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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sie. »Aber damals war er noch ein sehr netter, hilfsbereiter Nachbar.«
    »Um Gottes willen, Hanne, die kommen zu uns rüber.« Nun packte er ihre Hand, drückte sie fest. »Tun Sie mir einen großen Gefallen?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Gehen Sie bitte zu ihnen. Ich will diesen Leuten heute Abend nicht über den Weg laufen.«
    »Aber warum denn?«
    »Erkläre ich Ihnen später.«
    Ehe sich Hanne versah, war ihr Begleiter im Dunkeln verschwunden. Er verzog sich hinter die Rückmaschine und beobachtete, wie Johanna mit den drei Männern angeregt zu plaudern begann. Erst jetzt bemerkte er, dass er trotz der immer noch sehr angenehmen Außentemperaturen am ganzen Körper zitterte. Von hinten schlich er sich an den Weinstand und orderte einen weiteren Chardonnay. Er setzte sich im Schatten des Pavillons auf einen Baumstumpf. In hastigen Schlucken trank er den etwas zu warmen Weißwein. Langsam löste sich seine Verkrampfung. Er konnte wieder einigermaßen klare Gedanken fassen.
    Wieso hab ich denn eben so panisch auf diesen Anblick reagiert?, drängten sich nagende Fragen in sein Bewusstsein.
    »Geht es Ihnen nicht gut? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte der freundliche Biowinzer.
    »Nein, nein. Es ist alles in Ordnung«, keuchte Tannenberg. »War nur ein sehr anstrengender Tag heute.«
    »Ja, ja, den hab ich auch oft. Und da wirkt ein Gläschen guter Pfälzer Wein doch wahre Wunder. Darf ich Ihnen nachschenken?«
    »Klar doch«, antwortete der Kriminalbeamte.
    Während der geschäftstüchtige Weinbauer das Glas erneut befüllte, ertönte eine Lautsprecheransage. Die Eventgäste wurden zu einem Teich gebeten, an welchem der Aktionskünstler den nächsten Teil seiner Performance präsentieren wollte. Zudem wurde bekannt gegeben, dass gleich anschließend im ›Haus der Nachhaltigkeit‹ das Menü serviert werden würde.
    Tannenberg ließ sich matt auf den Baumstumpf niedersinken und schaute hinüber zu der Stelle, wo Hanne und die drei Männer eben noch gestanden hatten. Doch sie waren alle verschwunden. Sein spähender Blick suchte das Areal ab. Er entdeckte zwar eine größere Menschenansammlung an der Südseite des Gebäudes, konnte aber weder Hanne noch einen der drei Männer darunter ausmachen.
    Er hing noch eine Weile seinen wild durcheinanderhüpfenden Gedanken nach, dann erhob er sich und schlug sich in die Büsche – besser gesagt ins Unterholz. Während Tannenberg seine Notdurft verrichtete, dröhnte in voller Lautstärke die Tatort-Melodie aus den Lautsprecherboxen.
    Trotz dieses Lärms hörte er deutlich ein krachendes, splitterndes Geräusch in seinem Rücken. Es stammte von seinem eigenen Hinterkopf.

11
    Am späten Nachmittag dieses ereignisreichen Hochsommertages machte sich Jacob Tannenberg für seinen zweiten Abstecher in die Innenstadt fertig. Er liebte die Regelmäßigkeit. Feste Essenszeiten waren für ihn dabei genauso wichtig wie der zweimalige tägliche Stadtrundgang mit den damit einhergehenden Ritualen. Und dazu zählte unter anderem der Besuch des ›Tchibo‹-Stammtischs, wo er sich mit seinen Rentnerkollegen jeweils morgens pünktlich um 10 Uhr und nachmittags exakt um 16 Uhr traf. Außer sonntags natürlich – einem Wochentag, den der Senior nach seinem Renteneintritt am liebsten radikal aus dem Kalender gestrichen hätte.
    Die Witterungsverhältnisse spielten bei seinen Exkursionen übrigens keine Rolle. Er ignorierte sie schlichtweg, egal ob es sich um zweistellige Minusgrade oder, wie gegenwärtig, um 33 Grad im Schatten handelte.
    Nachdem ihm seine Ehefrau noch ein, zwei kleinere Erledigungen aufgetragen hatte, streifte er sein leichtes Sommerblouson über und verließ die Parterrewohnung. Als er die staubige Beethovenstraße entlangtrottete, kreisten seine Gedanken noch immer um eine E-Mail, die er vor etwa einer Stunde von einem befreundeten Ahnenforscher erhalten hatte.
    Der Mann hatte Jacob um nähere Informationen zum ›Kroatensturm‹ gebeten. Obwohl dieser ehemalige Bürger der Barbarossastadt seit vielen Jahren in Bonn lebte, waren ihm die spektakulären Ereignisse an der Jammerhalde nicht entgangen. Kein Wunder, denn die überregionale Boulevardpresse präsentierte ihrer blutrünstigen Leserschaft tagtäglich die aktuellen Neuigkeiten rund um diesen außergewöhnlichen Kriminalfall. Natürlich durfte dabei auch eine brodelnde Gerüchteküche nicht fehlen.
    Wie stets wählte Jacob den kürzesten Weg zur Fußgängerzone. Dieser führte von seinem Haus aus über

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