunden.
»Ist schon gut, meine Süßen«, sagte die Birne, »ihr seid zwei ganz Liebe.« Die Hunde legten sich devot hin und leckten ihre Hände ab. »So ist’s brav, meine Honigmäulchen, Mama mag es, wenn ihr so gut aufpasst.«
Man hörte ein leises Klicken, und eine Glühbirne an der Decke ging an. Die Birne war Anfang dreißig, ein wenig schlampig und schwergewichtig und mit einem violetten Kittel bekleidet. Ihr Haar war hennarot, das Make-up schien sie mit dem Spachtel aufgetragen zu haben. Sie stemmte ihre grübchenbesetzten Hände in die Hüften und fragte:
»Was wollen Sie von ihm?«
»Ich heiße Alex Delaware. Er war vor ein paar Jahren mein Patient, und ich würde ihn gerne etwas über einen anderen meiner Patienten befragen, der mit ihm befreundet war.«
»Patient? Sind Sie denn Arzt?«
»Psychotherapeut.«
Sie wurde freundlicher.
»Ich mag Psychos. Meine ersten beiden Männer waren auch welche. Sind Sie verheiratet?«
»Ja«, sagte ich schnell, um Komplikationen zu vermeiden.
»Macht nichts, Sie können trotzdem raufkommen.«
Ich zögerte und zeigte auf die Dobermänner.
»Keine Angst«, sie lachte, »die fressen Sie erst, wenn ich es ihnen sage.«
Ich ging vorsichtig nach oben, mit leicht zitternden Knien.
Die Treppe endete auf einem großen Podest. Links war eine splittrige Tür, rechts ein offener Flur. Von dort drang intensiver Basilikumgeruch zu mir.
»Ich bin Randee Bogdan«, sagte die Frau, »mit Doppel-E.«
Wir gaben uns die Hand. »Kommen Sie herein, Dr. psych. Alex!«
Sie watschelte vor mir her durch eine Tür, die in einen weiteren Flur führte. Am Ende des Flures betraten wir eine riesige durchgehende Wohnf läche von etwa tausend Quadratmetern. Die Wände waren dunkelorange gestrichen, an der einen stand eine Vitrine mit auf Hochglanz polierten Schildkrötenpanzern; sonst waren die Wände kahl. Der Boden war schwarz lackiert, die Decke, durch die Licht hereinfiel, bestand aus einem Wirrwarr von Röhren in grellem Pink. Das Mobiliar war erlesen, eine ausgewogene Mischung von Art déco, Memphis und Altorientalisch: graue Chinavasen, helle, in Form und Größe aufeinander abgestimmte Tische, braungraue Couchen, ein großer Schrank aus Ebenholz mit Intarsien aus Perlmutt, eine mit seidenen Amaryllisblüten gefüllte Blumenschale. Im Ganzen war sehr viel Raum freigelassen, offenbar mit Absicht, es war ein kostspieliges Interieur.
Die Mitte des Raumes beherrschte eine perfekt eingerichtete Küche, makellos sauber und ganz aus glänzendem rostfreiem Stahl. An einer eisernen Halterung hing eine lange Reihe kupferner Töpfe. Umgeben war alles von einer Art Theke aus gehämmertem Metall, in deren Oberfläche Marmorplatten eingelassen waren, um Teig auszurollen. Auf einem
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